Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit

Titel: Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Zoller
Vom Netzwerk:
Starlight.
    »Nein, ich …«
    »Widersprechen Sie nicht Ihrer Queen, Hauptmann.«
    Tonn Sprott schlug vorsichtshalber den Blick nieder. Wenn Stella begann, die Anredeformen zu vertauschen, dann legte man sich besser nicht mit ihr an. Offenbar begann erneut eine Phase geistiger Verklärung.
    Als er aufsah, starrte er direkt in ihre Sensibrille. Er erschrak.
    »Sie sollten sich vor solchen Gedanken hüten, Sprott«, sagte sie langsam. »Es könnte Sie noch einmal den Kopf kosten.«
    »Queen, es war nicht so …«
    »O doch!« widersprach sie. »Sie haben es so gemeint. Ihre Gedanken liegen offen vor mir, mein lieber Sprott. Und ich …«
    »Ich habe das Gerät durchgecheckt«, meldete sich in diesem Augenblick Feng Litau. »Keine Funktionsstörung. Alles in Ordnung. Dennoch sind die Signale unauffindbar.«
    Stella by Starlight überlegte nur kurz.
    »Ermitteln Sie den Flugvektor, den diese Thorna und ihre Begleiter eingeschlagen haben. Extrapolieren Sie einen angemessenen Wahrscheinlichkeitsquotienten hinsichtlich des weiterführenden Kurses. Wir können nicht mehr allzuweit vom Ziel entfernt sein.«
    Plötzlich war sie wieder die kühle, keine Möglichkeit außer acht lassende Queen. Die Stimmungswechsel kamen ungeheuer schnell, und bis jetzt hatte sich Tonn Sprott noch nicht daran gewöhnt. Vielleicht würde er es auch nie. Sie war so …
    Sprott versuchte, rasch an etwas anderes zu denken, als er merkte, daß seine Gedanken erneut den psychischen Zustand Stellas zu analysieren begannen. Sie hatte recht. Wenn er nicht aufpaßte, konnte es ihm in der Tat den Kragen kosten.
    »Ich …« Stella schluckte und legte den Kopf auf die Seite. »Da ist etwas, das …«
    »Kurs Nordnordost, Wahrscheinlichkeitsquotient siebenundachtzig Komma neun. Besonderheiten des Terrains sowie Stärke der für die Drachen gerade noch erträglichen Luftströmungen sind bereits berücksichtigt«, meldete Litau.
    Die Queen ruckte nach vorn. »Die psionischen Impulse sind so …« Ihre, Augenlider flatterten, die Lippen zuckten.
    »Ich glaube, wir haben ihn …«
     
    *
     
    David hielt ein. Der spitze Faustkeil in seiner Hand sank langsam wieder hinunter. Sein nackter Oberkörper war dunkel und naß von dem Saft der dicken grünen Ranke, die sich um den jungen Schößling aus dem Samen Yggdrasils gelegt hatte.
    Er wich zurück. Seine Lippen zitterten. Ihm war schwindlig. Irgendwo im Tal meckerte eine Ziege. Ein Schwein grunzte zufrieden. Es war ein Paradies, und es war zerstört.
    Der schlanke, große Mann, dessen Körper mit Fellen und gewebten Pflanzenfasern bedeckt war, richtete sich auf und zwang sich zur Ruhe. Langsam und flach atmen, den Herzschlag unter Kontrolle bringen.
    Der Gedanke traf ihn mit einer Heftigkeit, die ihn nicht nur körperlich erschütterte. David zuckte zurück. Sein Kopf schmerzte, und dann hatte er die Wahrheit. Er mußte lachen und blickte schuldbewußt auf den Faustkeil, mit dem er den vermeintlichen Schmarotzer angegriffen und verletzt hatte. Etwas schuldbewußt warf er ihn weg.
    Die Pflanze, nein, nicht nur die angegriffene, auch der Schößling Yggdrasils:
    Beide hatten Angst gezeigt. Deutlich hatte er ihre empathischen Schwingungen vernommen.
    Und eine Frage war in seinem Bewußtsein entstanden: Warum sollten die Yggdrasils gleich sein? Warum sollten die Misteln hier wie irdische Misteln aussehen?
    David trat näher und sah sich die Ranke an, die er mit seinem Steinmesser angegriffen hatte. Die Ranke war tief eingeschnitten, der Strom des Saftes war versiegt. Es hatte sich eine Art Schorf gebildet, der die Wunde verschloß. David setzte sich davor und sendete beruhigende Gedanken. Er gestand seinen Irrtum ein, versuchte, ihn zu erklären und begründete ihn mit seiner Fürsorge für die neue Yggdrasil.
    Der Schmerz, der in seine Gedanken tropfte, verebbte langsam. Pflanzen sind zäh, und besonders die Misteln auf Adzharis, die so ganz anders aussehen als die von Terra. Dafür entstand das Gefühl von Verständnis, Durchdringung und Freundschaft.
    David drang noch einmal tief in das Bewußtsein der beiden Pflanzen ein. Er hatte die junge Yggdrasil vor sich, die einmal ein Welturbaum für die Menschheit werden sollte. Und er hatte eine zweite Pflanze, die sich zu Yggdrasil hingezogen fühlte. Eine Pflanze, die mit Yggdrasil eine Symbiose eingehen wollte, um der Menschheit die Misteln zu schenken, die die Treiberraumfahrt brauchte.
    Er wußte nicht, wie lange er vor den Pflanzen gesessen hatte. Barnum, die Sonne

Weitere Kostenlose Bücher