Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott
Becher mit schäumendem Wein aus der Produktion seines Konzerns von dem Tisch, neben dem er stand. Er kostete und schnalzte genießerisch mit der Zunge.
»Mein Geschäft?« griff er Baikals Bemerkung auf. »Mein Geschäft ist ungemein flexibel. Selbst wenn sich die Verhältnisse auf Terra völlig umkehren sollten, stünden mir noch genügend Möglichkeiten offen. Die Gewohnheit des Menschen, zu spielen, zu trinken und sich unterhalten zu lassen, hat sich über die Jahrhunderte hinweg in unsere Zeit gerettet und wird auch weiter bestehen bleiben. Pankaldi«, er tippte sich auf die Brust, »wird immer obenauf sein. Ganz im Gegensatz zu einigen anderen Leuten.«
Sein Lächeln drückte seine Zufriedenheit darüber aus, Baikal seine unhöfliche Bemerkung zurückgegeben zu haben, und es wurde noch vergnügter, als er das mürrische Gesicht des anderen sah.
Paklew schmunzelte in sich hinein.
Carlos hatte die Begabung, jede Unterhaltung aufzulockern, und wußte auf alles eine Antwort, was darauf zurückzuführen war, daß er nichts wirklich ernst nahm.
Ihre kleine Gruppe löste sich auf, als Growan terGorden mit den letzten Gästen den Baum betrat. Der Biotroniks-Manag geleitete seine Gäste in einen kleinen Bankettsaal, in dem Speisen und Getränke bereitstanden. Mit einem ironischen Lächeln sah er zu, wie sich die Manags mit ihren Stellvertretern und den Leitern ihrer wichtigsten interplanetarischen Filialen um die Schwebetische sammelten, um durch Essen wenigstens eine Zeitlang dem Zwang zur Unterhaltung zu entgehen.
Man mied ihn. Nicht auffällig, aber doch unübersehbar. Keiner der Gäste wollte in ein möglicherweise peinliches Gespräch mit ihm verwickelt werden. Ein wenig resigniert lehnte er sich gegen die Wand, als er den schwachen Stromstoß des Nachrichtengerätes verspürte, das er am Arm trug. »Privat-Alarm! David!«
So unauffällig wie möglich schlenderte er durch den Raum. Nickte, lächelte, sprach hier und da einige unverbindliche Worte, bis er endlich unbemerkt in den Gang schlüpfen konnte, der den Gästetrakt mit der Zentralkuppel verband. Skytha erwartete ihn am Eingang. »Planquadrat 6/8 meldet ASE mit Mandorla und David an Bord!« berichtete sie. »Das ASE ist jetzt vielleicht zwei Meilen von der Küste entfernt, noch innerhalb der Hoheitsgewässer von Biotroniks. Der Aqua-Laser ist in Stellung gegangen.«
terGorden nahm sein purpurnes Samtbarett ab und strich sich über die Glatze, die er sonst ängstlich zu verbergen suchte. Schweiß perlte über seine Stirn, und das Zittern seiner Hände konnte er beim besten Willen nicht unterdrücken.
»Mein Sohn ist in dem ASE?« vergewisserte er sich. »Und der Laser ist in Stellung gegangen?« Skytha nickte.
»Die Entscheidung liegt bei Euch«, sagte sie ausdruckslos.
Der Biotroniks-Manag starrte auf die grüne Sensorenleuchte, deren Berührung den Laser in seine tödliche Aktivität versetzte.
»Wenn ich das ASE vernichte«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu seiner Queen, »kann ich Valdec einen gehörigen Schlag versetzen. Er verliert eine ihm absolut ergebene und einflußreiche Queen, und er wird weiterhin mich als Manag von Biotroniks dulden müssen. Sich selbst auf meinen Sessel zu setzen, kann er ebensowenig wagen, wie einen ihm ergebenen Ersatzmann vorzuschieben. Die Manags der anderen Konzerne würden solch einen Eklat niemals hinnehmen.«
Skytha nickte gelassen. »Der Laser wird das ASE zu einem winzigen Klumpen aus Metall und Protop zusammenschmelzen. Valdecs Pläne würden dadurch empfindlich gestört werden.« terGorden blickte zu ihr hin. »Wenn ich es nicht tue, rette ich meinen Sohn, überlasse ihn aber Valdec, der ihn für seine Zwecke manipulieren und an meine Stelle setzen wird. Damit ist der Weg für seine Machtpolitik ein weiteres Stück geebnet … Nicht nur Terra, auch die Kolonien werden darunter zu leiden haben, und Biotroniks wird ein Zweigunternehmen des Kaiser-Konzerns. Was wiegt schwerer?«
»Terra und Biotroniks!« antwortete die Queen ohne Zögern.
Growan terGorden nickte langsam. Es waren nur drei Schritte bis zu dem grünen Licht, doch es schien ihm, als wäre es der weiteste und schwerste Weg seines Lebens.
*
An diesem Abend vor dem Großen Fest war Ultima Thule ein vor Betriebsamkeit sprudelndes Lichtermeer. Die Stadt gehörte den Fremden von den Planeten und den Scharen von Treibern, die durch die Straßen zogen. Überall nur fremde Gesichter, fremde Kleidung und fremde Gebräuche. Selbst die
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