Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
Braum fuhr unwillkürlich zusammen, als die Rohrpostanlage seiner Wohnzelle im Block 46 von Bern-Süd ein lautes Klingeln von sich gab. Er warf noch einen kurzen Blick auf das Holo-Kissen, wo soeben der Stadtkommandant von Bern seine Rede beendete und einem Spot für Proteinnahrung des Uny-Ever-Konzerns Platz machte.
    Ausgangssperre, dachte er, als er sich aus seinem Servosessel erhob und zur Rohrpostklappe ging. Natürlich. Man befürchtet Unruhen unter den Relax. Ich frage mich nur, wann die Sperre auf uns Arbiter ausgedehnt wird.
    Er öffnete die Klappe, die harmonisch in die mit Leuchtfasern illuminierte Wand seiner Wohnzelle integriert war, und sah hinein.
    Zwei Pack Vitaminsaft. Synthofleisch. Synthobrot. Eine Fixphiole Alkohol. Ein Pack Dörrobst.
    Arbiter Braum runzelte die Stirn. Aber seine Bestellung über Heimcomputer an das Stadtrechenzentrum hatte auch Echtbutter und Synthokaffee enthalten. Rationierte man bereits die Nahrungsmittel? Dann mußte die Versorgungslage durch die Nachschubprobleme mit den neuen Kaiserkraftraumschiffen weit bedenklicher sein, als RMN zugeben wollte. Und wenn bereits die verhältnismäßig privilegierten Arbiter von Rationalisierungsmaßnahmen betroffen waren, wie mußte es erst den in die Millionen gehenden Massen der Relax ergehen?
    Er griff nach den Packs mit dem Vitaminsaft.
    Und erstarrte.
    Proteinflocken. Eine Schachtel Proteinflocken.
    Kälte kroch über Braums Rücken. Also, dachte er düster, war der Augenblick gekommen. Die Zentrale griff auf ihn zurück. Demnach mußte die entscheidende Konfrontation kurz bevorstehen.
    Vorsichtig riß der Arbiter die Schachtel auf. Der feine Bananenduft der Proteinflocken stieg ihm in die Nase. Er trat mit der Schachtel an den Kunststofftisch seiner achtzehn Quadratmeter großen Wohnzelle und schüttete die rosafarbenen Flocken nach und nach auf die glatte, blitzende Platte.
    Ein leises Klappern ertönte.
    Zwischen den Flocken lag ein nur streichholzkopfgroßes Modul, eingewickelt in eine dünne Folie. Er entrollte die Folie und überflog hastig die kurze Mitteilung. Eine Minute später war das Material des winzigen Plaststreifens lange genug dem Sauerstoff der Luft ausgesetzt, um molekular zu reagieren. Die Folie zerfiel zu Asche.
    Arbiter Braum schob das Modul in die Tasche. Irritiert bemerkte er, daß er schwitzte. Er ging in seiner Wohnzelle auf und ab, sah immer wieder auf das Holo-Kissen und stellte mit einem leisen Fluch fest, daß die Berner Station von Reine Menschliche Nachrichten offenbar dazu übergegangen war, die größten Schmachtfetzen aus der Produktion der letzten Jahre zu wiederholen.
    Geliebter Manag hatte soeben begonnen und würde gefolgt werden von Die Queen von Alpha Centauri.
    Sein Armbandchronometer summte.
    Braum spannte sich. Es wurde Zeit, seinen vierstündigen Dienst in der Computerwartung vom Berner Stadtrechenzentrum anzutreten. Mikroprozessoren durchchecken, Halbleiter überprüfen, Programme eintasten und beschädigte Programmodule auswechseln.
    Module wie jenes, das sich jetzt in seiner Tasche befand.
    Module, die – so klein sie auch waren – ganze Sektionen des städtischen Computerverbandes dirigierten.
    Er dachte noch einmal an die Botschaft, die er sich eingeprägt hatte.
    Wir haben dafür gesorgt, daß ein entsprechendes Modul um 14.13 Uhr versagt. Ersetze es, Kollege, durch das beiliegende Muster. Es wird die Nachrichtenverbindungen und Datenzugriffsmöglichkeiten des Berner Sicherheitsbüros blockieren. Zent. Solid.
    Kurze Zeit später verließ Arbiter Dhomas Braum seine Wohnzelle.
    Um 14.13 Uhr leuchtete in seinem Bereitschaftsbüro ein Signal auf. Um 14.17 Uhr hatte er das beschädigte Modul ersetzt.
     
    *
     
    Manuel Lucci hatte das Unmögliche geschafft.
    Zwar waren die unterirdischen MHD-Bahnen des Personenverkehrs durch die Besatzungstruppen der Gray-Legionen bis auf weiteres gestoppt worden, doch der Frachtverkehr lief weiter.
    Tyll und Lucci hatten mit einem Transportzug Kosmograd vor den Toren von Stojska Interstellar erreicht und waren dort von weiteren Angehörigen des KBS in Empfang genommen und unauffällig weitergeschleust worden.
    En weiterer Beweis für die immensen Mittel, über die die illegale Relaxorganisation inzwischen verfügte. Und die Relax besaßen außerdem eins im Überfluß – Zeit.
    Nicht viel später befand er sich bereits am Fuße des Narodnaja, einem Gipfel im nördlichen Teil des Ural-Gebirgszuges in der Region RUSS.
    Lucci und seine Begleiter

Weitere Kostenlose Bücher