Die Terranauten 036 - Flammen über Shondyke
David, und mit meinen Kräften wird es mir langfristig möglich sein, die letzten Reste der Konditionierung auszutilgen. Die Clones wissen um dieses Problem, und sie sind einverstanden, solange ich mich nicht in ihre übrigen Angelegenheiten einmische. Abashe wird mir helfen. Und Baby …«
Zögernd legte ihm David eine Hand auf die Schulter. Er mußte zu dem kleinen, untersetzten Mann hinabblicken, als er fragte: »Wann werden wir Sie wiedersehen? Oder wird es kein Wiedersehen geben? Sie können uns auch draußen im Reich nützen. Sie wissen, daß es noch ein langer Weg bis zum Sturz der Konzerne ist.«
»Ich werde hier gebraucht«, erwiderte der Psyter ablehnend. »Mehr als bei den Terranauten. Vertrauen Sie mir. Die Zeit wird es erweisen.«
Die Außenmikrofone von Davids Raumanzug übertrugen das Knirschen von Schritten im Sand. Er sah sich um und erblickte Abashe doNhor. Ihre Helmscheibe verzerrte ihr Lächeln.
»Es wird Zeit«, erklärte Scanner Cloud. »Leben Sie wohl, David. Ich wünsche Ihnen bis zu unserem nächsten Zusammentreffen alles Gute.«
Cloud verschwamm. Die Wüste existierte nicht mehr. Ein anderes Bild schob sich hervor. Mi Lai …
»Die Evakuierung ist fast abgeschlossen«, erklärte die Clone-Frau. Sie und David saßen einander im Bunker gegenüber, umgeben von dem Gesumm und Gefunkel der Computer und Kontrollwände. »Wir haben den Großteil der männlichen Grauen bereits durchgeschleust. Überrascht es Sie, daß fast alle weiblichen Adepten und fast siebzig Prozent aller gehirnoperierten Queens mit uns auf Shondyke bleiben wollen?«
Der Psyter, dachte David. Es ist Clouds Werk. Er läßt die Konditionierung bereits abbröckeln.
»Wann werden Sie das RZS-System blockieren?« erkundigte sich der Treiber.
»Nach Ihrem Transit.« Mi Lai beugte sich nach vorn. »Und wenn Sie draußen im Reich wieder gegen die Grauen Garden kämpfen müssen, dann denken Sie daran, daß wir anders sind. Wir lehnen die Kaiserkraft und Valdecs Herrschaft ab, und wir haben Ihnen, den Terranauten, sehr viel zu verdanken. Betrachten Sie uns nicht als Verbündete, das wäre – nicht das richtige Wort, sondern als wohlwollende Neutrale.
Später vielleicht, wenn sich die Dinge verändert und neu konsolidiert haben, werden wir versuchen, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.«
David ergriff die Hand Mi Lais. »Ich danke Ihnen, Schwester«, sagte er, und die goldenen Augen der Frau schienen einen Moment lang heller zu leuchten.
Wiederum ein Wechsel. Aus dem milden Halbdunkel des Kontrollbunkers wurde blendendes Weiß, in dem sich der handlange Borstenzapfenkiefer-Ableger manifestierte. Baby, dem es zusammen mit dem Riesenbaum im All gelungen war, den letzten Supertreiber in den Schlund der Weltraumstraße zu stürzen.
»Ich bin dir eine Erklärung schuldig«, telepathierte Yggdrasils Ableger mit dem Bewußtsein des Treibers Astos-Jonsson, »damit du die Dinge richtig verstehst und keine falschem Schlüsse ziehst.«
David driftete durch das Weiß der materielosen Gedankenwelt. Jedes Wort Babys prägte sich ihm unvergeßlich ein.
»Es war kein Versehen, daß Chan de Nouille mich auf Argus erbeutete.
Als du damals das Edinburgher Haus deines verstorbenen Vaters betreten hast, begannen bestimmte … Maschinen im Biotroniks-Palast, unter den Gletschern von Ultima Thule zu arbeiten. Sie versetzten dich und Chan de Nouille in jene Semi-Realität, denn die sterbende Yggdrasil wollte dir die Konsequenzen der Kaiserkraft-Nutzung deutlich vor Augen führen … und den Grauen einen Hinweis auf mich geben.
Yggdrasil wußte, daß du Thule nur in Begleitung, von Grauen betreten konntest, und es war eine günstige Fügung, daß Chan de Nouille diese Graue war.
Gleichzeitig trat sie in Kontakt mit Scanner Cloud und sorgte dafür, daß die MIDAS mit dem Riemenmann und den anderen Terranauten an Bord ebenfalls das System von Astos’ Augen aufsuchte, wo ich in der Erde von Argus ruhte.
So würdest du mit deinen verschollenen Gefährten zusammentreffen und Chan de Nouille mich in Besitz der Garden bringen und nach Shondyke schaffen. Denn Shondyke war mein Ziel.
Yggdrasil wußte um den Zustand des Riesenbaumes im Orbit, der abzusterben drohte, vor allem durch die Elektroschockmanipulationen der Grauen. Früher hat es viele dieser Steuerbäume gegeben, doch die meisten sind im Lauf der Jahrhunderttausende gestorben, verschollen, haben sich verändert und vergessen, wie die Ro Ulema auf Veldvald.
Aber das System der Weltraumstraßen
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