Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual
anschickte, ihm kontra zu geben.
»Ich bin nicht deine Schwester«, konterte die Frau. »Wir sind jedenfalls bisher nie in einer gemeinsamen Loge gewesen, wenn ich mich recht erinnern kann.« Auch sie schien jetzt ausgesprochen wütend zu werden. David schluckte. Die Diskussion drohte in Bereiche abzugleiten, die jetzt unwichtig waren. Er mußte um jeden Preis vermeiden, daß es unter ihnen zu Konfrontationen kam, die lediglich auf Mißverständnissen basierte und jede weitere Aktivität möglicherweise lahmlegte.
»Verzeih mir«, sagte David. »Wir sind wohl alle ein wenig mitgenommen.« Er sah der Frau in die Augen und fragte: »Wie heißt du?«
»Zandra«, erwiderte sie trotzig.
»Und weiter?«
»Van Heissig.« Ihre Augen funkelten, als sie Davids Blick begegneten. Er würde es nicht leicht mit ihr haben, das stand fest.
»Mir ist selbst klar, daß unsere Chance, Asen-Ger auf dieser Welt wiederzufinden, reichlich mager ist«, fuhr David fort und ließ seinen Blick über die Anwesenden wandern, »aber wenn wir von hier weg wollen, bleibt uns keine andere Wahl, als ihn zu suchen. Nur mit dem Boot Asen-Gers können wir auf unser Schiff zurückkehren. Wenn meine Theorie stimmt, sind wir vor Valdecs Zugriff hier zwar sicher, aber das ist auch alles. Niemand …«
»Wie lautet Ihre Theorie?« fragte Zandra.
»Ich glaube, daß wir nicht in das reale Raum-Zeit-Kontinuum zurückgekehrt sind, sondern uns immer noch in Weltraum II aufhalten«, sagte David.
»In …« Zandras Augen weiteten sich. Die anderen sahen sich ebenfalls überrascht an.
»Aber das ist doch unmöglich!« stieß Collyn stöhnend hervor. »Jeder weiß doch, daß …«
»… daß es im anderen Universum keine Sonnen und Planeten gibt?« vollendete David terGorden den Satz. Er holte tief Luft. »Wissen wir das wirklich? Tatsache ist, daß bisher noch kein Treiber eine Sonne gesehen hat, solange er sich in Weltraum II aufhielt. Bedeutet das, daß es keine gibt? Diese Behauptung ist wohl unhaltbar.«
Farrell nickte zögernd. »Ich höre diese Theorie nicht zum erstenmal«, bekannte er. »Es ist nur schwer, sich an sie zu gewöhnen.« Er wiederholte David terGordens Argument von dem absolut sternenleeren Raum, in dem sie sich zuletzt befunden hatten, nachdem die energetischen Phänomene ihr Fluchtschiff ergriffen und aus dem normalen Kontinuum herausgerissen hatten.
»Aber wo kommen dann all diese Leute her?« fragte Gylla Orbanassi. »Sie sprechen unsere Sprache und können somit keine natürlichen Bewohner dieses Universums sein.«
»Manche von ihnen«, sagte Farrell, »leben möglicherweise bereits seit Jahrhunderten hier. Ihr wißt alle, daß vor etwa zweihundertfünfzig Jahren, in jener Zeit, die als der ›Große Exodus‹ bekannt wurde, die Kolonisation bewohnbarer Planeten ziemlich freizügig vorgenommen wurde. Es gab damals noch keine staatlichen Kontroll- oder Organisationsprogramme. Bevor sich das Konzil institutionalisierte, arbeiteten die Konzerne auf eigene Faust. Man muß in dieser Zeit Tausende von Auswandererschiffen ins All hinausgeschickt haben. Hunderte davon gingen verloren. Die Kolonisten kamen entweder vom Kurs ab und siedelten auf Planeten, die man auf der Erde noch nicht kannte und verloren alle Verbindungen zur Heimat. Es gibt nicht mal Schätzungen, wie viele von ihnen in den Weltraum II überwechselten und auf immer verschwanden. Einige davon scheinen hier angekommen zusein. Von unseren Gastgebern habe ich immerhin erfahren, daß ihre Familie ›seit Anbeginn der Zeit‹, auf Rorqual ansässig ist. Ihre Vorfahren müssen Auswanderer sein, die die Sternenreise im Tiefkühlschlaf zurücklegten.«
»Wir kennen weder diesen Planeten, noch seine Bewohner«, sagte David terGorden. »Zivilisiert in unserem Sinne scheinen sie jedenfalls nicht zu sein. Ich wage mir nicht auszumalen, was geschähe, wenn einer von uns plötzlich eine ernsthafte Krankheit bekäme.«
»Dieser Planet ist mir nicht geheuer«, wisperte der verletzte Collyn schwach. »Gestern war ich den ganzen Tag auf Deck und sah mich um. Der ganze Fluß ist so … ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Er führt überhaupt kein Wasser. Das Schiff gleitet auf irgendeiner roten, gasähnlichen Substanz dahin … Und erst diese Stille! Gibt es hier überhaupt keine Tiere? Wieso können wir diese Luft so ohne weiteres atmen? Entspricht ihre Zusammensetzung genau der der Erde? Hat jemand von euch schon bemerkt, daß die planetare Schwerkraft sich nicht im
Weitere Kostenlose Bücher