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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Münzer
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aufgeladenen Böen zischten wie scharfe Klingen hernieder. Gewaltige elektrische Entladungen zuckten hin und her.
    Und auf dieses Inferno flog Oinji zu. Er erwog nicht einmal, umzudrehen und den verzweifelten Versuch zu unternehmen, dem Zyklon zu entkommen. Er wußte ganz genau, daß er dazu viel zu langsam sein würde. Nein, die einzige Möglichkeit, dem Wüten dieses Infernos zu entgehen, war ein selbstmörderischer Vorstoß zum Hügel der Quelle. Dort konnte sich der PSI-Schmarotzer verkriechen. Nur in den sturmgeschützten Nischen des Hügels hatte er eine Überlebenschance.
    Oinji krampfte sich zusammen. Jetzt mußte der Aufprall kommen … Jetzt …
    Im letzten Moment veränderte Oinji die Struktur seiner Außenschale. War sie bisher hart wie Stahl gewesen, so wurde sie jetzt weicher – und damit elastischer. Ohne diese Umstrukturierung des Gewebes wäre Oinji beim Aufprall einfach zerplatzt. So aber …
    Der Schmerz war unvorstellbar.
    Mit grausamer Wucht krachte der PSI-Schmarotzer auf die rötlichen Felsen. Die äußeren Gewebeschichten der Schale platzten, rissen ab. Oinji hüpfte wie ein Gummiball auf und ab, rollte über Felsen. Der Schock des Aufpralls veranlaßte ihn zu einer verhängnisvollen Fehlreaktion. Er fuhr instinktiv eine der Steuerhäute aus.
    Reibung.
    Die Steuerhaut flammte auf, verbrannte. Die verkohlten Reste wurden weggefetzt.
    Aber Oinji verlor nicht das Bewußtsein. Er war unglaublich zäh, das Produkt einer natürlichen Zuchtwahl, die im Verlaufe von Jahrmillionen unbeschreiblich widerstandsfähige Wesen geschaffen hatte.
    Denn Arioch war ein höllischer Planet. Wesen, die hier überleben wollten, mußten nahezu unzerstörbar sein – und einen Überlebenswillen besitzen, der phantastisch war.
    Oinji schlidderte weiter. Er überschlug sich mehrmals, und in seiner Außenschale entstanden immer neue Risse. Keiner davon war allerdings so tief, daß das gallertartige Körperinnere des PSI-Schmarotzers hätte auslauten können.
    Benommen blieb Oinji schließlich liegen. Seine Schmerzensschreie dröhnten über die rötliche Ebene, die nun unter einem Schleier aus Kristall verschwand. Der Zyklon war da.
    Oinji spürte das, und er begriff, daß er sein wagemutiges Spiel verloren hatte. Es war ihm nicht gelungen, den Hügel rechtzeitig zu erreichen.
    Wirklich nicht?
    Obwohl der Zyklon mit alles zerstörender Macht über die Ebene fegte, wurde der Körper des PSI-Schmarotzers nicht von den Kristallnadeln der Böen zerrieben.
    Eingehüllt in eine rote Wolke aus Schmerz war Oinji kaum mehr in der Lage, über dieses Phänomen nachzudenken. Aber dann bahnte sich ein vager Gedanke den Weg in sein Bewußtsein.
    Ich lebe …
    Wie war das möglich?
    Mühsam aktivierte der PSI-Schmarotzer die wenigen unzerstört gebliebenen Sensoren.
    Die Daten, die ihm die Sensoren übermittelten, waren zu verrückt, als daß Oinji ihnen hätte Glauben schenken können.
    Dort, wo er lag, war das Wüten des Zyklons kaum zu spüren. Nur vereinzelt streiften Kristallpartikel die wunde Außenschale des PSI-Schmarotzers.
    Nein, das war unmöglich. Er mußte träumen. Sicher lag er im Sterben, und der Große Orkan würde ihn gleich mit sich fortreißen und hinauf in die legendären Gefilde jenseits der Wolken und Winde tragen, in denen sich, wie es hieß, die Orkansegler nach ihrem Tode tummelten – in einer unendlichen Schwärze, die nur von winzigen, kalten Lichtpunkten unterbrochen wurde.
    Die Schmerzen ließen ein wenig nach. Ein altvertrautes, aber lange vermißtes Gefühl breitete sich in Oinji aus.
    Bilder … Schöne, unbegreifliche Bilder …
    Die Quelle!
    Gab es auch jenseits der Wolken, im Reich der Toten, eine Quelle?
    Und dann verstand Oinji endlich, was geschehen war.
    Er lebte noch.
    Denn durch eine wundersame Fügung des Schicksals war er genau in eine der Nischen des Hügels hineingerollt, in dem sich die Quelle verbarg.
     
    *
     
    Es sah jedenfalls sehr nach einem Angriff aus!
    Ohne jede Vorwarnung prasselte ein Hagel schwarzer, knorriger Leiber auf die völlig überraschten Menschen nieder. Spitze Haken bohrten sich in das Fleisch der beiden Terranauten und des Mittlers – und in das Blatt der Seerosenqualle.
    Nur der schwarze Vogel blieb verschont, da er nicht aus organischer Substanz, sondern aus Metall, Protop und Kunstgewebe bestand. Die Traumhaken, die die Expedition überfallen hatten, schienen das mit sicherem Instinkt zu spüren.
    Eine Gegenwehr gab es nicht, weil alles viel zu schnell ging. Nur

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