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Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule

Titel: Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Christoff
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Ein Lebewesen, das es nicht geben sollte. Um so schlimmer, daß man es ihm nicht ansehen kann. Es ist in ihm. Hinter seinem unschuldigen Gesicht und hinter seiner weichen Haut. Ich will ihn nicht. Du kannst ihn haben, wenn du willst.«
    Merlin neigte den Kopf. »Ein großes Geschenk«, sagte er. »Ich danke Euch. Den Reichtum, den Ihr von Euch werft, ohne es zu wissen, werde ich hüten. Vielleicht werdet Ihr eines Tages erkennen, daß Ihr mit wenigen Worten die letzte Gelegenheit, die Liebe zu verschenken, die in Euch ist, vertan habt.«
    »Sie hat mich nie geliebt«, rief Growan.
    »Ihr irrt«, erwiderte Merlin leise. »Seht Euch das Programm an. Es ist ein herrliches Architekturkonzept für die Erweiterung Eures Palastes. Myriam hat für Euch daran gearbeitet, sie hat es für Euch entworfen, weil sie Eure Liebe zu schönen Bauwerken kannte. Sie wollte es mit Euch zusammen bauen. Sie wollte mit Euch und Euerem Sohn darin leben.«
    Schweigend griff Growan nach der Kassette und drückte sie in einer Geste stummer Verzweiflung an sich, während Merlin mit dem Kind hinausging.
     
    *
     
    Growan stieg aus dem Gleiter, der am Ufer des Seenrings auf einer künstlich geebneten Fläche gelandet war, und blieb stehen, um die Mistelpflücker zu beobachten, die an der Arbeit waren. Die Treiber hatten Ödrödir verlassen. Der einzige von ihnen, der geblieben war, war Shadow in seinem Felsengrab, aber er war ein stiller Gast und störte den alltäglichen Betrieb nicht.
    Merlin kam aus seiner Höhle und stellte sich neben Growan, der ihn nicht ansah.
    »Es geht ihm gut«, antwortete Merlin auf die unausgesprochene Frage des Manags.
    »Ich habe ihn dir übergeben«, sagte Growan nach längerem Schweigen. »Du kannst ihn hierbehalten, bis er drei Jahre alt ist, dann wird er in meinen Palast zurückkehren.«
    »Du willst ihn anerkennen?«
    »Natürlich. Wem sonst sollte ich meinen Konzern übergeben? Soll ich ihn Valdec in die Hände fallen lassen? David wird Lehrer bekommen, die ihn auf seine Stellung vorbereiten, aber du wirst die Aufgabe haben, sie auszuwählen und zu überwachen. Und was du für angebracht hältst, ihn zu lehren, sollst du ihm beibringen. So habe ich es damals bestimmt, und so soll es bleiben.«
    »Fürchtest du mich nicht?«
    Growan lächelte kaum merklich. »Ich fürchte dich nicht, ich liebe dich nicht, ich hasse dich nicht, und ich weiß nicht, ob ich dich achten soll. Aber ich weiß, daß du dem Kind nichts Böses tun würdest.«
    Merlin III antwortete nicht darauf. Es gab nichts zu sagen.
    Growan wandte sich zu seinem Gleiter und stieg auf den Sitz.
    »Vor einiger Zeit hast du mich gebeten, einen Tunnel von deiner Höhle zu meinem Palast zu bauen«, meinte er. »Der richtige Zeitpunkt dafür ist gekommen. Morgen werden die Arbeiten beginnen. Am gleichen Tag, an dem ich die Laborgebäude abreißen lasse. Das ›Projekt Yggdrasil‹ ist beendet. Soll der Baum sein Geheimnis behalten.«
    Die Tür des Gleiters sank herab, und Growan verließ Ödrödir. Es sollte das letzte Mal sein, daß er seinen Fuß auf den Boden des Heiligen Tales setzte.
     
    *
     
    In der Felskammer in einem längst vergangenen England blickte Merlin auf Davids schlafende Gestalt herab und lächelte. Das Gesicht des jungen Mannes war glatt und entspannt. Er schlief friedlich. Der Schock der langen Rückblende in die Zeit vor seiner Geburt würde sich nach und nach einstellen, wenn sein Gehirn die Informationen verarbeitete und jede beantwortete Frage eine neue heraufbeschwor.
    »Nun kennst du die Rolle, die Yggdrasil in deinem Leben spielte«, sagte. Merlin leise. Er wußte, daß der Schlafende ihn hörte. »Im ›Buch Myriam‹ legte Myriam ihre Erfahrungen nieder, die Erkenntnisse, die sie gewann. Yggdrasil offenbarte sich ihr als uraltes, denkendes Wesen, das die Entwicklung der Menschheit beobachtete und manchmal in die Entwicklung eingriff, denn sie hat ein Ziel. Schatten von Yggdrasil gibt es viele. Wenn du sie suchst, wirst du sie auf jedem Planeten finden. Aber sie gab der Menschheit ihre Misteln, weil sie hoffte, dadurch auch in Wirklichkeit beweglich zu werden. Noch viel mehr hat sie zu sagen und zu geben, wenn jemand die Fähigkeit besitzt, mit ihr zu sprechen. Der Auserwählte bist du, denn du bist Blut von ihrem Blut. Untrennbar seid ihr miteinander verbunden. Darum suche dein Amulett, und senke den Samen Yggdrasils in den Boden, solange ihr Körper auf Terra noch lebt. Wenn sie stirbt, verliert auch der Samen seine Kraft,

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