Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa
Gefährts zu schwanken. Als Maris erneut nach oben sah, fiel ihm auf, daß sich im Unterboden der kleinen Gondel eine Luke geöffnet hatte. Kurz darauf donnerte er hinter den anderen her am Ufer eines seichten Sees entlang. Wildes Gejohle brandete auf, als plötzlich ein Mann aus dem Himmel fiel und in den Fluten versank. Einer der Jäger lenkte sein Reittier mitten in den See hinein. Er schwang sein Schwert und hatte anscheinend vor, sich auf den Fremden zu stürzen. In weniger als zehn Sekunden waren die beiden in einen heftigen Kampf verwickelt.
Maris, der kurz angehalten und überlegt hatte, ob er dem Fremden zu Hilfe eilen sollte, sah plötzlich die Kleidung des Mannes und wußte im gleichen Augenblick, daß er es in ihm mit einem Seemann aus dem Süden zu tun hatte. Er ritt weiter. Kurz darauf fielen noch mehr Männer aus dem Himmel. Sie schrien gellend um Hilfe, aber da das Luftschiff jetzt weniger als fünfzehn Meter hoch über dem See dahinschwebte, passierte ihnen natürlich nichts. Die rote Flut nahm sie auf und ließ sie sanft dem Grund entgegengleiten. Als Maris sich umwandte, sah er mehr als zwanzig Köpfe aus der Gassubstanz ragen. Auch die Jäger schienen inzwischen gemerkt zu haben, daß sie auf den falschen Gegner einschlugen. Sie jagten wieder an Land und setzten die Verfolgung fort.
Am Horizont leuchteten die Schwarzen Berge. Obwohl das Luftschiff jetzt wieder Fahrt aufnahm, stieg es nicht höher. Mehrere der Jäger, die glaubten, den Kurs des Gefährts berechnen zu können, ritten auf einen langgestreckten Hügel zu, um den Versuch zu wagen, sich von dort aus an Bord zu schwingen, aber das Unternehmen mißlang. Sechs oder sieben Meter über ihnen schwebte das Luftschiff majestätisch dahin. Es war so nah – und doch unerreichbar für sie.
Am Himmel tauchten Wolken auf, die die gesamte Umgebung überschatteten und ein Zwielicht hervorriefen, wie es sonst nur der späte Abend mit sich brachte. Der Jäger mit dem roten Stirnband hatte sich jetzt an die Spitze der Kolonne begeben und führte sie an. Wenn es dem Gefährt nicht bald gelang, an Höhe zu gewinnen, mußte es unweigerlich gegen die steilaufragenden Hänge der Schwarzen Berge prallen.
Maris biß die Zähne zusammen und setzte seine Reitgerte ein. Wenn er überhaupt etwas erreichen wollte, mußte er nun ebenfalls nach vom. Er sah zwar keine Möglichkeit, den fanatischen Hinterwäldlern ihr Vorhaben auszureden, aber wenn er erst einmal neben ihrem Anführer ritt, würde ihm schon etwas einfallen. Elmo war in der Masse der anderen untergetaucht.
Etwa dreihundert Meter vor ihnen ragte eine tafelförmige Anhöhe in die Luft. Sie war etwa dreißig Meter hoch und stark bewaldet, aber die in normalen Zeiten weithin farbenprächtig leuchtenden Tulpenbäume waren nun stumpfgrau und erweckten den Eindruck, als würden sie bald das Zeitliche segnen. Aus der Ferne sahen sie krank und vertrocknet aus, aber je näher Maris kam, desto mehr verstärkte sich dieses Bild.
Die Verfolger brachen in lautes Gejubel aus, als sie sahen, daß das Luftschiff zu niedrig flog, um glatt über die Anhöhe hinwegzukommen. Es gab laute, knirschende Geräusche, als sich die Gondel im Gewirr der Äste und Lianen verfing. Das Luftschiff blieb hängen. Niemand zweifelte daran, daß es nun endgültig festsaß. Nur ein Wunder konnte es jetzt noch retten.
*
Der plötzliche Stoß warf David terGorden, der neben Farrell und Marcel d’Guinne in der Steuerzentrale verweilte und durch das Backbordsichtfenster besorgt auf die sie verfolgenden Barbaren hinabstarrte, gegen den Steuermann. Martion, der erst kurz zuvor seinen Kollegen Woldan abgelöst hatte, verlor die Balance und knallte gegen das Ruder.
Überall war ein lautes Knirschen zu hören. Dann folgte das Splittern von Glas. Der Riesenkörper der SOMASA schaukelte sanft von rechts nach links, dann blieb er stehen.
David warf einen Blick aus dem Fenster und stöhnte auf.
»Wir sitzen fest«, rief Farrell. Ein Gewirr von Ästen und Schlingpflanzen hatte sich in der Gondel verfangen und hielt das Luftschiff wenige Meter über dem Boden in der Luft.
Und dreißig Meter unter ihnen kreiste eine johlende Menge auf zottigen Reittieren um die kleine Anhöhe. Zweifellos suchten die Barbaren nach einem Weg, um auf die Mesa hinaufzugelangen.
»Axtkommando vor!« brüllte Marcel d’Guinne, der sich gerade wieder aufgerappelt hatte. Er sah müde und übernächtigt aus. Guy LaRamée und ein Dutzend anderer Männer
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