Die Terranauten 060 - Duell in der Einsamkeit
mußte sich erheben, um in die Schale zu blicken. In der Nährflüssigkeit lag eine verkümmerte, abgestorbene schwarze Masse.
»Die Mistel ist … tot?« fragte er leise. Der Lordinspektor ahnte, was das bedeutete. Grevenhart runzelte die Stirn.
»Kaiserkraft«, sagte Asen-Ger bitter. »Ihr haben wir es zu verdanken, daß diese Mistel tot ist. Die Energieeinbrüche in Weltraum II, das gestörte Netz der Kraftlinien – das hat diesen Flug beinahe scheitern lassen. Wir brauchen jetzt eine lange Pause, bevor wir wieder ein Schiff durch den Weltraum II lenken können.«
»Und vor allen Dingen eine neue Mistel«, fügte Narda spitz hinzu. »Hoffentlich hat David Erfolg gehabt. Hoffentlich …«
Sie verschluckte die letzten Worte, aber die anderen verstanden auch so, was sie hatte sagen wollen.
Ein Ruck durchlief das Schiff. Irgendwo summte etwas. Auf einem der Außenbildschirme zeigte sich so etwas wie eine nebelhafte Blume, die sofort dahinwelkte und, noch bevor man seinen Blick genau darauf richten konnte, wieder verschwunden war.
»Was war das?« erkundigte sich Grevenhart. Man hätte den Eindruck haben können, für ein paar Augenblicke hätte die Faust eines Riesen den Raum selbst erschüttert.
»Das?« lachte Asen-Ger freudlos auf. »Ebenfalls Kaiserkraft. Vielleicht ist einer der Trichterfrachter gestartet, um adzharische Spezialitäten in die Gourmetrestaurants der Erde zu bringen. Er muß das Schwellenfeld noch innerhalb des Barnumsystems aufgebaut haben.«
»Vielleicht«, sagte Narda leise und mit einem rätselhaften Gesichtsausdruck, »ist kein Schiff abgeflogen, sondern angekommen.« Aber niemand achtete auf ihre Worte.
Auf den Bildschirmen der Anflugkontrolle glänzte eine grünliche Scheibe: Adzharis.
»Leitstrahl steht«, meldete Zandra. »Autopilot übernimmt Steuerung und Landeanflugs-Kontrolle.« Sie seufzte und rieb sich die Augen.
»Ich bin gespannt, welche Schlechtigkeiten sich unsere liebe Freundin Stella einfallen läßt, wenn sie erfährt, daß ihre entzückenden Freunde zurückkehren. Vielleicht läßt sie schon eine Guillotine für uns errichten …«
»Mal den Teufel nicht an die Wand«, erwiderte Fehrenbach.
Tyll räusperte sich. »Ich glaube, ich kann Sie dieser Sorge entheben. Nach Paragraph 74 Absatz 9 Satz 3 der Verordnung über die Befugnisse des kommissarischen Konzilsvorsitzenden bin ich jeder Queen gegenüber befehlsberechtigt. Des weiteren ist es mir gestattet, selbst politische Entscheidungen auf Kolonialwelten ohne Abstimmung mit den Planetenregierungen zu treffen. Queen Stella by Starlight wird sich diesen Gesetzen fügen müssen.«
Er räusperte sich ein zweites Mal. »Ist der Queen mein Besuch bereits avisiert worden?«
»Zusammen mit der automatischen Identifizierung. Sonst hätte man uns wahrscheinlich schon einige Kampfringos entgegengeschickt.«
Farrell lachte unterdrückt. »Ich glaube nicht, daß die gute, alte Stella gut auf uns zu sprechen ist …«, kicherte er.
»Das ist mir bekannt«, gab Tyll steif zurück. »Ich werden möglicherweise vorhandene Mißverständnisse zur Klärung bringen.«
»Da haben Sie sich, was Stella angeht, aber vier vorgenommen«, fügte Narda hinzu.
»Ich wundere mich nur«, sagte Nilsson düster, »warum sie sich noch nicht bei uns gemeldet hat …!«
Der Bildschirm des Kommunikators blieb auch weiterhin dunkel, selbst dann noch, als die TASCA bereits die ersten Luftschichten der adzharischen Atmosphäre durchstieß.
»Versteht ihr das, Freunde?« meinte Colynn gedehnt. »Ich habe doch fast den Eindruck gehabt, als hätte der Massetaster eben ein mittelgroßes Objekt aufgezeichnet. Jetzt ist die Anzeige wieder null.«
Nilsson winkte ab. »Du hast wahrscheinlich einen der Monde angepeilt, mein Bester.«
»Quatsch. Ich kann, doch wohl noch Mondgestein und Panzer-Protop auseinanderhalten …«
*
Die drei Drachen näherten sich den Bergschroffen, stiegen höher und überflogen sie.
Nayala sah sofort die winzige Gestalt in der Mitte des Kessels. Der Mann blickte empor, beschirmte die Augen mit der Hand. Unwillkürlich, trotz des Ernstes der Situation, mußte Nayala lachen.
Sie schärfte ihren Hexenblick. Der Mann schien näher zu springen und füllte ihr ganzes Blickfeld aus. So hatte sie David nicht in Erinnerung, aber sie mußte zugeben, daß er ihr immer noch gut gefiel, vielleicht sogar noch besser als früher.
David hatte sein langes blondes Haar nach hinten zurückgebunden. Federn und kleine Knochennadeln
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