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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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lassen.«
    Verblüfft sah David sich um. Die Flüchtlinge, so schien es, nahmen keine Notiz von ihnen. Stumm und mit gesenkten Köpfen oder fluchend auf die krächzenden Stelzvögel einpeitschend zogen sie an ihnen vorbei. Niemand blickte sich nach der Stadt um. Keiner sah zur Seite. Alle Augen waren nach vom gerichtet, am Waldrand entlang und dem Lauf der Straße folgend, die von dem aufgewirbelten Staub wie in Nebel gehüllt war.
    Farrell setzte sich unvermittelt in Bewegung und näherte sich einer jungen, schwarzhaarigen Frau, die einen rohgezimmerten Holzkarren hinter sich herzog. Interesselos betrachtete sie den Treiber, als der ihren Arm berührte.
    »Wie heißt diese Stadt?« fragte Farrell eindringlich. »Und warum flieht ihr? Was ist geschehen?«
    Die Frau antwortete mit einer schnellen Folge langgedehnter, vokalreicher Worte.
    »Verdammtes Kauderwelsch«, knurrte Farrell ungeduldig. Er wies in Richtung Landzunge. »Die Stadt«, wiederholte er mit sorgfältiger Betonung. »Wie heißt die Stadt?«
    Die Frau war nicht stehengeblieben und hatte ihre Geschwindigkeit nur geringfügig verlangsamt. Jetzt aber drehte sie sich herum und wiederholte schwerfällig: »Stadt. Ah, Stadt. Peijing.«
    »Peijing?« echote Farrell.
    Die Frau nickte heftig. »Peijing. Peijing.« Dann löste sie sich aus seinem Griff und hastete davon.
    David blickte ihr nach. Ihr schwarzes Haar war staubig, und unter ihren geschlitzten Augen hatte er dunkle Schatten bemerkt. Sie tat ihm leid, wie sie barfuß durch den Schmutz wanderte und sich mit dem schweren Karren abmühte.
    »Peijing«, brummte Farrell. »Nicht viel, aber immerhin etwas. Diese Sprache …«
    »Sie erinnert mich an Altchinesisch«, bemerkte Fehrenbach. »Vielleicht gehören diese Leute zu den Nachkommen eines Siedlerschiffes, das Kolonisten aus dem terranischen Territorium Chin an Bord hatte und wie viele andere hier auf Rorqual strandete.«
    »Vermutlich haben Sie recht«, nickte terGorden.
    Neben der Straße marschierten sie jetzt her, zu dritt nebeneinander, und David erschien die dumpfe Ignoranz der Menschen aus Peijing schlimmer als offene Feindseligkeit. Gehörte dies Verhalten zu ihrer Mentalität, oder drohte der Stadt eine derart große Gefahr, daß sie an nichts anderes mehr als an Flucht denken konnten?
    Peijing war weiter entfernt und größer, als es vom Wald aus erschienen war. Das Gras der Ebene hatte bestellten Feldern mit unbekannten Früchten Platz gemacht. Eine Art Getreide – meterhohe blaßgrüne Stangen, die von tomatengroßen silbrigen Schoten gekrönt wurden – nahm den größten Teil der Anbaufläche ein. Einige Felder waren bereits abgemäht. Sicheln lagen achtlos zurückgelassen zwischen den Stoppeln und den aufgeschichteten silbrigen Haufen. Das seltsame Getreide wirkte überreif, doch niemand traf Anstalten, auch den Rest zu ernten.
    Hier und da schmiegten sich ärmliche Katen an baumbewachsene, flache Hügel. Kein Rauch drang aus ihren Schornsteinen. Nur einmal entdeckten sie einen Bauer, doch auch er und seine Familie waren bereits damit beschäftigt, alles zum Aufbruch vorzubereiten.
    »Es ist unheimlich hier«, hörte David Colynns Stimme. Er sah zur Seite und nickte stumm.
    »Es braut sich etwas zusammen«, knurrte Farrell. »Ich spüre es in meinen Zehenspitzen.«
    Narda lachte boshaft. »Wahrscheinlich hast du kalte Füße.«
    Schließlich erreichten sie die Landzunge. Lautlos und träge brandeten die scharlachroten Gasmassen gegen das Ufer. Nur fünfzig oder sechzig Meter breit war die Landzunge an dieser Stelle. Eine mächtige Mauer mit Zinnen und bewehrten hohen Türmen trennte sie vom Kontinent. Die beiden metallbehauenen Flügel des breiten Tores waren weit geöffnet.
    Immer mehr Flüchtlinge strömten heraus. Kindergeschrei und Schluchzen, Peitschenknall und grobe Flüche, das Krächzen der gezähmten Stelzvögel und das Knarren der Holzwagen vermischten sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm.
    Von Zeit zu Zeit stürzte jemand, und mit Entsetzen nahm David wahr, daß alle anderen achtlos über ihn hinwegtrampelten und sich der Staub mit Blut und Schweiß vermischte.
    Schaudernd legte der Terranaut den Kopf in den Nacken und musterte die Zinnen der Mauer, die aus mannslangen Steinquadern bestand und wohl auch einen Kanonenschuß abgewehrt hätte.
    »Panik«, stellte Narda fest. Sie preßte sich leicht gegen Davids Seite. Er spürte den Druck ihrer Jungmädchenbrüste an seinem Arm und war seltsamerweise mit einemmal

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