Die Terranauten 001 - Der Erbe der Macht
diese Floskeln lege.«
Ohne Wimpernzucken nahm die Queen den Tadel entgegen.
Sie war eine Graue. Sie kannte keine Fragen, keine Zweifel, keine tiefergehenden Gefühle, sondern nur Pflichterfüllung und Gehorsam.
Fay Gray setzte sich gelassen, schwieg und wartete darauf, daß der General-Manag das Wort ergreifen und seine Befehle erteilen würde.
»Ich habe von dem Ergebnis Ihres Tests gehört, Queen«, erklärte von Valdec. »Meinen Glückwunsch. Ich glaube, daß der Erfolg Ihrer Männer endlich die Technokraten in der Konzilsverwaltung überzeugen wird. Das ist Ihr Verdienst, Queen. Aber ich habe Sie nicht zu mir gebeten, um Ihnen Komplimente zu machen. Andere Dinge erfordern unsere Aufmerksamkeit. Wichtigere Dinge.«
Fay Gray atmete unwillkürlich schneller. Sie ahnte, daß ein Auftrag auf sie wartete, der sie in ihrer Karriere einen großen Schritt weiterbringen würde.
»Ich höre und gehorche«, erwiderte die Queen zeremoniell.
Max von Valdec ließ sich in den freien Sessel gegenüber Fay Gray nieder und verschränkte die Arme. Seine grauen Augen nahmen sie gefangen.
»Sie kennen die politische Situation, Queen«, begann der General-Manag übergangslos. »Das Jahr 2500 steht unmittelbar bevor. Seit sich die großen Konzerne als die einzigen funktionsfähigen Machtapparate der Erde im Jahr 2305 zum Konzil zusammenschlossen, ist die politische Situation, äußerlich gesehen, noch nie so stabil gewesen wie in den letzten fünfzig Jahren. Das Konzil herrscht unangefochten über 1036 Planeten dieser Galaxis. Vielleicht sind es auch inzwischen wieder ein paar mehr geworden.«
Er lächelte, doch seine Augen blieben dabei kalt. »Aber die äußere Stabilität trügt«, fuhr er fort. »Die für uns alle so lebenswichtige interstellare Raumfahrt ist von den Mistelblüten einer seltsamen Pflanze und dem guten Willen einer kleinen Minderheit psionisch begabter Menschen abhängig. Das Monopol für den Mistelverkauf liegt bei Biotroniks, und die Abgabe der Misteln wird durch das Konzil streng kontrolliert, so daß wir über den Flug jedes Treiberraumschiffes informiert sind. Noch. Denn zum Jahresende läuft das Monopol von Biotroniks aus. Was danach kommt, ist ungewiß.«
Sehr leise fügte er hinzu: »Noch sind wir auf die Misteln angewiesen, aber das wird sich bald ändern. Doch bis dahin muß die Versorgung der Logenmeister mit den Blüten gesichert sein.«
Die Queen Fay Gray hörte schweigend zu. Valdecs Worte hatten sie ein wenig irritiert. Es widersprach dem Charakter des Lordoberst, Gemeinplätze zu verbreiten. Wenn er, es doch tat, mußten gewichtige Gründe dafür vorliegen.
»Die Macht des Konzils steht auf tönernen Füßen«, erklärte der Konzilsvorsitzende. »Ohne Misteln und Treiber gibt es keine Raumfahrt, und ohne Raumfahrt ist die Erde von allen Lebensadern abgeschnitten.«
»Queen Fay Gray«, fuhr Max von Valdec fort und durchbohrte sie fast mit seinen Blicken, »ich habe Sie zu mir gebeten, weil Sie zu den loyalsten und zuverlässigsten Dienerinnen des Konzils gehören. Ich weiß, daß ich mich in jeder Situation auf Sie verlassen kann. Nein, sagen Sie nichts. Dies war kein Lob, sondern eine Feststellung. Sie brauchen sich nicht zu bedanken.«
Ein feines Lächeln umspielte kurz Valdecs schmale Lippen, dann fuhr er fort: »Queen Fay Gray, Sie wissen, daß die Zukunft Biotroniks, unseres größten Konkurrenten, von einem einzelnen Mann abhängt. Von einem Mann, der vor zehn Jahren von der Erde verschwand, und den wir seitdem in der ganzen Galaxis suchen lassen. Ich spreche von David terGorden, dem Erben des Biotronik-Konzerns. Wenn wir diesen Mann in unserer Hand haben, bedeutet das einen großen Schritt nach vorn für uns.«
Er lächelte, bevor er fortfuhr: »Wir wissen jetzt, wo er sich aufhält!«
Die Queen zuckte zusammen. Ihre Augen weiteten sich. »Sie haben ihn gefunden?« entfuhr es ihr. »Sie haben ihn tatsächlich gefunden? Wo befindet er sich? Haben Sie ihn bereits in Ihrer Gewalt?«
Der Lordoberst schüttelte den Kopf. »Nein, aber das wird nicht mehr lange dauern. Eine Frage von Tagen. Und dann gehört uns Biotroniks.«
Die Queen Mandorla lachte spöttisch. Ihre kühlen Augen schienen Fay Gray zuzuzwinkern. »Unterschätzen Sie David terGorden nicht ein wenig, Lordoberst?« fragte sie leise.
Gelassen erwiderte Max von Valdec:
»Unterschätzen? Ihn? Einen gejagten, einsamen Mann, der nicht einmal weiß, von wem er gejagt wird?«
»Immerhin hat er es geschafft, sich beinahe
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