Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Christoff
Vom Netzwerk:
Pause, sondern sprang und rutschte auf der anderen Seite der Klippen in eine flache, weite Mulde hinab, in der die ovale Silhouette eines unbeleuchteten Gleiters zu erkennen war.
    Auf einer winzigen Felsnase kam Jonsson zu einem kurzen Halt und warf einen Blick über die Schulter. Der Atem stockte qualvoll in seiner Brust, und er duckte sich unwillkürlich zusammen, als die Angst ihn wie ein Faustschlag traf. Die Klippe, die er eben verlassen hatte, ragte wie der Reißzahn eines Tieres in den hellen Nachthimmel, und auf der höchsten Spitze stand eine Gestalt in einem Rahmen aus grellem Weiß.
    »Merlin! Nein!« keuchte Jonsson, drehte sich um und stürmte blind den Rest des Abhangs hinunter. Die ebene Fläche der Mulde lag vor ihm. Wenige Schritte nur noch bis zu dem Gleiter, dessen Einstiegsluke schon offenstand. Jonsson wollte den Fuß heben, um in die zum Greifen nahe Sicherheit zu flüchten, aber die Angst zwang ihn, sich noch einmal umzusehen.
    Merlin hatte seinen Platz nicht verlassen. Für Jonsson war er eine weit entfernte weiße Statue, die in einer ausgestreckten Hand ein goldenes Feuer hielt.
    »Bleib stehen, Jonsson!« rief Merlin. Seine klare Stimme brachte jedes andere Geräusch zum Schweigen. »Yggdrasil befiehlt es dir!«
    Steif drehte Jonsson sich herum, bis er dem Gleiter den Rücken zuwandte. Er konnte sich nicht dagegen wehren, genausowenig wie gegen die Starre, die seinen Körper bannte. Nur er konnte die Stimme Merlins hören, daran gab es keinen Zweifel für ihn.
    »Ich wußte, daß du ein Verräter bist!« Merlin hob die Hand, und Jonsson erkannte, daß er kein Feuer hielt, sondern eine vollerblühte Mistel, deren goldenes Licht durch Merlins Finger leuchtete. »Lange habe ich dich beobachtet und hoffte, daß du deinen Fehler einsehen würdest. Ich weiß, daß du nicht aus freiem Willen zum Verräter geworden bist. Aber du hast dich nur allzuleicht dem Fremden in dir hingegeben. Deshalb muß ich dir jetzt eine schwere Bürde auferlegen. Du hast Valdecs Kapsel in dir getragen, nun sollst du Yggdrasils Samen in deinem Körper tragen und mit deinem Körper schützen. Dich wird man als einzigen unbehelligt von der Erde fortgehen lassen, denn dich hält Valdec für einen Verräter an unserer Sache. Es ist unglaublich wichtig, daß Yggdrasils Samen vor Valdec und dem Konzil versteckt wird, denn es kommen schwere Zeiten auf die Treiber und Biotroniks zu. Nur du und Myriam, ihr werdet den Samen der Misteln besitzen. Nimmst du diese Bürde als Wiedergutmachung für deinen Verrat auf dich?«
    »Ja«, flüsterte Jonsson, und dieses Ja befreite ihn von der Angst und der Verzweiflung und der Schuld, die er in den letzten Wochen mit sich herumgeschleppt hatte.
    Merlins Arm schwang zurück, und die Mistel raste auf Jonsson zu. Ein schlanker Stiel durchbohrte seinen Anzug, drang in seinen Körper, schien sich in sein Herz zu senken. Für einen Augenblick glaubte Jonsson, sterben zu müssen, fühlte sich verraten. Aber dann war der Schmerz vorbei. Seine Hände tasteten über seine Brust, aber von einer Mistel war nichts zu spüren.
    Er wandte sich um und rannte zu dem wartenden Gleiter, wild winkend. »Nichts wie weg!« rief er. »Ich habe die Folien.«
    Die beiden Grauen, die in dem Gleiter gewartet hatten, sprangen aus der Luke und richteten ihre Laser auf den steilen Gipfel, doch die weiße Gestalt war verschwunden.
    »Nehmt, was euch so wertvoll erscheint«, drang die klare Stimme zu ihnen herunter. »Yggdrasil schenkt es euch!«
     
    *
     
    »Die Gardisten Clegg und T’Ascon«, meldete Kate Brusher, die Terminplanerin Valdecs.
    »Laß sie eintreten.« Valdec zog den Packen Metallfolien zu sich heran, der auf seinem Schreibtisch lag. An einigen Blättern klebte noch das Blut Jonssons. Die Wissenschaftler, die die Beschriftung der Folien ausgewertet hatten, hatten sich nicht daran gestört.
    Clegg und T’Ascon traten ein. Es waren die beiden Grauen, die Jonsson zur Flucht verholfen hatten. Sie grüßten wortlos und blieben vor dem Schreibtisch stehen.
    »Was ihr mir gebracht habt, ist wertlos«, sagte Valdec ohne Umschweife. »Ihr hättet es euch denken können, als Merlin euch die Blätter bereitwillig überließ.«
    »Wir hielten es trotzdem für geraten, die Folien mitzunehmen«, entgegnete Clegg.
    »Es war richtig. Da diese vollkommen sinnlosen Notizen uns aber nicht weiterbringen und Jonsson tot ist, habe ich eine neue Aufgabe für euch. Ich brauche Myriam! Und der Weg zu ihr führt über Dottore

Weitere Kostenlose Bücher