Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt
döste, schließlich nickte er ein. Seine Träume waren ein Wirrwarr aus den verschiedensten Szenen: seine Ausbildungszeit, die ersten Dienstjahre, die wenigen Freizeitperioden.
Die Veränderung erfolgte so rasch, daß sie ihn zunächst unbeeinflußt ließ. Das Licht in der Zentrale flackerte kurz, das Summen verstummte für einen Sekundenbruchteil, dann war alles wie zuvor. Etchgan brummte irgend etwas, wachte aber nicht auf. So sah er auch nicht, daß auf einer Kontrolltafel vor ihm zwei grünschillernde Sensoren übergangslos erloschen. Ein paar Sekunden später begann einer, in hellem Rot zu pulsieren, der andere folgte nach. Die Anzeigen gehörten zu einer elektronischen Überwachungseinheit, die das Energie-Niveau des Suchers und des an ihn angeschlossenen Computers kontrollierte. Wäre Etchgan in diesen Augenblicken wach gewesen, dann hätte er einschreiten können. Aber es war niemand da, der auf die rotpulsierende Warnung hätte reagieren können, und nach ein paar weiteren Sekunden wechselten die Sensoren wieder zu Grün um.
Crom Etchgan fuhr plötzlich wie von einer Tarantel gestochen in seinem Sessel hoch. Er brauchte ein paar Atemzüge zur Orientierung, und ärgerlich stellte er fest, daß er offenbar eingeschlafen war.
»Eine gute Stunde«, murmelte er nach einem Blick auf den Zeitmesser. Damit lagen noch zwei Stunden Wache vor ihm. Er runzelte die Stirn. Er hatte geträumt, ja, aber da war irgend etwas gewesen, das ihn geweckt hatte. Irgend etwas … Seltsames.
Beunruhigt sah er sich in der Zentrale um. Sein Blick streifte die verschiedenen Kontrollbänke, nahm die Anzeigen der Instrumente in sich auf, dann nickte er sich selbst zu.
»Alles in Ordnung«, sagte er halblaut und wunderte sich kurz über den eigenartigen Klang seiner Stimme.
Ich habe Angst, dachte er verwundert und runzelte die Stirn. Aber wovor? Es existierte nichts, das Anlaß zur Besorgnis oder gar Furcht geben konnte.
Er lehnte sich wieder zurück und horchte in sich hinein. Er schluckte hart; sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Während er bewußt versuchte, sich selbst Ruhe zu suggerieren, stieg in einem anderen Teil seines Bewußtseins undefinierbare Furcht rasch an. Schweiß glänzte plötzlich auf seiner Stirn; seine Muskeln und Glieder verkrampften sich.
Duftendes Licht. Explodierende Farben.
Etchgan stieß einen schrillen Schrei aus und krümmte sich zusammen. Das graue, formlose Wallen schien auf ihn zuzufallen, ihn einzuhüllen. In seinen Gedanken herrschte ein einziges Chaos von Grauen, Angst und dem Trieb fortzulaufen, ohne auch nur einen einzigen Muskel rühren zu können. Es war wie ein Realität gewordener Alptraum. Fluoreszierendes Leuchten deckte ihn zu, in dem einzelne Punkte wie Irrlichter glitzerten. Das Summen wurde in seinen Ohren zu einem betäubenden Donnern, das jede Faser seines Körpers vibrieren ließ.
Und dann die Stimmen. Sie drangen in sein Bewußtsein ein, obwohl ein letzter Rest Verstand in ihm seinen PSI-Sektor blockierte. Es half nichts. Das Wispern schwoll an, hatte eine fast hypnotische Wirkung.
Etchgan sprang aus seinem Sessel, hatte nur noch einen Gedanken: Flucht. Aber seine Umgebung hatte alle Konturen verloren; es gab nichts mehr, woran man sich orientieren konnte. Er stolperte vorwärts, mit den Händen sein Gesicht bedeckend. Die Erlösung kam ebenso rasch wie das namenlose Grauen. Wie ein gefällter Baum stürzte er auf den Boden; über sein Denken breitete sich eine tiefe Bewußtlosigkeit.
*
In Höhe des Decks, auf dem sich auch die Zentrale befand, waren die verschiedenen kleinen Vorrats- und Materiallager untergebracht. Eine Etage tiefer, die man durch Treppen oder einen Lift erreichen konnte, schliefen zwei Männer einen tiefen und traumlosen Schlaf. Hier herrschte fast absolute Ruhe, sah man von dem Raunen des arbeitenden Antriebs einmal ab.
Hauptmann Limur Zeran hatte seinen Kopf tief in das Kissen gegraben, drehte sich mit einem undeutlichen Brummen auf die andere Seite und zog in einem Reflex die Decke zu sich heran. In seiner Kabine brannte nur die Notbeleuchtung, die eigentlich nur ausfallen konnte, wenn auch die letzten Energievorräte des Schiffes erschöpft waren. Der Schlafende bemerkte nichts davon, als die Notbeleuchtung für einige Sekunden flackerte und dann zu einer normalen Arbeitsweise zurückfand. Er bemerkte auch nichts von dem fluoreszierenden Nebel, der durchs Schiff strich und für den Metall und Plastik offenbar kein Hindernis darstellten. Er
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