Die Terranauten 004 - Aufstand der Terranauten
entschied sie. »Er kann uns nicht schaden. Und was später mit ihm geschieht, werden wir noch sehen.«
»Danke!« Der Spion Valdecs atmete erleichtert auf.
Narda maulte noch etwas, protestierte aber nicht länger.
Sie traten auf den Flur hinaus. Und dort waren sie nicht allein. In diesem Hotel pflegten schon seit jeher alle Treiber abzusteigen, die nach Grönland kamen. Und in diesen Tagen der Jahrhundertwende waren zahlreiche Treiberschiffe aus allen Teilen der Galaxis gekommen. Die Treiberschiffe selbst befanden sich in einem Orbit um die Erde. Die Menschen jedoch, abgesehen von einer Notbesatzung, die zurückgeblieben war, hatten Ultima Thule aufgesucht. So war es nicht weiter verwunderlich, daß sich noch zahlreiche andere Treiber auf dem Flur drängten. Sie alle hatten die flammende Rede des Riemenmanns gehört und daraus die richtigen Konsequenzen gezogen.
Von allen Seiten kamen aufgeregte Rufe, zum Teil voller Angst und Panik, überwiegend jedoch voller Entschlossenheit.
»Raus aus diesem Vorhof des Konzentrationslagers!«
»Nieder mit dem Konzil und den Grauen Garden!«
»Niemand wird uns unsere Freiheit nehmen!«
»Zu den Schiffen, zu den Schiffen!«
Und immer wieder war zu hören: »Es leben die Terranauten!«
Noch war von den Grauen Garden nichts zu sehen. Aber niemand glaubte daran, daß die Elitetruppe des Regimes dem Exodus der Treiber tatenlos zusehen würde.
Mit den Magnetplattformen fuhren sie zur Eingangshalle des Hotels hinunter. Ihre Gruppe vergrößerte sich ständig, denn aus anderen Etagen stießen immer wieder neue Brüder und Schwestern zu ihnen. Schließlich hatte sich eine stattliche Anzahl unten in der Halle versammelt.
Und dann sahen sie die Grauen Garden. Sie hatten das Hotel umstellt, hatten es lückenlos abgeriegelt. Waffenstarrend standen sie da, eine Phalanx von Kämpfern, die konditioniert waren, Befehle vorbehaltlos auszuführen. Und bei den Waffen, die sie in ihren harten Fäusten hielten, handelte es sich keineswegs nur um Stunner.
Die Treiber waren in der Mehrzahl keine Helden, sondern sensible, psychisch oft instabile Menschen, die Schwierigkeiten hatten, mit ihren psionischen Fähigkeiten fertig zu werden, die sie außerhalb der menschlichen Gesellschaft stellten. Aber die Kleinmütigen wurden von anderen mitgerissen. Laut Konzilsgesetz durften die Treiber ihre PSI-Kräfte nur zum Antreiben eines Raumschiffes und unter Aufsicht eines Logenmeisters einsetzen. Doch es gab genug unter ihnen, die auch sonst mit ihrer Gabe etwas anzufangen wußten.
»Wer nicht für seine Freiheit kämpft, hat sie nicht verdient!« rief ein riesiger Treiber, der sicher ein Terranaut war. »Und darum sage ich: fürchtet euch nicht, sondern lehrt die Grauen das Fürchten!«
Bevor es so weit war, mußten die Treiber noch eine Schwierigkeit überwinden.
Die Garden hatten eine Energiebarriere um das Hotel gelegt, die so solide war wie eine Mauer aus Panzerprotop.
Aber sie war nicht solide genug für die vereinten Kräfte der Treiber. Sie faßten sich an den Händen und bildeten nach dem syrtischen Beispiel eine Großloge. Sie konzentrierten ihre psionischen Kräfte auf die Barriere und zerschmetterten sie als sei sie aus Glas.
Dann folgte der Sturm auf die wartenden Garden.
Und wieder setzten die Treiber ihre besonderen Fähigkeiten ein. Eine Welle von imaginären Schreckensgestalten, geboren aus suggestiver Hypnokraft, schwappte über die Grauen hinweg. Energieschläge, die aus dem Nichts auf sie niederzuckten, lähmten sie. Unsichtbare Hände packten ihre Waffen und richteten sie gegen sich selbst.
Die menschliche Mauer zerbrach fast genauso schnell wie die Energiebarriere, wenn die Treiber auch nicht ohne eigene Verluste davonkamen. Aber die meisten von ihnen kamen durch. Auch die Zwillinge Greeny und Whity, der dicke Rollo in seiner Mönchskutte und das kleine Mädchen Narda, und auch der falsche Treiber Asi Caruga. Die Treiber strömten auf die Straßen von Ultima Thule. Sie hatten nur ein Ziel: den Raumhafen.
*
Trotz der Kälte war David terGorden in Schweiß gebadet. Er hatte den Eindruck, daß der Gardist mit jedem Schritt, den er sich von dem Wrack des explodierten Ringo-Raumers entfernte, schwerer wurde. Unendlich mühsam schleppte er sich über den verschneiten und vereisten Untergrund. Seine PSI-Kräfte waren völlig erschöpft. Als er schließlich mit seiner Last den Schweber erreichte, war er fast so gehunfähig wie der Mann von den Grauen Garden selbst.
Er
Weitere Kostenlose Bücher