Die Terranauten 003 - Das Kaiser-Komplott
stießen sie ihre vereinigte Kraft, ließen Schuldgefühle wachsen, riefen Erinnerungen hervor, beschworen das Bild David terGordens vor die Augen seines Vaters, überredeten, beruhigten, vermittelten die Überzeugung, daß noch nichts verloren war, daß David stark war, nicht leicht zu manipulieren, daß er Freunde hatte, die helfen konnten, daß er Verbindung hatte zu Yggdrasil, daß er Wege öffnen konnte …
Der Wille Growan terGordens zerbrach. Die Hand mit den glitzernden Ringen hob sich, und das grüne Todeslicht erlosch.
*
David trieb langsam unter der Oberfläche des Erwachens dahin. Er weigerte sich, aus dem warmen, dunklen See seiner Bewußtlosigkeit aufzutauchen, denn er spürte, daß er draußen all den scheußlichen Nachwirkungen eines Stunner-Schocks ausgeliefert sein würde.
Doch irgend etwas versetzte den See in Bewegung, ließ ihn heftige Wellen schlagen, die ihn wiegten, schaukelten, umherschleuderten, bis er sich in einem irrsinnigen Wirbel überschlug und sein gequälter Körper alles von sich gab, was irgend möglich war. Für eine Sekunde hatte er die schreckliche Gewißheit, daß ihm das Herz in den Mund gerutscht war und jeden Augenblick herausfallen mußte. Dieser Anprall von Todesangst riß ihn endlich in die Wirklichkeit zurück.
David blinzelte heftig, denn vor seinen tränenden Augen verschwammen die Gesichter, die sich über ihn beugten, zu weißen Flecken, die ihn schweigend anstarrten. Wo er sich befand und in wessen Gesellschaft, war ihm völlig klar. Ganz deutlich erinnerte er sich noch an Mandorla, wie sie zwischen ihren Männern stand und Befehl gab, auf ihn zu feuern.
»Herzlichen Glückwunsch!« sagte er heiser, mit einem ekelhaften Geschmack im Mund. »Hofft ihr, mich diesmal länger behalten zu können?«
Außerhalb des Kreises von Männern, der ihn umgab, klang das gutturale Lachen einer Frau. Mühsam richtete er sich auf, bis er auf dem Rand der Pritsche saß und seine Umgebung überblicken konnte.
Beim ersten Hinsehen war es überwältigend. Das ASE, das berühmte Operationsfahrzeug der Grauen Garde, bestand fast gänzlich aus Transparentprotop, so daß David einen ungehinderten Ausblick auf die Unterwasserwelt hatte. Blitzende Fischleiber glitten durch das kobaltblaue Wasser, und einige von ihnen folgten diesem seltsamen Gast in ihrer Heimat mit glotzender Neugier.
David stützte den Kopf in die Hände, teils aus Übelkeit, teils aus Furcht. Diesmal würde es keine rechtzeitige Befreiungsaktion mehr geben.
Die Männer gingen an ihre Plätze zurück, und Mandorla betrachtete lächelnd von ihrem Sessel aus, wie David nach der schmerzenden Stelle an seinem Hinterkopf tastete.
»Nur eine Platzwunde«, versicherte sie. »Ihr habt Euch bei dem Sturz verletzt. Ich muß mich übrigens noch entschuldigen, daß wir Euch mit dem Stunner angriffen, aber die Umstände zwangen uns dazu.«
»Wie tröstlich!« David fixierte die Queen aus zusammengekniffenen Augen. »Und was sind deine weiteren Pläne mit mir?«
Mandorla schüttelte den Kopf.
»Ich sehe schon, Ihr versteht alles falsch. Ich bin nach Grönland beordert worden, um Euch zu einem Gespräch mit Max von Valdec zu bitten. Zu bitten, nicht zu zwingen. Da vorauszusehen war, daß Euer Vater dazu seine Zustimmung nicht geben würde, versuchten wir, heimlich mit Euch Kontakt aufzunehmen. Dabei wurden wir von Biotroniks-Grauen entdeckt und angegriffen. Deshalb konnten wir uns nicht mit Erklärungen aufhalten, als wir Euch trafen. Wir werden alles tun, um diese Unannehmlichkeiten, die wir Euch bereitet haben, vergessen zu machen.«
David winkte ab. Die höfliche Anredeform der Erde widerte ihn an. Aber er ging resignierend darauf ein.
»Als Heuchlerin seid Ihr nicht besonders überzeugend!« sagte er spöttisch. »Bleibt lieber bei den Methoden, die Euch geläufig sind. Blaster, Stunner, Laserkanonen und so weiter. Trotzdem, ich danke für den guten Willen.«
Mandorla wechselte einen raschen Blick mit Mastersen, der ihr beruhigend zunickte. Der Hypnoter war implantiert und würde seine Arbeit behutsam aufnehmen. Die Queen schwang ihren Sessel herum. »Habt Ihr die Insel auf dem Schirm?« fragte sie Hauptmann Weso, der am Steuerpult saß.
»Noch zwei Minuten bis zur Flugphase«, antwortete er ruhig. »Valdec erwartet uns bereits.«
David ballte die Hände zu Fäusten.
*
Auf dem eisblauen Wasser der Davidstraße schwammen einige kleine Eisschollen, die zuweilen dumpf gegen die protopummantelten
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