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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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er erst, als Chan de Nouille diese Geste endlich deuten konnte, weil ihr Verstand sich nicht mehr dagegen sträubte.
    »Eine Hochkultur, die vor einer Milliarde Jahren bestand. Sie bediente sich dieser Technik, um die sonst angeblich unüberwindbaren Räume zwischen den Sternen zu überbrücken. In dieser Milchstraße gab es mindestens tausend verschiedene Rassen. Es gab die Baahrsans, die …«
    »Und jetzt? Cantos, was geht hier vor? Warum bin ich hier?«
    Cantos deutete noch immer mit dem ausgestreckten Arm. Das glutrote Auge über den Atemlöchern war auf sie gerichtet.
    Als er weitersprach, klangen seine Worte anklagender als je zuvor: »Die Unvernunft und die Rücksichtslosigkeit sind keineswegs ein Privileg der Menschen, liebe Chan de Nouille. Sehen Sie doch! Gern wäre ich noch ein Stückchen näher gegangen, aber dann wäre es schon vorbei gewesen.«
    Chan de Nouille richtete ihre Augen auf die ferne Milchstraße, bis sie zu tränen begannen.
    Trotz ihres tränenverschleierten Blickes konnte sie sehr deutlich sehen, daß diese gigantische Milchstraße zu leben schien.
    Ja, man konnte es so nennen. Sie pulsierte leicht wie ein lebendiges Wesen. Aber das durfte doch gar nicht sein? War es nur eine Täuschung, eine Illusion?
    Die Milchstraße war ein Bild auf schwarzem Samttuch. Hinter dem Tuch herrschte grelle Helligkeit. Immer wenn jemand mit einer unsichtbaren Nadel in das Tuch stach, leuchtete die Helligkeit durch die winzigen Löcher. Diese Helligkeit verschlang Sterne!
    Das Samttuch reparierte sich selber. Die winzigen Löcher schlossen sich. Aber wo sie entstanden waren, blieben Lücken.
    Und die Galaxis pulsierte schneller. »Kaiserkraft!« schrie Cantos.
    »Kaiserkraft!« Das Wort marterte die Große Graue, brachte sie an den Rand des Wahnsinns.
    Sie blinzelte die Tränen fort und blickte wieder zu der Galaxis. Der Zustand der Instabilität würde eskalieren. Daran gab es keinen Zweifel mehr.
    Und das große, unendliche Universum stand still und schweigend um sie herum und schien von den wahnsinnigen Vorgängen keine Notiz zu nehmen. Dreihundert Milliarden Sonnen. Mindestens tausend intelligente Rassen.
    Eine Sterneninsel vor dem Untergang!
     
    *
     
    Plötzlich waren Wände da. Sie erstrahlten in einem diffusen Licht.
    Chan de Nouille schrak zusammen. Sie hatte Schwierigkeiten, sich in der neuen Wirklichkeit zurechtzufinden.
    Der Raum war so kahl wie der, in dem sie erwacht war.
    »Ich dachte, das sei die Zentrale«, sagte sie wahrheitsgemäß. Allerdings sprach sie nur, um Herr über das Chaos zu werden, das ihr Inneres beherrschte.
    Das grausame Spiel hatte noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Das war ihr klar. Doch sie setzte sich nicht mehr zur Wehr, sondern fügte sich im gewissen Sinne in ihr Schicksal. Dem Außerirdischen schien es tatsächlich um Informationsübermittlung zu gehen.
    »Es gibt keine Zentrale auf meinem Schiff. Das Schiff ist ich, und ich bin das Schiff. Ich nannte Ihnen zwei Beispiele, Chan de Nouille, und möchte es nicht versäumen, von einem dritten Beispiel zu sprechen. Es gibt zwischen den Extremen immer ein Mittelmaß. Auch in unserem Fall.«
    »Und dieses Mittelmaß heißt Genessos? Daß die Genessaner zur Mittelmäßigkeit neigen, brauchen Sie nicht extra zu betonen!«
    Cantos überging die Beleidigung wie vorher schon ihre Zwischenbemerkungen.
    »Die Genessaner sind nicht die einzigen, die sich auf die Natur besannen. Es gibt auch noch andere Rassen in der Weite des Universums.«
    »Die sich auf die Natur zurückbesannen? Oh, wie würde das denn aussehen? Wir ziehen alle unseren Lendenschurz an, brennen die Häuser, diese Horte der Unmenschlichkeit, nieder, zertrümmern unsere Visioschirme, die Illusionserzeuger, weil wir sie nicht mehr brauchen, und gehen dann auf die Jagd. Nach was? Mit was? Mit Steinkeulen? Lieber Himmel, bei dieser Masse von Menschen gibt es gar nicht Steine genug. Vor allem fehlt das Wild, nicht wahr? Wenn Sie schon dabei sind, mir hier Vorträge zu halten, Cantos: Ich kenne die Problematik möglicherweise besser als Sie, weil ich selber ein Mensch bin. Mag sein, daß man irgendwann mit dem Fortpflanzungstrieb hätte kürzertreten müssen, aber es war nicht so. Wissen Sie, wie das vor dem großen Exodus auf der Erde aussah? Schauen Sie sich die Ruinenstädte an, damit Sie eine Ahnung davon erhalten. Milliarden von Menschen, eingepfercht in ihre Städte, an Körper und Geist krank. Aber sie lebten, aßen, tranken, zeugten … Ja, vor allem

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