Die Terranauten 034 - Der Renegat
sich gerne aufspielte.
»Was tun wir, Llewellyn?« fragte er ziemlich kleinlaut.
Der Riemenmann zupfte an den goldenen Bändern, die sein Gesicht umspannten.
»Wir müssen runter nach Tamerlan«, knurrte er. »Hier auf der TASCA zu bleiben und abzuwarten, wie sich die Dinge von selbst entwickeln … Nein, das ist nichts für mich!«
»Glaubst du, ich würde hier gerne auf der faulen Haut rumliegen, während unsere Freunde in Schwierigkeiten sind?« entgegnete Alessandr. »Allerdings …«
»Allerdings?«
»Wenn wir Tamerlan mit dem Ringo anfliegen, würden wir der Raumüberwachung auffallen.«
»Natürlich! Deshalb nehmen wir auch keinen Ringo, sondern gehen mit zwei Kapseln runter.«
»Ah, ja …«
Roglan Alessandr schüttelte sich leicht. Verständlich, denn es war keineswegs ein Vergnügen, mit einer Kapsel durch den Raum zu fliegen. Nicht zu Unrecht bezeichnete man die Minifahrzeuge, die im Grunde genommen nichts anderes waren als überdimensionale Raumanzüge, als fliegende Särge. Sie besaßen lediglich einen nicht sehr leistungsfähigen, kleinen Photonenbrenner, die allernötigsten Steuermechanismen und ein Lebenserhaltungssystem, das allerdings nur relativ kurze Zeit funktionstüchtig war. Dafür aber ließen sich Raumkapseln aufgrund ihrer geringen Größe kaum von der Raumortung anmessen, zumal dann nicht, wenn der Brenner abgeschaltet war.
Bevor Llewellyn und Alessandr jedoch daran denken konnten, die TASCA zu verlassen, mußten sie zuerst einmal mit der Situation an Bord fertig werden. Von Mandorla wußten sie, daß mehrere Gardisten im Schiff zurückgeblieben waren. Diese Männer galt es zu überlisten oder zu überwältigen.
Ob sich Graue Treiber oder Schatten, wie PSI-begabte Gardisten genannt wurden, unter den Zurückgebliebenen befanden, wußten die beiden Terranauten nicht. Sie hatten bisher nicht gewagt, ihre eigenen psionischen Fähigkeiten einzusetzen, um ihre Anwesenheit nicht zu verraten. Zur weiteren Sicherheit schützten sie sich durch einen Gedankenschirm, so daß auch die Grauen keine Chancen hatten, sie mittels Telepathie aufzuspüren.
Psionisches Patt …
Aber es gab Möglichkeiten, das Patt in ein Matt umzuwandeln. Llewellyn hatte eine ganz bestimmte Idee.
»Komm«, sagte er zu Roglan dem Großen.
Die beiden Terranauten hatten keine Schwierigkeiten, ihr Versteck unbemerkt zu verlassen. Sie hatten sich in einem leeren Container in unmittelbarer Nachbarschaft der Abfall-Aufbereitungsanlage verborgen gehalten. Kein Aufenthaltsort also, den sich jemand, der den Raumer inspizierte, besonders intensiv vorknöpfen würde.
Vorsichtig schlüpften Llewellyn und Alessandr in den Zentralgang, der längs durch das ganze Schiff führte. Abwartend und lauschend blieben sie stehen. Aber sie hörten und sahen keinen Menschen. Nur die typischen Schiffsgeräusche drangen an ihre Ohren.
»Soll ich nicht doch mal orten, ob ein PSI-Begabter an Bord ist?« wisperte Roglan. »Ganz kurz nur?«
»Gleich«, erwiderte der Riemenmann lächelnd. »Gleich kannst du deine Geistesgaben spielen lassen.«
Er wandte sich nach rechts, dorthin, wo der Ringo-Hangar der TASCA lag. Der kleine Terranaut folgte ihm achselzuckend.
Jetzt hieß es, noch vorsichtiger zu sein. Durchaus möglich, daß sich einer oder gar mehrere der Gardisten in der Nähe des Hangars aufhielten.
Dem war jedoch nicht so. Durch die geöffneten Innenschleusen konnten die beiden Terranauten in den Hangar hineinblicken. Kein Mensch war zu sehen.
Llewellyn und Alessandr betraten den einen der beiden Schiffsräume. Das diskusförmige Kleinraumschiff stand auf seinen Teleskopbeinen, schien nur darauf zu warten, daß jemand hineinstieg und in den Raum startete. Aber das kam natürlich aus überaus naheliegenden Gründen nicht in Frage.
»So«, sagte der Riemenmann, »jetzt kannst du versuchen, die Brüder zu orten!«
Er selbst ließ seinen Gedankenschirm ebenfalls zusammenbrechen und gab seinen psionischen Talenten freien Lauf. Wie unsichtbare Fühler tasteten sich seine telepathischen Sinne durch das ganze Schiff.
Und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er mit seinen Bemühungen Erfolg hatte. Verschwommen bekam er Kontakt mit zwei, drei, vier fremden Bewußtseinsinhalten.
Klare Gedankengänge konnte er dabei nicht aufnehmen. Um das zu bewerkstelligen, wäre es nötig gewesen, den Betreffenden ganz nahe zu sein, ihnen nach Möglichkeit in die Augen zu blicken. Und selbst dann wäre es noch sehr fraglich gewesen, ob er ihre Gedanken
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