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Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt

Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt

Titel: Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Wir haben bereits 12.000 Lichtjahre seit der letzten Wartung hinter uns. Wird Zeit, daß wir wieder zur Erde kommen.«
    Während sich Etchgan noch über diese wenig sinnvolle Bemerkung wunderte, drehte sich Tardas auch schon um.
    »Die Maschinen werden einwandfrei arbeiten, dafür verwette ich meinen Kopf.«
    »So«, sagte Zeran und grinste breit. »Na, hoffentlich. Ich wüßte auch nicht, was ich mit Ihrem Kopf anfangen sollte.«
    Er lachte und steuerte dann auf das Sicherheitsschott zu.
    »Ruheperiode – das gilt auch für Sie, Tardas. Lassen Sie Ihre Lieblinge ruhig einmal für ein paar Stunden allein. Etchgan wird aufpassen und sie trösten.«
    Er lachte erneut und stapfte hinaus, gefolgt von Chi Tardas, der die Augenbrauen hochgezogen hatte, aber kein Wort sagte.
    Na, dachte Etchgan, das fängt ja fein an. Er wartete ab, bis sich das Schott wieder geschlossen hatte, dann lehnte er sich bequem zurück und legte die Füße hoch. Drei Stunden allein ohne eine Möglichkeit, sich abzulenken, die Zeit zu vertreiben.
    Das ist das Widerwärtige an diesen Wachperioden, dachte er. Die elende Langeweile, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Für ein paar Augenblicke beneidete er die vier Terranauten in ihren Tiefschlafsärgen, dann verdrängte er diesen Gedanken wieder. Die Flugzeit würde für sie zwar rasch vergehen, dagegen die Zeit auf dem Strafplaneten aber unendlich langsam. Nein, er beneidete sie wirklich nicht, aber er spürte auch kein Bedauern, kein Mitgefühl für sie. Seine Loyalität zum Konzil war unantastbar; er führte Befehle im Dienste der Menschheit, wie das Konzil sie verkörperte, aus, das war alles, und das wusch ihn in seinen eigenen Augen von jeder Schuld rein. Die Terranauten zwei Decks unter ihm waren ihm völlig gleichgültig. Er sollte mithelfen, sie an ein bestimmtes Ziel zu bringen, sie dort zu übergeben, und dann wieder nach Naria zurückkehren, um ihre gewohnte Kurier-Route fortzusetzen. Das war eine Aufgabe, die er zu erledigen bestrebt war – ganz gleich, was auf ihn zukommen sollte. Befehl war Befehl.
    Etchgan erhob sich mit einem Ruck aus seinem Kontursessel, trat an die Kontrolleinrichtungen heran und schaltete mit einem Tastendruck die indirekte Beleuchtung in der Zentrale aus. Das Licht erlosch langsam, diffuses Halbdunkel breitete sich aus. Er griff in eine Tasche seiner Uniform, holte eine zerknitterte Packung hervor und zündete sich eine Zigarette an. Tief inhalierte er den aromatischen Rauch, dann ließ er sich in die Polster des Sessels zurücksinken und legte wieder die Füße hoch. Aus halb geschlossenen Augen betrachtete er die Projektionen auf den Außenbildschirmen. Niemand wußte, ob das, was die automatisch arbeitenden Kameras der Außenbeobachtung innerhalb des fremden Mediums von Weltraum II registrierten und weiterleiteten, mit der Realität identisch war. Die Bildschirme jedenfalls zeigten nur ein formloses, vielfarbiges Wallen. Es war, als sei das Raumschiff, das jetzt mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit einem fernen Ziel zuraste, von dichtem Nebel umgeben, den nichts durchdringen konnte.
    Etchgan erinnerte sich daran, davon gehört zu haben, daß einige Treiber sich einmal während eines Überlichtfluges hatten ausschleusen lassen, um den Weltraum II in direktem optischem Kontakt zu erleben. Auch sie hatten nichts anderes wahrgenommen. Weltraum II war und blieb rätselhaft, daran änderte auch nichts, daß man jetzt ein Gerät zur Verfügung hatte, mit dessen Hilfe man ohne PSI-Kräfte und Misteln sicher navigieren konnte.
    Etchgan blickte zur Seite. Der Sucher arbeitete einwandfrei; die grüne Taste mit der Aufschrift »Automatic« leuchtete ohne jedes Flackern. Auf dem flachen Holografie-Schirm war die Darstellung des Norvo-Systems sichtbar, das ihr Ziel war. Daneben waren Reihen von Zahlen- und Buchstabenkolonnen einem ständigen Wechsel unterworfen. Sie gaben Entfernung, Geschwindigkeit und voraussichtliche Ankunft an. Nur die galaktische Position des Norvo-Systems blieb auch für sie verschlüsselt. Aber diese Geheimniskrämerei gehörte eben dazu.
    Das tiefe, monotone Summen um ihn herum, das Halbdunkel, das dumpfe Raunen des Kaiserkraft-Antriebs – Etchgans geistige Aktivität nahm ab, ohne daß er sich dessen selbst bewußt wurde. Ihm war ohnehin nicht ganz klar, warum es nötig sein sollte, auf diesem Schiff noch ständige Wachen beizubehalten. Alles war in bester Ordnung, und nichts deutete darauf hin, daß sich dies ändern sollte.
    Crom Etchgan

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