Die Terranauten 046 - Die Eisteufel
werden, daß Valhala seinen Auftrag zu unserer Zufriedenheit erfüllen wird.«
Es folgten noch Einzelheiten, die den Konzilsvorsitzenden aber zunächst nicht interessierten.
»Ein Austausch«, kam es über Valdecs Lippen. »Und das ausgerechnet jetzt.« Aber das war der Preis, den man für die derzeitige Dezentralisierung aller Geheimprojekte zahlen mußte. Überall arbeiteten im Reich Geheimstationen mit treu ergebenen Gardisten oder Kaiserleuten an Projekten, die Valdec ihnen zugewiesen hatte, deren wahre Bedeutung den einzelnen Projektträgern jedoch nicht bekannt war. In ein bis zwei Jahren würde diese Geheimarbeit die Machtstruktur im Sternenreich völlig verändert haben. An die Stelle des Konzils und der Garden würde dann der Kaiser-Konzern mit Valdec an der Spitze treten. Aber bis dahin …
Ohne daß er es merkte, öffneten und schlossen sich Valdecs Hände in einem raschen Rhythmus. Er erinnerte sich an die noch nicht lange zurückliegende Unterredung mit Hermano Lotz, dem Leiter der geheimen Forschungsstation auf Sarym im Norvo-System. Und er erinnerte sich nur zu deutlich an die Terranauten, die aus der Station entkommen waren, weil Lotz es so gewollt hatte. Sie waren mit einem Programm-Virus infiziert, einem Virus, der noch schlief, so lange, bis die Kleinstlebewesen die PSI- und Zellschwingungsfrequenz Llewellyns aufnahmen. Wenn das geschah, würden die Viren aktiv werden und zu einer Krankheit führen, gegen die es nur ein Gegenmittel gab. Und das befand sich hier in Berlin unter seiner Obhut.
Und jetzt der Austausch Llewellyns gegen einen Doppelgänger.
Valdec fluchte, aber hier konnte ihn ohnehin niemand hören.
Der Austausch.
Zwei Pläne, die sich gegenseitig aufheben konnten, wenn der Zufall es wollte. Zwei Pläne, geschaffen von Köpfen, die ihm loyal ergeben waren. Zwei Pläne, die alles durcheinanderbrachten.
»Jetzt kommt es darauf an, Queen Ishiya«, sagte er leise. »Darauf, ob dein Riemenmann wirklich so gut ist, wie du behauptet hast. Wenn sich seine Individualfrequenzen wirklich nicht von denen Llewellyns unterscheiden, dann wird die Seuche auf Rorqual ausbrechen. Und dann werde ich bald von den Terranauten hören. Sehr bald.«
*
Asen-Ger fröstelte plötzlich, obwohl es in dem Konferenzraum innerhalb von »Davids Burg« nicht sonderlich kalt war. Er sah zur Seite und stellte fest, daß Claude Farrell sogar vergessen hatte, sich seine schwarze Zigarre wieder anzuzünden, die erkaltet war.
»Das ist … ungeheuerlich«, brachte der Terranaut hervor.
»Aber wahr!« bekräftigte Ennerk Prime noch einmal. »Jetzt kennen wir den Grund, warum nicht alle Treiber der sternenreichweiten Gehirnoperation zum Opfer gefallen sind. Diejenigen mit besonders hohen Potentialen werden deportiert, verschwinden mit geheimnisvollen Transporten, von denen Narda bereits gesprochen hat. Sie sind Testmaterial in den Händen unmenschlicher PSI-Wissenschaftler, die aus ihnen eine Waffe für Valdec schaffen wollen.«
Er warf einen Seitenblick zu Llewellyn, und der Mann mit den goldenen Riemen erschauerte, erhob sich abrupt und verließ den Raum. Prime sah fragend zu Asen-Ger.
»Nimm es ihm nicht übel, Ennerk«, sagte der Terranaut. »Er ist immerhin selbst ein Opfer eines solchen Experiments.«
Onnegart Vangralen runzelte die Stirn und sah zu Lyda hinüber, in deren Augen es kalt funkelte. Lyda Mar erhob sich langsam. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck, den niemand definieren konnte.
»Er ist es nicht«, sagte sie. Die Leere in ihren Augen erinnerte an die Zentristin Leande, fand Asen-Ger.
»Wer ist was nicht?« fragte Farrell vorsichtig.
»Llewellyn ist nicht Llewellyn. Er ist es, und er ist es nicht.«
Vangralen und Prime sahen sich bezeichnend an, doch in diesem Augenblick war der stumpfe Ausdruck in den Blicken der Narianerin wie weggewischt.
»Ich weiß, ihr denkt, ich sei verrückt. Ihr irrt euch. Ich weiß nicht, warum ihr es nicht sehen könnt …«
»Was meinst du?«
»Den Schatten, den Schatten des Riemenmannes. Er ist es, und er ist es doch nicht. Es ist nicht Mar-Estos.«
»Mach dir keine Sorgen, Mädchen«, sagte Claude Farrell behutsam. »Wir bringen dich schon wieder in Ordnung.«
»Wir alle schweben in einer großen Gefahr«, fuhr Lyda fort, ohne den Einwand zu beachten. »Und die Gefahr geht von diesem Schatten aus …«
Sie sah in ernste Gesichter, aber sie sah auch, daß ihr niemand glaubte.
»Ich bin in Ordnung«, sagte sie. »So glaubt mir doch endlich. Aber
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