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Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Titel: Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Zoller
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des Planeten Adzharis, neigte sich dem Osten zu; bald würde sie hinter den Spitzen der Berge verschwinden, die den Talkessel beschützten. Seltsame Gedanken summten durch den Kopf des Terranauten. Die halb versteinerte Yggdrasil auf der Erde war nicht der einzige Weltenbaum, der existierte. Sie waren auf viele andere gestoßen. Sie hatten einst ein Netz gebildet, eine Einheit, die nun zerstört war. Und er wußte, daß Yggdrasil nach eigener Auskunft einen Fehler gemacht hatte, indem sie der Menschheit – zu früh – die Misteln geschenkt hatte. Ein zweiter Fehler: Sie hatte dafür gesorgt, daß während der ersten Kaiserkraft-Experimente Valdecs der weitaus größte Teil der entropiebeschleunigenden Kraft abgeleitet wurde. Dadurch war die Entwicklung der Kaiserkraft sogar beschleunigt worden. Yggdrasil, der Renegat unter den Weltenbäumen?
    Und wieder liefen diese Überlegungen auf die gleiche Frage hinaus: Wer war er wirklich? Warum war er der »Erbe der Macht«? Fragen über Fragen. Und nicht eine Antwort. Auf Rorqual, im Herzen der Hohlwelt. Dort hätte er vielleicht alles erfahren können, wenn er auf den geheimnisvollen »Lenker« gewartet hätte. Nun war ihm nur der Hinweis auf den »Alten Wald« geblieben.
    David öffnete die Augen und sah das Wunder: Auf einmal hatte sich eine der Verdickungen geöffnet. Es war eine geschlossene Knospe. Sie hatte sich geöffnet, mit einer derartigen Geschwindigkeit, daß das Auge den Bewegungen der schützenden äußeren Blütenblätter folgen konnte.
    Und die Knospe gebar eine Mistel, klein noch, weißlich, zerknittert, gefaltet. Und dann blühte alles auf, und die erste Mistel der neuen Yggdrasil glänzte im Schein der untergehenden Sonne Barnum von Adzharis.
    Es war ein Wunder, und David hatte Tränen in den Augen. Er wußte, daß es die richtige Mistel war. Sie sah etwas anders aus; war noch verdrehter, verrückter gefaltet in der Form des Triadischen Monochords, aber es war eine funktionsfähige Mistelblüte – und David hätte darauf schwören können, daß ein gutes Treiberschiff mit ihr die nächste Galaxis erreichen konnte.
    Über ihm wurde der Himmel dunkel. Dunkler, als er es eigentlich sein sollte.
    David starrte nach oben. Sein gebräuntes, bärtiges Gesicht wurde blaß.
    Ganz hoch oben schwebten Gleiter der Grauen Garden, verdeckten die Sonne und beschatteten das Tal.
    Sie hatten ihn entdeckt. Das konnte kein Zufall sein.
    Lange war er Gärtner gewesen. Jetzt wurde er wieder zum Kämpfer. Zum PSI-Mann mit ungeheurem Potential.
    Aus einem Reflex heraus ergriff David den Speer, der neben ihm lag. Er ergriff ihn mit der Rechten, schwang ihn empor. Eine stolze Erscheinung, ein Mann, der aussah wie einer der frühen Vorfahren der Menschheit, und dennoch wies sein Geist in die Zukunft.
    David terGorden, der Erbe der Macht, packte den Speer jetzt mit beiden Händen. Er blickte empor zu den Gleitern, die bewegungslos über dem Talkessel schwebten. Offenbar war sich die Besatzung nicht klar darüber, daß sie schon ihr Ziel erreicht hatte.
    David warf einen fast verzweifelten Blick auf seine Yggdrasil, und er schwor sich lautlos, diese Pflanze mit dem wenigen, das er hatte – mit seinem Leben –, zu verteidigen.
    Er richtete den Speer genau aus, ließ seine PSI-Kräfte daran entlangstreichen und jäh daraus hervorschießen, das ferne Schiff umhüllen, das als dunkler Fleck am Abendhimmel Adzharis’ stand.
    Das erste war die Frage. Wer?
    Es waren Feinde. Er hatte es geahnt.
    Aber es schlugen ihm PSI-Impulse entgegen. Dort oben im Ringo saß ein PSI-begabtes Wesen, und es war krank, voller Haß und Wahn.
    Das zweite war die Frage. Warum?
    Haß und Wahn waren die Grundmotivation. Darüber war ein Mantel gedeckt. Der hieß Pflicht, Leistung, Anerkennung – und Wahnsinn. Er fing Gedankenfetzen auf. Max von Valdec. Blindheit. Stella by Starlight. David hatte von dieser Frau gehört.
    Ich werde ein Stern sein, aber nur durch das Sternenlicht, das ich nicht sehen kann.
    Er verbannte diesen Gedanken, diese Eingebung und sein ganzes Mitgefühl in den hintersten Winkel seines Hirns. In Sekundenbruchteilen hatte er eine menschliche Tragödie erfahren. Und es war wieder sein Gegner, der Gegner der ganzen Menschheit, der Schuld daran trug.
    Valdec!
    David wußte, daß seine Kraft nicht reichte. Vor wenigen Minuten hatte er sich geschworen, die neue Yggdrasil mit seinem Leben zu verteidigen. Und sein Leben hieß: seine ganze Kraft.
    Er konzentrierte sich. Erneut richtete er

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