Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt
langsam kommen: ansteigende Temperatur, Ausfall der Schutzschirmgeneratoren, schließlich Ausfall der Klimaanlage. Ihr Kurierschiff würde schließlich infolge der Strahlungsflut verdampfen, aber zu diesem Zeitpunkt waren drei Graue und vier Terranauten an Bord nur noch ausgedörrte Leichen. Vier Stunden war sehr optimistisch geschätzt, zwei oder drei realistisch.
»Außerdem«, wehrte sich Zeran weiter gegen die Idee, »haben die Terranauten nichts zu verlieren. Sie wissen, daß sie deportiert werden, um den Rest ihres Lebens auf einem Strafplaneten zu verbringen. Wenn wir mit ihnen eine Loge bilden, könnte sie das auf dumme Gedanken bringen.«
Tardas nickte wieder. »Sie könnten versuchen, uns unter ihre Kontrolle zu bringen und dann zu fliehen.«
»Und wir würden alle am Leben bleiben«, sagte Etchgan mit deutlicher Ironie. »Nein, ich glaube nicht, daß sie dazu in der Lage wären. Wir könnten ihnen eine Droge injizieren, die ihre Entschlußwilligkeit herabsetzt, aber ich glaube nicht, daß das nötig sein wird. Im Sucher sind nur die Zielangaben des Norvo-Systems, keine anderen Koordinaten. Und um diese Daten zu verändern, müßten sie den Sucher umprogrammieren. Ganz abgesehen davon, daß sie dazu nicht die nötigen Kenntnisse haben, könnten sie so etwas nicht bewerkstelligen, ohne daß wir es bemerken. Denn wir sind ebenso Mitglieder der Loge wie sie. Und wie ja schon festgestellt wurde, eine Mistel für eine unabhängige Navigation ist nicht an Bord.«
Die Argumentation war schlüssig, das mußte selbst Limur Zeran einsehen. Er hob den Kopf. Die Sonne war grell und heiß; Protuberanzen stiegen tastenden Fingern gleich auf und streckten sich weit ins All aus. Wenn sie nichts unternahmen, war das Ende gewiß. Es gab nicht die Spur einer Hoffnung, daß sie dem Hitzetod entkommen konnten.
»Hm«, machte er und sah dann abwechselnd seine beiden Untergebenen an, die auf seine Entscheidung warteten. »Es sieht so aus, als hätten wir keine große Auswahl, vorausgesetzt, wir wollen am Leben bleiben.«
»Ich will Sie nicht drängen, Hauptmann«, versicherte Etchgan leise. »Aber wenn wir nicht bald etwas unternehmen, dann ist ohnehin alles verloren. Der Wiedererweckungsprozeß kostet Zeit.«
»Gut«, brummte Zeran und erhob sich. Seine Zunge fuhr über die spröde gewordenen Lippen. »Also: Wecken wir sie auf.«
Sein Blick streifte zufällig die Innentemperaturanzeige, die normalerweise bei konstant einundzwanzig Grad lag. Das schmale Flüssigkristall-Sichtfeld gab die Temperatur mit sechsundzwanzig Grad an.
*
Das erste, was Onnegart Vangralen bewußt spürte, war eine beißende Kälte, die irgendwo in der Nähe seiner Füße zu entspringen schien und sich langsam aufwärts ausbreitete. Sein Körper fühlte sich steif an, und jede noch so kleine Bewegung war von unangenehmen Schmerzen begleitet.
Ein leises, allgegenwärtiges Summen deckte ihn zu, und eine Ewigkeit lang lauschte er diesem Geräusch, das für ihn einen Beigeschmack von Sicherheit und Geborgenheit hatte. Der kurze, schnell wieder versiegende Schmerz in der linken Armbeuge verwirrte ihn zunächst, dann hatte er den deutlichen Eindruck, daß die Kälte in seinen Gliedern fortgeschwemmt wurde. Die Verkrampfung in ihm lockerte sich. Prüfend ballte er die rechte Hand zur Faust. Keine Schmerzen, ausgezeichnet.
Ein sanftes Schmatzen wie von einer nachgebenden Dichtung ertönte, dann strich ein warmer Luftstrom über ihn hinweg, der seine Lebensgeister aktivierte. Er schlug die Augen auf.
Über sich sah er eine mit Isolier-Kunststoff verkleidete Decke, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Er runzelte die Stirn und versuchte, die vereisten Kanäle seiner Erinnerung aufzutauen.
Die Hibernation, sagte irgend etwas in ihm, und unbewußt nickte er. Der Anschlag, die Gefangennahme, das Kurierschiff, der Tiefschlaf. War die Reise zu Ende? Offenbar. Warum hatte man sonst die Tiefschlafperiode beendet?
Die Kälte war jetzt völlig verschwunden, hatte einer angenehmen Wärme Platz gemacht. Vangralen stemmte seinen Oberkörper in die Höhe und erkannte in der Nähe des Schottes die kleine und etwas dickliche Gestalt von Crom Etchgan. Der Graue hatte eine völlig ausdruckslose Miene, so, wie sie es bereits zu Beginn der Reise kennengelernt hatten. In der rechten Hand hielt er eine Waffe, deren Lauf nach unten zeigte.
Onnegart Vangralen erhob sich und kletterte aus dem lebenserhaltenden Behälter heraus. Noch etwas fiel ihm an dem Uniformierten
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