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Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns

Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns

Titel: Die Terranauten 009 - Die Stunde des Riemenmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Unverständliches in sein Kehlkopfmikrofon. Kurze Zeit später bedeckte der Schatten eines Gleiters die Sonne.
    Zwei Graue ergriffen die reglose Gestalt und stiegen schwerfällig in die Höhe. Der Häftling verschwand im Innern des Diskus, dann glitt der Gleiter davon.
    Der Riemenmann atmete auf.
    Man wollte sie also lebend. Vermutlich setzten die Grauen Schocker ein, um die Geflohenen zu überwältigen. Das erhöhte ihre Chancen.
    Vorsichtig kroch er fort von der Mauer und erreichte Tout, der in einem flachen, überwucherten Graben hockte. »Das hätte ins Auge gehen können«, flüsterte der Treiber.
    Hastig berichtete ihm der Riemenmann von seiner Entdeckung.
    Tout schnitt eine Grimasse. »Das hilft uns auch nicht weiter. Wir müssen ein Gebäude mit einem unversehrten Keller finden. Und das, während die Grauen überall herumstreunen!«
    »Dein Optimismus ist wirklich ansteckend«, spottete Llewellyn 709. Er gab Tout einen Wink und eilte gebückt an der verwitterten Wand der Ruine entlang, bewegte sich parallel zur Hauptstraße, von der immer öfter Schreie und das Fauchen der Schocker ertönten.
    Eine Seitengasse tat sich vor ihm auf. Wie die Skelette riesiger Käfer standen an beiden Seiten die rostigen Überreste uralter Automobile. Irgendwo quietschte eine Ratte. Eine andere antwortete ihr.
    Llewellyn fror.
    Die Trümmerstadt wirkte bedrohlich, tot, böse. Das Schwarz der rußigen Ruinen erinnerte an Fäulnis, und nur die Pflanzen und Büsche schenkten hier und da dem Verfall einige Tupfer Leben.
    Der Vogel war das einzige Tier, das der Riemenmann bisher zu Gesicht bekommen hatte. Aber deutlich hörte er das aufgeregte Tippeln winziger Füße und das zornige Quieken.
    Ratten.
    Die Ratten waren die Herren von Alt-Berlin.
    Sie hatten alles überlebt. Die Naturkatastrophen, die Beben, die Klimaveränderungen, selbst die Kriege, die die Konzerne nach der Großen Völkerwanderung geführt hatten, um ihre von den zerbrochenen Nationalstaaten übernommenen Territorien zu sichern.
    Tout versetzte dem Riemenmann einen derben Stoß und deutete stumm nach oben.
    Ein Gleiter war aufgetaucht und spuckte aus seinem gewölbten Leib Graue aus.
    Llewellyn lief weiter. Er spürte unvermittelt einen scharfen Schmerz im Bein, trat instinktiv zu und erwischte die große, fette Ratte genau am Kopf. Der Nager huschte quiekend davon.
    Der Gleiter verschwand.
    Die Grauen! Wo steckten die Grauen?
    Tout stieß eine verrottete Tür auf. Im Innern des Hauses herrschte Zwielicht. Es tat den Augen gut, die von dem Sonnenlicht überanstrengt waren und beständig tränten.
    Der große Raum, der sich vor ihnen auftat, war leer. Plünderer – herumstreifende Nomans oder Relax auf der Jagd nach Antiquitäten – hatten die von den Katastrophen verschonten Einrichtungsgegenstände fortgeschafft. Der Boden war fleckig und feucht. Schimmel überzog die Wände. Im Hintergrund führte eine breite, staubige Treppe nach oben.
    Auf Zehenspitzen eilte der Riemenmann an ein Fenster und sah hinaus.
    »Angila!« entfuhr es ihm.
    Alarmiert schob sich Tout an seine Seite.
    Die Treiberin schlich in diesem Moment aus einem abbröckelnden Hauseingang und taumelte, als die altersschwachen Stufen, die auf den Bürgersteig führten, unter ihr nachgaben. Sie sah sich mißtrauisch um und machte dann eine befehlende Handbewegung. Nun zeigte sich auch Sardina Giccomo in der dunklen Türöffnung. Mit einem Satz überwand sie die wenigen Stufen und rannte sofort los.
    »Angila!« rief der Riemenmann unterdrückt. »Hierher! Wir sind …«
    Er brach ab. Schweiß trat ihm auf die Stirn, brannte heiß unter den goldenen Riemen, als er in seine strapazierten Augen lief.
    Von rechts näherte sich ein Trupp Gardisten. Noch hatten die Grauen die beiden Frauen nicht entdeckt, aber es konnte nur noch Sekunden dauern, bis sie in ihr Blickfeld gerieten.
    Angila Fraim stockte und sah sich suchend um. Endlich glitt Erkennen über ihr Gesicht, als sie den golden schimmernden Schädel des Riemenmannes in der Fensteröffnung entdeckte. Mit einer Geste gab sie Sardina zu verstehen, ihr zu folgen.
    Nur noch wenige Schritte, und sie würden den Grauen direkt in die Arme laufen.
    Llewellyn 709 stöhnte.
    »Verdammt!« fluchte Tout. »Und wir können ihnen nicht einmal helfen.«
    Plötzlich zuckte Angila zurück. Erschrocken riß sie die Augen auf. Sie bückte sich und stieß Sardina zu Boden.
    Aber es war schon zu spät.
    Einer der Grauen deutete gestikulierend nach vorn. Die Gardisten

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