Die Terranauten 061 - Auf Sarym wartet der Tod
eine Taste.
»Null-Reaktion. Ich habe hier überall Grün-Anzeigen, und dennoch reagieren die Aggregate nicht.«
Ein fratzenhaftes Gesicht schien sie von dem großen Außenbildschirm anzugrinsen. Arioch.
»Entfernung?«
»Nullnulleins. Rasch abnehmend.«
»He, was ist das?«
Nicht weit von ihnen entfernt, trieb ein gewaltiger Schatten, der langsam um seine eigene Achse rotierte.
»Ein Trichterschiff«, sagte Han Harian mit seiner Fistelstimme. »Bei Yggdrasil. Aber was für ein Riesending!«
Goliath, legte seine gewaltige Stirn in Falten. »Es sieht unbeschädigt aus. Und doch ignoriert es uns.«
»Vielleicht ungewollt. Es ist so manövrierunfähig wie unsere gute alte CYGNI.« Prime schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Die Kiste muß von Sarym gestartet sein, während wir in der Schleuse mit den Rettungskapseln beschäftigt waren. Sehr wahrscheinlich hat man dort unten die Energieentladungen der explodierenden Torpedos geortet. Die Station existiert also noch. Und David, Llewellyn und Lyda sind jetzt allein. Verdammt!«
»Entfernung Nullnullnullsieben.«
Arioch wuchs vor ihnen an. Es war ein Alptraum von einem Planeten, und niemand von ihnen legte großen Wert darauf zu erfahren, wie es erst unter der durcheinanderwirbelnden Wolkendecke aussah.
»Himmel, wir müssen doch etwas tun!«
»Fragt sich nur, was.« Prime ließ seine Hände über Tasten und Sensoren gleiten. Ohne Erfolg. Die Kontrolleuchten glühten zwar auf und zeigten an, daß technisch alles in Ordnung war. Aber dennoch rührte sich überhaupt nichts. Immer schneller trieb die CYGNI auf Arioch zu ohne eine Möglichkeit, die Fahrt abzubremsen, eine Kurskorrektur durchzuführen. Und im Schlepptau folgte der Kaiserkraft-Riese.
»Es muß ein fremdes Kraftfeld sein«, dachte Harian laut. »Eins, das unsere Energiesysteme lahmlegt. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
»Wie schön«, sagte Goliath. »Das macht unseren Absturz auf Arioch doch gleich viel sanfter, nicht wahr?«
»Wir stecken in der Zwickmühle.« Vangralen kniff die Augen zusammen. »Angenommen, jetzt würde dieses …, dieses Kraftfeld verschwinden, das uns gefangenhält, dann wurde im gleichen Augenblick unser Freund da drüben wieder aktiv werden können. Was ist euch lieber, Freunde: der Absturz auf Arioch und der Tod in der Gashölle da unter uns – oder das Verdampfen in einem Impulslaserblitz? Na?«
»Wenn wir dich nicht hätten und du uns ständig neuen Mut machen würdest …«, sagte Goliath.
»Entfernung Nullnullnullvier. Weiter abnehmend.«
Gewaltige elektrische Entladungen zuckten durch die Atmosphäre des Höllenplaneten. Stürme tobten dort, die sich kein Mensch in ihrem ganzen Ausmaß wirklich vorstellen konnte. Die Schwerkraft betrug 2,5 G an den Polen und rund 1,5 G am Äquator. Eine Welt, die nicht dazu geeignet war, um dort seine Ferien zu verbringen …
»Wir passieren gleich den Strahlungsgürtel …«
Irgend etwas im Bauch der CYGNI detonierte. Aus einigen Geräten in der Zentrale drang beißender Rauch, mit dem die Klimaanlage nicht fertig wurde, dann loderten Flammen aus den Elektroniken.
»Schutzanzüge dicht«, sagte Prime und klappte seinen Helm zu.
»Das Prallfeld …«
»Funktioniert nicht! Wir sind dem Strahlungsfeld ausgeliefert.«
Zwei Monitoren implodierten und überschütteten die vier Terranauten mit einem Hagel aus Plastik und Protop. Die CYGNI schlingerte stärker. Vangralen versuchte, die Konverter zu desaktivieren, weil er fürchtete, die Strahlung könne die Plasmastabilisierung beeinträchtigen, aber auch hier zeigten die Kontrollen nur Grün, ohne daß eine Reaktion erfolgte. Das fremde Kraftfeld – oder was es auch war – war noch immer aktiv und wurde offenbar von dem Strahlungsgürtel um Arioch nicht beeinträchtigt.
Als sie die ersten Ausläufer der Atmosphäre berührten, bäumte sich die CYGNI auf wie ein wildes Tier.
»Überlastung der Außenhülle!« rief Prime, um das Knistern und Prasseln in der Zentrale zu übertönen. »Wir brechen auseinander, wenn wir nicht schnellstens etwas unternehmen …«
Vangralen blickte auf den einen noch arbeitenden Außenschirm. Der Kaiser-Riese folgte ihnen noch immer, als sei er mit einem unsichtbaren Band mit der CYGNI verknüpft. Er wußte nicht, wovor er mehr Angst haben sollte: vor Arioch unter ihnen oder vor den Geschützen dieses Schlachtschiffes.
»Wir können nichts tun. Wir …« Die CYGNI prallte von der Atmosphäre ab, tauchte wieder ein, prallte erneut
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