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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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handelte es sich um Wächter mit makellosem Erscheinungsbild. Dies hier waren Krieger , die zerrissene und in vielen Fällen blutbesudelte Uniformen trugen.
    Sie sahen kaum auf, als Snibril zu ihnen ritt. Jene wenigen Dumii, die den Kopf hoben, bemerkten die Deftmenen und stießen ihre Kameraden an. Hier und dort griff jemand nach seinem Schwert.
    Die Zwerge schnitten finstere Mienen, brummten vor sich hin, rückten zusammen und beobachteten die Legionäre mißtrauisch.
    Snibril drehte sich im Sattel.
    »Reißt euch zusammen und seid friedlich!« rief er scharf.
    »Warum?« erklang eine verdrießliche Deftmenenstimme. »Das sind Dumii!«
    »Moule wären euch lieber, wie?«
    Der Munrung dirigierte Roland zu einigen Soldaten, die neben einem umgestürzten Haar saßen.
    »Wo ist euer Kommandeur?« fragte er.
    Ein Dumii musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    »Wir haben keinen mehr«, antwortete er. »Der General fiel in der Schlacht.«
    Kurze Stille schloß sich an.
    »Du fragst dich bestimmt, wer wir sind«, sagte Snibril.
    »Dazu bin ich viel zu müde«, erwiderte der Soldat und lehnte sich an ein Haar.
    »Steh auf und nimm Haltung an!«
    Snibril überlegte, wer diesen Befehl gegeben hatte – und begriff plötzlich, daß die Anweisung von ihm selbst stammte.
    Sein Erstaunen wuchs, als er sah, daß der Soldat gehorchte.
    »Bring mich zum ranghöchsten Offizier!« verlangte der Munrung. Ich darf kein ›bitte‹ hinzufügen , dachte er. Und ich darf ihm keine Zeit geben, einen klaren Gedanken zu fassen. Er ist daran gewöhnt, Befehle zu empfangen. Er gehorcht lieber als über etwas nachzudenken.
    »Äh … das wäre Sergeant Careus. Falls er noch lebt.«
    »Bring mich zu ihm, und zwar sofort !«
    Der Soldat betrachtete die traurigen Reste der Legion. Falten bildeten sich in seiner Stirn.
    »Ich will mit dem Sergeant sprechen!« fauchte Snibril.
    Der Legionär straffte die Gestalt. »Ja, Herr. Hier entlang.«
    Snibril folgte dem Soldaten an mürrisch dreinblickenden Kriegern vorbei zu einem untersetzten Mann, der auf dem Boden saß. Der eine Arm steckte in einer Schlinge, und das Gesicht wirkte sehr blaß. Er schien sich kaum dafür zu interessieren, wer der Neuankömmling war. Vielleicht hatte er sich angesichts der erlittenen Niederlage in eine Art Gleichgültigkeit geflüchtet.
    »Sergeant Careus«, stellte er sich müde vor. »Von der fünfzehnten Legion. Beziehungsweise von ihrem Rest. Wir waren in Ultima Marus stationiert und erhielten den Befehl, so schnell wie möglich nach Wehr zurückzukehren. Unterwegs …«
    »Kam es zu einem Sturm«, sagte Snibril automatisch.
    »Und kurz darauf …«
    »Griffen Moule an, die auf Snargs ritten.«
    »Ja. Auch das stimmt. Woher weißt du das?«
    »Oh, ich kann gut raten«, meinte Snibril. »Wie viele von euch sind übrig?«
    »Etwa dreihundert einsatzfähige Soldaten. Hinzu kommen viele Verwundete.«
    »Ich kenne einen sicheren Ort für die Verletzten. Er ist nur zwei Tagesreisen von hier entfernt, und eine kleine Eskorte würde genügen.«
    »Eine kleine Eskorte?« brummte der Sergeant. »Das bezweifle ich. Es wimmelt überall von Moulen.«
    » Hinter uns gibt es keine mehr«, betonte Snibril. »Ein Teil meiner Gruppe begleitet eure Verwundeten, und der Rest folgt euch nach Wehr.«
    Der Sergeant starrte in den Staub und überlegte. »Nun, eins steht fest: Wir können Hilfe gebrauchen. Wie heißt das Paradies, in dem angeblich keine Gefahr droht?«
    »Wagnis.«
    »Bist du übergeschnappt?«
    Laute Stimmen erklangen auf der Straße. Snibril und der Soldat eilten zum Weg, wo sich Dumii und Deftmenen gegenüberstanden – die Munrungs hatten alle Mühe, sie voneinander zu trennen. Glurks Bruder bahnte sich einen Weg durch die Menge und blieb vor zwei Gestalten stehen: Ein Krieger und ein Zwerg wälzten sich am Boden, holten immer wieder aus und schlugen zu.
    Snibril beobachtete den Ring- und Boxkampf eine Weile und rammte dann seinen Speer in den Boden.
    »Hört auf!« rief er. »Ihr seid Soldaten! Ihr sollt nicht kämpfen!«
    Die beiden Streithähne hielten inne und versuchten, in den eben gehörten Worten einen Sinn zu erkennen.
    »Ich verstehe euch nicht!« donnerte Snibril, und seine Stimme hallte von den Haaren wider. »Überall um uns herum gibt es Feinde, und ihr fallt übereinander her! Warum?«
    »Sie sind hier «, brummte ein Dumii.
    »Er hat mich als ›schmutzig‹ bezeichnet!« klagte der am Boden liegende Deftmene.
    »Nun, du bist schmutzig«, erwiderte Snibril.

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