Die Terranauten 001 - Der Erbe der Macht
auf dem Dach befand. Doch die Rufe der Ordonnanz hielten sie zurück. Der Uniformierte winkte die Kommandantin der Grauen Garde zu sich. Er stand neben der Eingangskuppel eines für VIP’s reservierten Expreßaufzuges.
»Queen Fay Gray?« versicherte er sich noch einmal. Die Queen nickte stumm.
»Ich soll Sie zu General-Manag Max von Valdec bringen. Folgen Sie mir bitte. Halten Sie sich direkt hinter mir. Wir begeben uns in einen Bereich der Sicherheitsstufe Alpha, wo Ihre Anwesenheit nur durch meine Begleitung legitimiert ist.«
Fay Gray trat hinter der Ordonnanz in den Expreßlift. Mit einem feinen Summen stürzte die Kabine in die Tiefe. Sie verließen den Aufzug in einer kleinen Halle mit kahlen Metallplastikwänden. In der Mitte der Halle schimmerte ein roter Kreis auf dem Boden. Der Kaiser-Mann bedeutete der Queen, sich neben ihn in diesen Kreis zu stellen. Sie standen dort etwa eine Minute, bis die Überprüfung durch den Sicherheitscomputer des Hauses abgeschlossen war. Dann schob sich am anderen Ende des Ganges eine vorher unsichtbare Aufzugtür zur Seite.
Sie wechselten noch zweimal den Aufzug, bis sich vor ihnen die Tür zu einem riesigen Raum öffnete, der in sanftes blaues Licht getaucht war.
»Die Zentrale«, kommentierte die Ordonnanz knapp und verabschiedete sich mit einem Kopfnicken. »Der General-Manag erwartet Sie auf der Empore.«
An den Saalwänden flimmerten Tausende von Bildschirmen, vor denen blau gekleidete Kaiser-Mitarbeiter saßen oder geschäftig, aber leise hin- und hereilten.
Die Zentrale war das Herz des Kaiser-Konzerns, wo die ständig eingehenden Meldungen aus den Kaiser-Filialen auf unzähligen Kolonialplaneten ausgewertet und bearbeitet wurden. Von hier aus ergingen in der Minute Hunderte von Anweisungen an die Kaiser-Vertreter in fernen Sonnensystemen. Hier wurde über Preise, Lieferungen, politische Veränderungen und Forschungsunternehmen auf allen Welten, die unter Valdecs Einfluß standen, entschieden.
Die Queen hatte von der Zentrale gehört. Es hieß, daß der Kaiser-Konzern den besten Informationsapparat der Galaxis besaß. Trotzdem faszinierte auch die kalte Elite-Gardistin dieses Nervenzentrum einer Organisation, die Hunderte von Welten in ihrem Griff hielt. Sie blieb einen Augenblick stehen und sah sich um.
Ihr Blick wurde von dem Gebilde in der Mitte des Raumes angezogen. Dort strahlte eine dreidimensionale Laserprojektion der bekannten Galaxis. Das Modell zeigte alle Sonnen in ihren Originalfarben. Der Sternenschwarm schwebte zehn Meter über dem Boden, und in ihm veränderte sich ständig etwas. Bunte Linien zuckten von Stern zu Stern. Das Modell erlaubte, die Bewegungen aller Treiberschiffe in der Galaxis zu verfolgen.
Neben der Miniatur-Galaxis erhob sich die Empore, zu der die Ordonnanz Fay Gray gewiesen hatte. Auf einer von einem elegant geschwungenen Gerüst getragenen Plattform stand eine Sitzgruppe, von der aus man den Saal überblicken konnte. Während Fay Gray die Treppe hinaufstieg, entdeckte sie in einem der Sessel eine schlanke, grau-uniformierte Gestalt.
»Queen Mandorla!« grüßte Fay Gray überrascht. Fast zögernd trat sie auf die Empore und neigte vor der Vertrauten des Konzilvorsitzenden respektvoll den Kopf. Verstohlen musterte sie dabei die attraktive blonde Frau mit den eiskalten Augen, die entspannt in einem der hochlehnigen Sessel saß und ihr höflich zunickte. Mandorla war eine der einflußreichsten Kommandeusen der Grauen. Man sagte, daß sie von der Großen Grauen protegiert wurde.
Die Grauen Garden unterstanden dem Konzil, aber jeder Konzern verfügte über ein eigenes Kontingent Grauer. Als Queen eines Konzerns hatte Mandorla jede Machtbefugnis und Freiheit, die ihr Chef Valdec ihr gab. Fay Gray unterstand noch dem Zentralkommando der Garde und war nur eine stumpfsinnige Befehlsempfängerin, solange kein Konzern sie in seinen Dienst stellte und ihr Handlungsvollmacht gab.
»Willkommen, Queen Fay Gray«, sagte eine Stimme hinter ihrem Rücken.
Fay Gray drehte sich langsam um. Hinter ihr stand Max von Valdec, General-Manag eines der mächtigsten Industrie-Imperien der Erde, Lordoberst der Grauen Garden und Vorsitzender des Konzils der Konzerne. Der große Mann mußte hinter ihr die Treppe hinaufgestiegen sein.
»Lordoberst«, sagte sie leise, »ich erwarte Ihre Befehle.«
Der energisch wirkende Mann mit der beginnenden Stirnglatze machte eine unwillige Handbewegung. »Setzen Sie sich. Sie wissen, daß ich keinen Wert auf
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