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Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Titel: Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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daß der Gegner darauf verzichtete oder nicht darauf vorbereitet war, weitere Atomraketen zu verschießen.
    Hadersen Wells war aus Anspannung und Konzentration inzwischen am ganzen Körper wie in Schweiß gebadet. Der Energiereaktor neigte allmählich zum Stottern. Der Ionenausstoß erfolgte nicht länger gleichmäßig, sondern in wie ausgehusteten Schüben. Mittlerweile ließen sich die Formationen der planetaren Oberfläche erkennen.
    Dime Mow und Luther Straightwire unterstützten die heikle Pilotentätigkeit des Logenmeisters, indem sie ihm von ihren Plätzen aus Meßergebnisse zuriefen, die ihm aufgrund von Beschädigungen nicht länger automatisch zugingen, für die manuelle Steuerung und das Beibehalten einer halbwegs stabilen Flugbahn jedoch ihre Bedeutung besaßen.
    »Auf zwanzig Ostwind aus achtzehn Uhr, Stärke sechs.«
    »Kaltfront mit Niederschlägen auf vierzehn. Nördlich Hoch mit äquatorialen Kalmen. Empfehle höhenkonstantes Ausweichmanöver Richtung fünfzehn Uhr für drei Minuten.«
    Der Ringo glitt aus der Strato- in die Troposphäre, so daß Wells nun sowohl auf die Wind- und Wetterverhältnisse achten wie auch die Geschwindigkeit wesentlich senken mußte, denn in dieser untersten und dichtesten Schicht eines jeden planetaren Luftmantels gab es je Raumeinheit soviel Gasmoleküle, daß die Reibungshitze bei Höchstgeschwindigkeit gefährlich angestiegen wäre, und unter Umständen sehr wohl die Isolierung des Beiboots überfordert hätte.
    »Okklusion mit Nimbostratustendenz auf zehn. Zwölf Uhr ohne Turbulenzen.«
    Das Zielgebiet hatte erst vor kurzem die planetare Nachtseite verlassen. Nun konnte man erkennen, daß es sich um einen zerklüfteten Landstrich handelte, den zahlreiche tiefe Schluchten durchzogen. Südwestlich davon erstreckte sich ein ungefähr zehn bis zwölf Kilometer breiter Streifen Wüste. Das Schluchtenland bot aus der Höhe einen eindrucksvollen Anblick; es bestand aus von Wind und Regen erosiertem rotbraunen Kalkgestein, das Kegel, Quader, Säulen und Türme von teilweise schwindelerregender Höhe umfaßte, und manche der Schluchten mit ihren nahezu senkrechten Wänden waren so tief eingekerbt, daß man nicht bis auf den Grund sehen konnte. Diese besonders tiefen Schluchten verzweigten sich inmitten der bizarren Kalksteinblöcke wie blauschwarze Adern.
    Ein Anblick, der ebenso beeindruckend war, obwohl auf völlig andere und daher damit nicht vergleichbare Weise, entfaltete sich auf der anderen Seite des Wüstenstreifens. Eine große Ruinenstadt von länglicher Ausdehnung bedeckte das Land nach Westen hin; aus der Luft herrschten die Farben Grau und Grün unter Einschluß aller ihrer Schattierungen vor, so daß die Reste der Stadt ganz außerordentlich düster und unheimlich wirkten, wie ein dämonisches Trugbild. »Große Mutter«, murmelte jemand. Hadersen Wells ließ sich jedoch gegenwärtig noch nicht ablenken, weder durch Aussicht noch durch irgendwelche Äußerungen. Ein sehr heikles Manöver stand noch bevor, nämlich die Landung. Immerhin hielt der Energiereaktor offenbar durch.
    Er riß den Diskus herum und flog eine weite Kurve. Im Süden lagen die äußersten Ausläufer des Schluchtenlandes und ebenso die abgelegensten Trümmerhaufen der Ruinenstadt fast beieinander, bildeten so ein gigantisches V. In dessen spitzem Winkel war der günstigste Ort zum Landen, denn von dort aus konnten sie sowohl in die Ruinenstadt wie auch das Schluchtenland vordringen; für Wells bestand kein Zweifel daran, daß die Unbekannten, die sich bei ihrem Treiben auf Onyx so ungern erwischen lassen mochten, sich in den Schluchten eingenistet hatten. Sie boten sich zu diesem Zweck geradezu an.
    Je weiter die Geschwindigkeit des Ringos sank, um so stärker begann der Rumpf zu schlottern, der Diskus schlingerte, als triebe er bei starkem Seegang auf einem Meer. Vor allem die Schäden an den Magnetringen verursachten spürbare Instabilisierungen der Flugbahn.
    Hadersen Wells lenkte den Diskus von Süden her auf die Wüstenebene zu. Dort war eine Notlandung am ehesten möglich. Er ließ den Apparat absinken und schaltete das Triebwerk aus. Unten schien sich die Wüste zu entrollen wie eine gelbe Woge. Das Schluchtenland wirkte wie eine Masse von angeschwemmtem Kork.
    Dann lief alles rascher ab, als es den Beteiligten eigentlich lieb war, und sie erhielten keine Gelegenheit dazu, sich richtig darauf einzustellen. Der Bauch des Diskus’ berührte den Sand. Ein Kreischen wie von einer

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