Die Terranauten 031 - Der Einsame von Ultima Thule
wütend nach neuen Körpern. Die Besessenen mußten sich gegen sie zur Wehr setzen, und ihre Aufmerksamkeit wurde von den Menschen abgelenkt. Einige vergaßen völlig, aus welchem Grund sie sich in der Halle befanden, und griffen alles an, was sich in ihrer Reichweite befand.
David hatte keine Zeit, die veränderte Situation zu beobachten. Er hatte fünf Angreifer gegen sich, die sich durch nichts davon ablenken ließen, ihn zu töten. Einer der Besessenen wagte sich zu weit vor. David sprang ihm entgegen und packte ihn an der Kehle, aber einer der Malaiara, die sich hinter ihn geschlichen hatten, schwang sich mit einigen raschen Flügelschlägen in die Höhe und stürzte auf ihn herab. David brach unter dem Gewicht zusammen, sein Opfer immer noch unerbittlich zwischen den Fingern. Die spitzen, hornigen Klauen zielten nach seinen Augen. David konnte ihnen nicht ausweichen, er war am Boden festgenagelt.
Plötzlich sanken die Krallenhände schlaff herab, und die grünlichen Augen wurden stumpf. David wälzte sich unter dem toten Körper hervor und lag schweratmend still. Der Besessene, dessen Kehle er umklammerte, war still.
»Wen haben wir denn da?« fragte eine vertraute Stimme über ihm. Er stemmte sich mit einem Arm vom Boden und sah hoch. Die Gesichter von Belen und Val Cameron grinsten ihm entgegen. Beide sahen ziemlich mitgenommen aus, schienen aber bester Laune zu sein.
»Da suchen wir die ganze Festung ab, und dann finden wir ihn durch Zufall – unseren David.«
»Gut für uns«, fügte Belen Cameron hinzu. »Es wird ganz so aussehen, als hätten dich diese grünen Flügelwesen umgebracht.«
David rutschte langsam rückwärts, als die Brüder auf ihn zukamen. Er hoffte, sich abstoßen zu können, um seitlich an ihnen vorbeizukommen, aber sein Rücken stieß gegen die Wand der Halle. Unmittelbar neben ihm ragte ein Vorsprung in die Halle hinein, vor ihm und auf der anderen Seite standen die Camerons. Er richtete sich langsam auf.
»Dann wollen wir mal«, sagte Val heiser und ließ seinen Stunner fallen, um die Hände frei zu haben.
Eine Banshee raste über seinen Kopf hinweg. David sah die Feuerkugel kommen und stürzte sich auf Val, der irritiert zusammengezuckt war. Doch die Banshee hatte es auf ihn abgesehen. Ihr Eindringen war wie ein harter Schlag gegen sein Bewußtsein. Für einen Augenblick wurde sein Körper kraftlos – lange genug für Val, um ihn zu packen und an sich zu ziehen.
David wehrte sich gegen den Griff und gegen die Banshee, die sich hartnäckig in ihm festklammerte. Alles verschwamm vor seinen Augen. Vals Gesicht verdoppelte sich, und er hatte vier Hände, mit denen er nach Davids Hals tastete.
Panik schoß in David hoch. Seine Erinnerungen entglitten ihm, als die Banshee sich in verbissener Wut in seinem erschöpften und verwirrten Bewußtsein ausbreitete. Seine Gedanken verschwanden, ihre waren noch nicht stark genug – übrig blieb Leere. David vergaß, daß er lebte. Doch das triumphierende, todverheißende Gesicht blieb, mit dem erstarrten Lächeln, das sich tief in die schweißbedeckte Haut gegraben hatte. David verspürte ungeheure Angst und wußte nicht einmal, weshalb.
Die Banshee in ihm reagierte darauf. Seine Furcht teilte sich ihr mit und wurde zu einem ungeheuren Schreckgespenst, das die gesamte Welt ausfüllte.
»Angst!« gellte eine Stimme in ihm. »Töte! Töte!«
Ein glühender Krampf zog seinen Körper zusammen. Wellen aus leuchtendem Feuer pulsten aus seinem Körper und hüllten die Brüder ein. David sah nicht, wie sie zusammenbrachen. Seine Augen waren tränenblind, aber in seinem Kopf sah er für den Bruchteil einer Sekunde ein bekanntes Gesicht.
»Calen!« schrie er, als das Gesicht zerbarst und nichts als ein Meer aus Flammen in ihm übrigblieb.
*
Maldrans Hundertschaft landete bei Nacht auf den Bergspitzen des Talkessels, von denen breite Schächte in das Innere der Festung führten. Die zwölf Malaiara, die mit den Menschen vor dem Überfall der Banshees geflohen waren, hatten ihm die Lage der Fluchtwege angegeben. Maldran rechnete mit der Überraschung der Besessenen, wenn er und seine Männer unerwartet im Inneren der Burg auftauchten.
Die Hundertschaft bestand aus ausgewählten Malaiara, die es gewöhnt waten zu kämpfen. In kleinere Gruppen aufgeteilt hatten sie Überfälle auf kleine Siedlungen, Schiffe oder Karawanen unternommen, um sich der Frauen zu bemächtigen. Wie auch Varnha Maldran, gehörten sie zu der Partei der Malaiara,
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