Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott
teilte.
»Es scheint, daß ihre Leute sich zurückgezogen haben«, stellte sie endlich fest. »Es wird keine Feindberührung mehr gemeldet.«
Eine Sprechtaste flimmerte rot. Dorothea schaltete sich ein.
»Ja?« fragte sie ohne sonderliches Interesse.
Der Lautsprecher übermittelte eine Stimme, die eindeutig aufgeregt klang.
»Planquadrat 6/8«, meldete sich der Teamführer. »Haben soeben einen ASE-Gleiter gesichtet. Queen Mandorla mit sechs Männern ging an Bord. David terGorden wurde auf einer Bahre in das ASE getragen. Eingreifen unmöglich, da unsere Energievorräte erschöpft sind.«
Dorotheas und Skythas Augen trafen sich über der Alarmtaste.
»Loyalität oder Beförderung?« fragte Dorothea sarkastisch.
Skythas Finger preßte die Taste »Privat-Alarm« nach unten.
*
Growan terGorden stand unter dem geschmückten Portal des Gästetraktes und begrüßte die Besucher des Großen Festes, die in seinen Augen bedeutend genug waren, um dieser Ehre teilhaftig zu sein. Es waren hauptsächlich die Manags anderer Konzerne, die während der Tage des Großen Festes im Palast selber wohnen sollten, und außerdem der größte Teil der Logenmeister.
Die mächtigsten Männer Terras und damit auch die sämtlicher von Terra kontrollierter Planeten waren ziemlich gleichzeitig eingetroffen, doch natürlich gab es auch innerhalb dieser exklusiven Kaste Rangunterschiede, die aber akzeptiert wurden. Da Max von Valdec, General-Manag des Kaiser-Konzerns, sich hatte entschuldigen lassen, führte Pankraz Paklew die Reihe der Gäste an.
Ihm unterstanden drei Konzerne, die das Monopol für die Herstellung der Ringo-Raumschiffe innehatten. Ungeachtet seiner bedeutenden Position war Paklew klein und fett, trug einen Schnurrbart, der in seiner Jugendzeit einmal modern gewesen war, und kleidete sich in mattes Blau, ohne alle Zierstücke, als habe er Angst, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er grüßte mit einem Kopfnicken und einem wohlbemessenen Händedruck. Offensichtlich war auch er von der allgemeinen Unsicherheit angesteckt, die durch den Streit zwischen Biotroniks und Kaiser-Konzern aufgekommen war.
Growan wischte sich mit einer zeremoniellen Geste die Hände an einem Tuch ab, bevor er den nächsten Gast begrüßte, der Anstalten machte, ihm enthusiastisch um den Hals zu fallen.
Unzweifelhaft hatte Alexandro Baikal viele der Eigenheiten seiner russischen Vorfahren beibehalten, was ihn allgemein unbeliebt machte, besonders, da sein scharfer Verstand seine überschwengliche Freundlichkeit Lügen strafte. Der Manag des V/O Kultura-Import-Konzerns, der sich mit der Erforschung und Kapitalisierung fremder Kulturen befaßte, war ungefähr zwei Meter groß und nur etwa halb so breit wie sein Gastgeber. Growan geriet ins Schwitzen, als er sich mühsam aus den Armen des Manags befreite und einige stotternde Worte hervorbrachte.
Baikal schlug ihm noch einmal gönnerhaft auf die Schulter und gesellte sich zu Paklew, der sich in das Innere der Empfangshalle zurückgezogen hatte und von dort aus das Spektakel beobachtete.
»Es sieht nicht so aus, als sei er über die Entwicklung der Dinge besorgt«, flüsterte er ihm zu.
Paklew wiegte den Kopf.
»Ihr solltet wissen, daß er ein ausgezeichneter Schauspieler ist«, wisperte er leise. »Über der Möglichkeit eines großen Auftritts vergißt er alle Sorgen. Wir werden sehen, wie er morgen dasteht.«
Paklew winkte Carlos Pankaldi heran, mit dessen Familie er seit langem befreundet war.
»Und auf welcher Seite steht Ihr, Carlos?« begrüßte er ihn.
Pankaldi war ein stets fröhlicher junger Mann, der die »Grüne-Hügel-Gesellschaft« vor fünf Jahren von seinem Vater übernommen hatte. Er sah so blühend und zufrieden aus, daß er die beste Werbung für seinen Konzern darstellte, der sich mit Freizeitgestaltung beschäftigte. Auch jetzt stach seine unbekümmerte Miene deutlich von den besorgten Gesichtern um ihn herum ab.
»Vorläufig stehe ich auf gar keiner Seite«, meinte er augenzwinkernd. »Obwohl du natürlich auf meine Stimme zählen kannst, wenn es nötig werden sollte.«
Baikal zog mißbilligend die Augenbrauen hoch.
»Auf keiner Seite zu stehen, bedeutet, auf der falschen Seite zu stehen«, bemerkte er scharf. »In solchen Zeiten, wie sie auf uns zukommen, sind klare Entscheidungen vonnöten, mein Lieber. Außerdem, wenn es Valdec gelingen sollte, seine Machtposition auszubauen, dürfte sich auch für deine Geschäfte etwas ändern.«
Pankaldi nahm sich einen
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