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Die Terranauten 034 - Der Renegat

Die Terranauten 034 - Der Renegat

Titel: Die Terranauten 034 - Der Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roberts
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Konzeption an ein überdimensionales Nomadenzelt. Daß die letzten echten Nomaden auf der Erde schon vor einem runden halben Jahrtausend ausgestorben waren, hatte die Erbauer nicht gekümmert. Vielleicht war es gerade die Gleichschaltung der Lebensumstände auf der Erde; die bewußte Beseitigung eigenständiger Kulturtraditionen, die ethnische Gruppen unter den auswandernden Humos veranlaßte, dem weitgehend in Vergessenheit geratenen Erbe ihrer Urväter ein Denkmal zu setzen. Daß dabei im Grunde genommen nichts anderes als Travestien herauskamen, verstand sich beinahe von selbst.
    Mandorla gingen derartige Überlegungen nur ganz flüchtig durch den Kopf. Man hatte sie von der aquanischen Delegation getrennt. Während Argan Pronk und seine Leute zunächst im Aul verblieben, hatte sie Anweisung erhalten, sich unverzüglich bei Cosmoral Hanka einzufinden. Zwei Gardisten brachten sie zu der Queen.
    Wie üblich waren auch auf Tamerlan die Verwaltungs- und Wohngebäude der Garden ein separat gelegener Komplex. Bewußt nüchterne, ja, geradezu einfallslose Kästen, die keinerlei Zugeständnisse an ästhetische Empfindungen machten. Die Garde-Bauten befanden sich in unmittelbarer Nähe des Raumhafens. Auch das war auf den meisten Kolonialplaneten so. Der Raumhafen war in strategischer und logistischer Hinsicht das Herz einer Welt. Wer den Raumhafen kontrollierte, kontrollierte damit meistens auch gleich die ganze Welt. Das lag in der Natur der Sache.
    Die beiden Gardisten, die unterwegs kein einziges Wort mit ihr gesprochen hatten, gaben Mandorla in die Obhut eines Hauptmannes. Und dieser Mann geleitete sie dann unmittelbar zu Cosmoral Hanka.
    Die Queen residierte in einem großen, mit Computerterminals und Visio-Monitoren vollgestopften Raum, der große Ähnlichkeit mit der Steuerebene eines interstellaren Großfrachters hatte. Ansonsten war der Raum überaus spärlich möbliert. Mandorla konnte nicht den Funken einer persönlichen Note feststellen.
    Hanka saß hinter ihrer Arbeitskonsole und ließ Mandorla auf einem Stuhl gegenüber Platz nehmen. Der Stuhl war hart und unbequem. Mandorla zweifelte nicht daran, daß dies ganz bewußt geschah. Es war schon immer eine bewährte psychologische Methode gewesen, jemandem durch die Zuweisung einer nicht körpergerechten Sitzgelegenheit eine Atmosphäre des Unwohlseins zu vermitteln. Und die Tatsache, daß die Queen etwas erhöht saß und quasi auf Mandorla hinunterblicken konnte, sollte zusätzlich ein Gefühl der Unterlegenheit einsuggerieren.
    Mandorla ließ sich dadurch jedoch in keiner Weise beeindrucken. In der Hierarchie der Grauen Garden hatte sie einst eine weitaus höhere Position eingenommen als Hanka. Mit solchen Psycho-Spielereien konnte man ihr kaum Respekt einflößen.
    Beeindruckender war da schon die Queen selbst. Ihre harten, unschönen Gesichtszüge, die kalten Augen, der leicht verächtliche Zug, der um ihre Mundwinkel lag – dies alles ließ ahnen, daß mit ihr nicht zu scherzen war.
    Sekundenlang blickte sie Mandorla an. Schweigend, mit unbeweglichem Gesicht. Ihre Augen schienen in der Besucherin lesen zu wollen. Aber das war nicht möglich. Hanka besaß keine PSI-Fähigkeiten, denn sonst wäre sie nicht Cosmoral, sondern Mater geworden.
    Mandorla hätte ihrem Blick standhalten können. Aber sie führte sich vor Augen, daß sie ja angeblich nur eine Centurio war, ein verhältnismäßig kleines Licht im Vergleich zu der mächtigen Kommandeuse eines nicht unbedeutenden Sternensystems. Deshalb hielt sie es für angebracht, unter dem fixierenden Blick der älteren Frau die Augen niederzuschlagen.
    »Wer sind Sie?« fragte Hanka dann ganz überraschend.
    Jetzt blickte Mandorla wieder hoch. »Das wissen Sie doch, Cosmoral. Ich bin Centurio Anja Lidice, handelnd im speziellen Auftrag von Cosmoral Leah Halef.«
    »Nein!«
    »Nein?«
    Mandorla ließ sich nicht anmerken, daß sie auf einmal ziemlich beunruhigt war. Ahnte die Queen etwas? Oder schlimmer noch – wußte sie inzwischen sogar etwas?
    »Ich weiß, daß Ihr Name nicht Anja Lidice ist«, sagte Hanka und lächelte dabei kalt.
    Mandorla verlor die Kontrolle über sich noch immer nicht. Einer ihrer größten Vorzüge war schon immer eine unbedingte Selbstbeherrschung gewesen, die sie selbst in extremen Situationen bewahren konnte.
    »Mir ist nicht klar, wie Sie zu dieser Ansicht gelangt sind, Cosmoral«, antwortete sie ganz ruhig. »Ich kann mich nicht erinnern, daß wir uns schon einmal begegnet

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