Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Schlimme. Ungeheuer, vor denen man sich fürchtet, wenn man … klein ist.
    Er sah zu den anderen Munrungs hinüber, die nun zusammenrückten.
    In einer solchen Situation müssen wir alle das Alte vergessen, dachte er.
    »Keine Sorge«, sagte Snibril und versuchte, wie ein zuversichtlicher Anführer zu klingen. »Kommt! Wer als letzter …«
    »Wer interessiert sich für den letzten?« erklang eine Stimme ziemlich weit hinten. » Wir möchten sehen, was mit dem ersten passiert.«
    Am Ende der Treppe stolperte Snibril und fiel in weichen Staub. Brocando entzündete eine Fackel, die aus einem Gestell an der Höhlenwand stammte. Die anderen Munrungs folgten langsam. Schließlich betätigte der Zwergenkönig einen Hebel, und oben knirschte es, als sich der Zugang wieder schloß. Dunkelheit kroch in eine Höhle, in der es plötzlich sehr eng geworden war. Nur rötlicher Fackelschein verhinderte völlige Finsternis.
    »Sind alle da?« fragte Brocando. Er wartete keine Antwort ab, schob sich durch einen Spalt und verschwand.
    Es ist sicher sehr unangenehm festzustellen, daß die schlimmsten Alpträume plötzlich Wirklichkeit werden , überlegte Snibril. Aber wenn nichts geschieht … Das kann sogar noch unangenehmer sein.
    Das Licht der Fackel glitt über braune Wände, aus denen kleine glitzernde Haare wuchsen. Gelegentlich kamen sie an den Zugängen anderer Tunnel vorbei, aber nirgends lauerten irgendwelche Ungeheuer mit langen Reißzähnen.
    Der Weg führte nach unten, und plötzlich trübte sich der Fackelschein. Snibril zuckte unwillkürlich zusammen – und dann begriff er, daß sie nun eine gewaltige Höhle unter dem Teppich erreicht hatten. Die Wände waren so weit entfernt, daß sie das Licht nicht mehr reflektierten. Es blieb nicht bei diesem einen großen Gewölbe. Sie wanderten durch einige weitere, und manchmal führte der schmaler werdende Pfad an großen Haarsäulen hinauf, wurde dabei so steil, daß Unachtsame Gefahr liefen, aus dem Gleichgewicht zu geraten und zu fallen. Ab und zu spiegelte sich das Licht irgendwo an einer fernen Wand wider. An einer Stelle schrumpfte der Pfad so sehr zusammen, daß man die Füße nicht mehr nebeneinander setzen konnte, und kalte Luft wehte aus einem tiefen Abgrund herauf. Genau dort rutschte Snibril aus. Bane ging direkt hinter ihm und war geistesgegenwärtig genug, um die Hand auszustrecken: Er packte den Munrung an den Haaren, als er in die Tiefe zu stürzen drohte. Doch dadurch verlor er die Fackel. Sie fiel in die bodenlose Kluft, wurde dabei erst zu einem Fleck und dann zu einem winzigen Punkt, bevor die Finsternis ihr Licht völlig schluckte. Etwas bewegte sich in den schwarzen Tiefen der Unterlage; Snibril hörte, wie es fortglitt.
    »Was war das?« fragte er.
    »Wahrscheinlich ein Silberfisch«, antwortete Brocando. »Seine Zähne sind größer als ein Mann. Und er hat Dutzende von Beinen.«
    »Du hast doch gesagt, hier unten gäbe es nichts Angsterregendes!« rief Glurk.
    »Und?« erwiderte Brocando überrascht. »Wo steht geschrieben, daß man vor solchen Wesen Angst haben muß ?«
    Wenn es weitere Geschöpfe in dem dunklen Abgrund gab: Vermutlich sahen sie die Wanderer weit oben gar nicht. Oder sie nahmen sie nur als winziger Tupfer an den Wurzeln der Haare wahr. Nach einer Weile winkte Brocando, und sie verharrten am Rand einer anderen Kluft. Eine schmale Brücke reichte darüber hinweg, und auf der gegenüberliegenden Seite bemerkte Snibril die Umrisse einer Tür.
    Der König hob seine Fackel. »Wir sind jetzt direkt unter dem Felsen.«
    Die Decke der Höhle wies eine deutliche Wölbung auf: Sie neigte sich unter dem großen Gewicht darüber nach unten.
    »Abgesehen von den Königen der Stadt Wagnis seid ihr die einzigen, die hierüber Bescheid wissen«, fuhr Brocando fort. »Nach der Konstruktion des geheimen Zugangs brachte Broc alle Arbeiter um, damit niemand etwas verraten konnte.«
    »Ach? Gehört das dazu, König zu sein?« fragte Glurk.
    »Früher schon«, gestand Brocando. »Heute natürlich nicht mehr.«
    »Ha!« kommentierte Bane.
    Als sie die Brücke überquert hatten, schob der Zwerg die kleine Holztür auf. Dahinter zeigte sich eine Wendeltreppe; grünes Licht sickerte von oben auf sie herab. Der Aufstieg war lang und die Treppe so schmal und steil, daß man aufpassen mußte, um nicht auf die Hände der Person zu treten, die einem folgte. Der unstete Fackelschein projizierte die Schatten von Riesen an die Wände. Es wirkte gespenstisch und

Weitere Kostenlose Bücher