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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Münzer
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sich mein Körper plötzlich wie von selbst in Bewegung und gleitet mit ständig zunehmender Geschwindigkeit auf den vierten Planeten zu. Dieser alte Körper, der in den Randzonen des galaktischen Kerns unvorstellbaren Belastungen ausgesetzt worden ist, scheint klarer als das Bewußtsein, das ihn beherrscht, erkannt zu haben, wie wenig Zeit ihm noch verbleibt. Ja, ich muß sterben, meine Informationen abgeben und wiedergeboren werden – nichts anderes zählt jetzt noch …!
    Und doch beschäftigt sich mein Bewußtsein während des Fluges zum vierten Planeten fast ununterbrochen mit der Frage, wer die beiden PSI-Auren zerstört, das Netz geschwächt und das großartige ökologisch-psionische Experiment der Knospen des Baumes zum Scheitern verurteilt hat.
    Natürlich finde ich keine Antwort auf diese Frage. Aber zu dem Zeitpunkt, da ich den vierten Planeten erreiche, bin ich immerhin zu einer anderen Erkenntnis gelangt.
    Ich ahne jetzt, wie der Befehl lauten wird, den meine Inkarnationen bei meiner Wiedergeburt von den Auren erhalten werden.
    Sei von nun an kein Sammler mehr, sondern ein Zerstörer.
    Suche den Feind, und vernichte ihn gnadenlos.
    Und ich freue mich schon darauf, diesen Befehl auszuführen.
     
    *
     
    Gedankenverloren stopfte sich der junge Abhörtechniker den Rest eines Konzentrationsstreifens in den Mund und kaute lustlos darauf herum. Seit dem Visiophongespräch mit dem Stationskommandanten war er kaum noch aus der Abhörzentrale herausgekommen. Die letzten Tage hatte er fast pausenlos vor den Aufzeichnungsgeräten verbracht, und nachts hatte er auf einer Notliege in einem Nebenraum geschlafen.
    Obwohl die Aufzeichnungsgeräte permanent durch den Stationscomputer überwacht wurden, wagte es der Abhörtechniker nämlich nicht, die Anlage allein zu lassen. Computer konnten versagen, und darum war eine zweite Kontrollinstanz – ein Mensch – nötig. Der Abhörtechniker hatte keine Lust, sich durch Nachlässigkeit noch einmal den Zorn des Stationskommandanten zuzuziehen. Auch wenn der Stationskommandant sich bisweilen wie ein gütiger Vater gab, konnte kein Zweifel daran bestehen, daß im Falle einer weiteren Panne mit ihm nicht gut Kirschen essen sein würde.
    Der Abhörtechniker fragte sich manchmal, wie diese legendären »Kirschen« – der Überlieferung nach eine terranische Frucht – wohl schmecken mochten.
    Wahrscheinlich sehr, sehr bitter …
    Und darum war dem jungen Techniker auch regelrecht ein Stein vom Herzen gefallen, als einer der schwimmenden Transporter gemeldet hatte, er habe soeben in größerer Entfernung die Gehirnwellen von sechs Menschen angemessen, die sich offenbar über das Meer in Richtung Süden bewegten.
    Sofort hatte er die Beobachtungseinheit, die schon die Diskussion während des Festes aufgenommen hatte, in Marsch gesetzt. Der Roboter war schnell – sehr schnell sogar –, aber wegen des beträchtlichen Vorsprungs der Terranauten hatte es trotzdem einen weiteren Tag gedauert, bis er die beiden Seerosenquellen mit den Terranauten und ihren Begleitern ausfindig gemacht hatte.
    Das Einschmuggeln der Einheit war dann allerdings kein großes Problem mehr gewesen. Die Terranauten ahnten nicht, daß sie jetzt einen Robotspion an Bord hatten, der jedes ihrer Worte in die Geheimstation übertrug.
    Nun, eigentlich nicht jedes ihrer Worte …
    Der Abhörtechniker ärgerte sich maßlos über sich selbst. Warum hatte er bloß nicht daran gedacht, daß sich die sechs Personen, die an der Expedition zum Südkontinent teilnahmen, vielleicht auf zwei Seerosenquallen verteilen würden? Jetzt stand er vor dem Problem, die Beobachtungseinheit unauffällig von einer Seerosenqualle zur anderen überwechseln zu lassen – und das mehrmals am Tag. Dadurch erhöhte sich das Risiko einer Enttarnung beträchtlich. Irgendwann würden die Terranauten einfach merken müssen, daß der Robotspion jedes längere Gespräch aus nächster Nähe verfolgte.
    Mit einem Aufseufzen schluckte der Techniker den letzten Bissen des Konzentratsstreifens herunter, beugte sich vor und aktivierte mit vor Übermüdung zitternden Fingern den Lautsprecher der Mithöranlage. Innerlich bereitete er sich schon darauf vor, wieder nur das gleiche langweilige Geschwätz wie in den letzten vierundzwanzig Stunden zu hören.
    Aber darin hatte er sich getäuscht.
    Als die ersten Worte aus dem Lautsprecher drangen, war der Abhörtechniker sofort wieder hellwach.
    Zwei der Treiber unterhielten sich über einen Planeten namens

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