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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beachtet werden müssen«, entgegnete Careus. »Wo kämen wir sonst hin?«
    »Aber …«
    »Später ließ der Gebieter das entsprechende Gesetz ändern und schickte jemanden, um den General zurückzuholen.«
    »Hat der Betreffende Baneus gefunden?«
    »Ich denke schon. Als er wieder in der Stadt erschien, war er am Pferd festgebunden und hatte einen Apfel im Mund. Der General schien angesichts seiner Verbannung ein wenig verärgert zu sein.«
    Die Deftmenen sind verrückt, und die Dumii sind zu vernünftig , dachte Snibril. Ihre Vernunft kommt einer ganz besonderen und stillen Form von Wahnsinn gleich. Wenn man beides miteinander vereinen könnte … Das Ergebnis wären normale Leute, so wie ich.
    »Wir könnten ihn jetzt gut gebrauchen«, sagte der Sergeant.
    »Ja«, pflichtete ihm Snibril bei. »Äh. Wie soll ich mich nun verhalten? Ich meine, wir müssen irgendwo lagern und übernachten. Welche Befehle gibt man in diesem Zusammenhang?«
    Der Sergeant musterte ihn freundlich.
    »Sag einfach ›Schlagt hier das Lager auf‹«, antwortete er.

 

     
    H ier und dort bildete der Schein von Lagerfeuern helle Flecken in der Nacht. Die Angehörigen von vier verschiedenen Völker verbrachten nun die zweite Nacht zusammen; bisher war noch niemand getötet worden.
    Snibril und der Sergeant sorgten dafür, daß an jedem Lagerfeuer mindestens ein Munrung saß und als Schlichter eingreifen konnte.
    »Hätten wir nur mehr Schlaue, die auf unserer Seite kämpfen!« klagte Careus. »Eben, als meine Jungs übten, habe ich einen von ihnen beim Umgang mit dem Bogen beobachtet. Bestimmt hielt er eine solche Waffe zum erstenmal in der Hand, aber … Nun, er betrachtete sie eine Zeitlang, setzte einen Pfeil auf die Sehne und traf das Zentrum der Zielscheibe. Einfach so.«
    »Dann ist es vielleicht besser so, daß sie nicht kämpfen«, erwiderte Snibril. »Überlassen wir das den Leuten, die dabei nicht ganz so gut sind. Nach welchem Plan gehen wir vor?«
    »Nach welchem Plan?« wiederholte der Sergeant. »Keine Ahnung. Ich kämpfe einfach nur. Daraus besteht mein Leben. Bin immer Soldat gewesen. Ich weiß nur, was uns der Kurier mitgeteilt hat. Alle Legionen sollen nach Wehr zurückkehren.«
    »Alle fünfzehn?« fragte Snibril und rieb sich die Schläfen. Irgend etwas schien Druck auf seinen Kopf auszuüben.
    Careus sah ihn überrascht an. »Fünfzehn? Es gibt keine fünfzehn Legionen. Oh, man bezeichnet uns als die fünfzehnte, aber viele schieden aus dem Dienst aus. Wurden nicht mehr gebraucht, verstehst du? Wir sind nur noch ein kümmerlicher Rest. So geht's zu in einem Reich. Erst kämpft man gegen alle, und dann herrscht plötzlich überall Frieden, und es gibt Gesetze, und man benötigt keine Soldaten mehr.«
    »Wie viele sind übrig?« erkundigte sich Snibril.
    »Drei.«
    »Drei Legionen? Und die Anzahl der Soldaten?«
    »Etwa dreitausend.«
    »Mehr nicht?«
    Careus zuckte mit den Schultern. »Inzwischen dürften's noch weniger sein. Und vermutlich sind sie überall versprengt.«
    »Aber das genügt nicht, um …« Snibril unterbrach sich und hob die Hände langsam zum Kopf. »Sag deinen Leuten, sie sollen sich hinlegen«, brachte er hervor. »Sie sollen die Lagerfeuer löschen und sich hinlegen.«
    Einige der angebundenen Pferde begannen zu wiehern.
    »Warum?« fragte der Sergeant. »Was ist …«
    »Außerdem müssen sie kampfbereit sein!« fügte der Munrung hinzu. Sein Kopf fühlte sich jetzt so an, als stecke er in einer Presse. Er konnte kaum mehr denken. Irgendwo zwischen den Haaren heulte ein Tier.
    Careus musterte ihn wie einen Kranken. »Was ist …«, begann er erneut.
    » Bitte! Ich kann es nicht erklären! Gib die Anweisung weiter!«
    Der Sergeant eilte fort und rief den Korporälen Befehle zu. Die Deftmenen und Munrungs kamen ihnen sofort nach.
    Unmittelbar darauf schlug der Schreckliche Scheuerer zu.
    Es geschah im Süden … nicht sehr weit entfernt. Der Druck nahm so sehr zu, daß ihn auch die Dumii spürten. Die Haare neigten sich, kippten von einer Seite zur anderen, als ein jäher Sturm Staub durch den Teppich wehte. Jene Soldaten, die zunächst gezögert hatten, wurden von den Böen erfaßt und umgeworfen.
    Und dann donnerte es.
    Es folgte eine besondere Art von Stille, die es den Leuten ermöglichte, sich folgender Erkenntnis zu stellen: Zwar zitterten sie am ganzen Leib und lagen im Schmutz, aber erstaunlicherweise lebten sie noch.
    Careus kroch umher, fand seinen Helm unter einem Buch und schob sich

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