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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das viel seltener der Fall. Heute streiten sie sich nur.«
    »Was jedoch nicht bedeutet, daß wir besser geworden sind«, wandte Plint ein.
    Kruli Wulf kratzte sich am Kopf. »Oh, ich weiß nicht … Die heutigen Munrungs sind größer. Und sie jammern nicht so häufig.«
    »Und wenn schon«, schnaufte Plint. »Die Deftmenen haben nichts mit den Dumii zu tun. Und sie kommen trotzdem gut zurecht.«
    »Die Deftmenen kämpfen gegen die Dumii«, warf Snibril ein. »Es ist erstaunlich, wie sehr Dinge abfärben, wenn man gegen jemanden kämpft. Zum Beispiel … die Idee, nicht dauernd irgendwelche Leute umzubringen.«
    Ein Deftmene hob die Hand.
    »Da hast du recht«, sagte er. »Damals warf der König seine Gegner vom Felsen.«
    »Das tut er noch immer«, fügte ein anderer Deftmene hinzu.
    »Ja, aber er lacht dabei nicht mehr so laut. Und er meint, es geschähe zu ihrem eigenen Besten.«
    »Na bitte«, brachte Snibril rasch hervor. »Die Art der Dumii wirkt sich auf euch aus. Obgleich ihr sie für eure Feinde haltet. Ich reite nach Süden. Vielleicht finde ich die anderen. Vielleicht kann uns das Reich helfen.«
    »Ja, aber du bist das Stammesoberhaupt …«, begann Plint erneut.
    »Und deshalb habe ich das Recht, Entscheidungen zu treffen!« entfuhr es Snibril scharf. »Wer kommt mit mir?«
    Einige der jüngeren Munrungs hoben die Hände. Ein Deftmene stand auf. »Besteht die Möglichkeit, gegen eine weit überlegene Streitmacht zu kämpfen?«
    »Ich denke schon«, sagte Snibril.
    »Dann begleiten wir dich.« Viele Deftmenen nickten, und ein anderer fragte: »Bekommen wir Gelegenheit, bis zum Tod zu kämpfen?«
    »Vielleicht bekommt ihr die Chance, bis zum Tod des Feindes zu kämpfen«, erwiderte Snibril.
    »Ist das genausogut?«
    »Sogar noch besser.«
    »In Ordnung«, lautete die Antwort. »Dann begleiten wir dich nach Süden.«
    Schließlich erklärten sich dreihundertfünfzig Deftmenen und fünfzig Munrungs bereit, Snibril zu folgen. Auf dem Felsen genossen ihre Familien ein hohes Maß an Sicherheit – sah man einmal von dem Schrecklichen Scheuerer ab –, aber trotzdem mußte jemand bleiben, um sie zu schützen. Man konnte nie wissen …
    Vierhundert , dachte Snibril. Und wer weiß, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun bekommen?
    Andererseits … Wir kennen die Anzahl der Feinde nicht; vielleicht genügen vierhundert.
    Man wähle immer einen größeren Gegner. Weil er leichter zu treffen ist.
    Wir müssen jetzt nach Wehr, denn dort hat alles begonnen, in gewisser Weise. Dort kam zum erstenmal jemand auf den Gedanken, daß man sich nicht unbedingt gegenseitig auf den Kopf schlagen muß, um gewisse Dinge zu bewerkstelligen …

 

     
    Z wei Tage später.
    In einem Wäldchen aus roten Haaren am Rand des blauen Lands kämpften sieben Schlaue gegen Moule. Nie zuvor waren Angehörigen jenes Volkes angegriffen worden, das sich an alles erinnerte.
    Die Verteidiger verfügten nicht über Waffen – sah man von denen ab, die sie für den Verkauf hergestellt hatten.
    Dieses spezielle Rudel wurde von einem besonders listigen Moul angeführt. Er wollte nicht nur Schwerter aus Lack und dergleichen erbeuten, sondern hielt die Schlauen auch für leichte Beute.
    Es dauerte nicht lange, bis er damit begann, seine Entscheidung zu bereuen.
    Die Schlauen führten zwar keine Waffen bei sich, aber sie besaßen Werkzeuge. Und ein Hammer läßt sich als Waffe verwenden, wenn man damit nicht auf einen Nagel schlägt, sondern auf Moul-Köpfe. Die Angegriffenen standen an ihrem großen Kessel und setzten sich zur Wehr: Aus Schöpfkellen wurden Keulen, aus brennenden Haarsplittern Speere.
    Doch sie waren dem Feind zahlenmäßig unterlegen. Sie wußten um ihren bevorstehenden Tod – sie erinnerten sich daran.
    Und es gab einen stummen Beobachter, der ebenfalls Bescheid wußte.
    Die Thunorg Culaina stand tief im Schatten zwischen den Haaren. Wie soll man beschreiben, auf welche Weise ein Thunorg Dinge sieht? Ebensogut könnte man versuchen, einem Fisch die Sterne zu erklären. Folgender Hinweis muß als Beschreibung genügen: Culaina sah den Kampf im gleichen Augenblick mindestens eine Million Male, und immer verloren die Schlauen.
    Doch unter all diesen Ergebnissen gab es ein Resultat, das sich von den übrigen unterschied und so einzigartig war wie eine weiße Perle an einem schwarzen Strand.
    Die Thunorg drehte sich um, während sie gleichzeitig in Reglosigkeit verharrte, konzentrierte sich auf jene Möglichkeit …
    Plötzlich

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