Die Terranauten 021 - Todeszone Oxyd
verloren. Auch Max von Valdec irrte, wenn er glaubte, daß seine Flucht noch rechtzeitig erfolgen könnte. Sie würde nur einen kleinen Aufschub bringen.
Cantos dachte an seinen Auftrag, gegen die Kaiserkraft anzugehen. Er hätte nicht gedacht, so bald vor einer so wichtigen Entscheidung zu stehen. Denn er fühlte sich hilflos. Wenn es überhaupt noch eine Möglichkeit gab, die Katastrophe aufzuhalten, dann mußten sämtliche Maßnahmen zu diesem Zeitpunkt erfolgen. Danach war es zu spät. Oxyd durfte unter keinen Umständen mit einem anderen Himmelskörper kollidieren.
Seine Analysen ließen ihn auch die Versuche von Homan mitverfolgen. Es war kein schlechter Gedanke, die Treiber mit ihren Schiffen loszuschicken. Aber Cantos bezweifelte, daß man damit letztendlich Erfolg hatte.
Ihn zwang es jedenfalls zur Zurückhaltung. Er durfte nicht eingreifen, so lange der Versuch lief.
Cantos wollte die Zeit nutzen, um mehr über Oxyd zu erfahren.
Vorsichtig näherte er sich dem entarteten Asteroiden. Die Störungen durch die unbegreiflichen Energien wurden stärker. Cantos erkannte deutlicher als zuvor, daß Oxyd weder ein Ding dieses Universums war noch ein Ding aus Weltraum II. Der Asteroid befand sich in einer Art Zwischenstadium. Er schuf auf seiner Oberfläche und in der direkten Umgebung ein eigenes Miniuniversum.
Cantos fragte sich, ob Homan diese Tatsache erkannt hatte. Wahrscheinlich nicht. Er wäre aus dem Funkverkehr zwischen dem Forschungsleiter und den Treibern hervorgegangen.
Cantos überlegte, was er selbst tun könnte, falls Homan scheiterte. Er fand keine Lösung zu dem Problem. Er war nicht viel besser dran als Homan.
Zwar war Cantos aus menschlicher Sicht eine Ausnahmeerscheinung, da er in direkten Kontakt mit Weltraum II treten konnte, aber das würde ihm jetzt wenig nutzen.
Dank des Computers, mit dem sich Cantos identifizierte, war er Homan und allen anderen, die sich um eine Lösung des Problems bemühten, tausendfach überlegen. Trotzdem grübelte er vergeblich.
Cantos startete einen Versuch. Er verringerte weiter den Abstand zu Oxyd – immer noch unsichtbar.
Und dann glitt er wieder in Weltraum II. Er wollte sehen, wie sich Oxyd dort auswirkte.
Das Unbegreifliche empfing ihn. Es war so wie immer. Cantos sah und erlebte Dinge, die er später, nach seiner Rückkehr in das Normaluniversum, nicht mehr in Worte fassen konnte. Er kämpfte sich durch wilde Strudel von Energie.
Bis er das flammende Inferno sah: Oxyd!
Die Wirkung des entarteten Trabanten war in Weltraum II genauso verheerend wie im Sonnensystem. Vielleicht noch schlimmer!
Cantos war bestürzt.
In diesem Augenblick bekam er Kontakt! Jemand oder etwas rief nach ihm. Und dieses Wesen kannte sogar seinen Namen:
Cantos!
Der Außerirdische war so verblüfft, daß er nicht sofort reagieren konnte.
Wer bist du?
Merlin nannten mich die Menschen. Durch mich spricht jemand zu dir, der kein Mensch, kein Tier, kein Wesen im üblichen Sinne ist und doch existent – in Weltraum II sowohl wie auch im Einsteinuniversum!
Cantos rekapitulierte, was er wußte. Von den Treibern hatte er erfahren, daß es auf der Erde den Urbaum Yggdrasil gab. Die seltsame Pflanze fand man vor Jahrhunderten unter dem abtauenden Eis von Grönland. Sie wirkte tot, abgestorben, konserviert durch das Eis. Aber man irrte sich. Yggdrasil erwachte zu neuem Leben. Auf seinen Wurzeln wuchsen Blüten – Misteln! und diese Misteln erst ermöglichten der Menschheit die interstellare Treiberraumfahrt!
Cantos hatte diese Geschichte gehört und war nie darauf eingegangen. Gab es nicht eine gewisse Verwandtschaft zwischen ihm und Yggdrasil? Auf Genessos, seiner Heimatwelt, war die Verbindung zwischen dem Universum und Weltraum II hauchdünn. Alle Genessaner profitierten von den Energien aus Weltraum II. Eine Art Doppelexistenz. Sie lebten auf ihrem Planeten und warfen ihre Schatten in Weltraum II. Ein Vergleich, den Cantos einmal gegenüber seinen menschlichen Freunden angerührt hatte.
Bei Yggdrasil ging das noch weiter. Sie existierte tatsächlich zweimal: Sowohl auf der Erde als auch in Weltraum II!
Cantos erinnerte sich an die Gerüchte unter den Treibern. Man nahm an, daß Yggdrasil eines Tages von einer Eiszeit überrascht worden war. Begraben unter dem Eis verringerten sich seine Lebensfunktionen. Yggdrasil blieb nichts anders übrig, als nach einem Ausweg zu suchen. Denn er war und blieb eine Pflanze, also platzgebunden. Er konnte sich nicht bewegen und auf
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