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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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undenkbare und niemals existente Chaos!
    Es überfiel die Sinne von Chan de Nouille und riß sie aus der Wirklichkeit. Es marterte ihren Körper und ihre Seele, um sie zu einem Bestandteil zu machen, wo es keine Bestandteile gab, sondern nur Durcheinander, Raum und Nichtraum, Zeit und Zeitlosigkeit, Leben und …
    Leben! Es gab Leben! Es gab Gedanken, die das Chaos durcheilten und auf Chan de Nouille einhämmerten wie Granaten, die im grellen Licht und im Donnergetöse explodierten und damit von ihrer Verzweiflung zeugten.
    Gedanken, die nicht aus ihr selber herauskamen, sondern von außerhalb. Von außerhalb ihrer Existenz, aus dem Chaos, aus dem Nichts, das gleichzeitig das Etwas war, in dem sich nur Chan de Nouille befand. Das Chaos dachte!
    Das Chaos denkt! schrien die Gedanken der Großen Grauen, und sie ließ sich treiben, um die Wellen der Angst und der Verzweiflung, der Ohnmacht und der Hoffnungslosigkeit, der Orientierungslosigkeit des eigenen Daseins zu erfahren und um zu erfahren, warum das Chaos dachte, wo es doch nichts war als die Aufhebung der Regeln, das Nichtfunktionieren der Wechselwirkungen?
    Es denkt, es denkt, es denkt! schrien ihre Gedanken, um Antwort zu erhalten. Doch das Chaos antwortete chaotisch und mit einem Schauer des Wahnsinns. Es brüllte und röhrte und pochte und dröhnte und implodierte und explodierte und wirbelte und schlug …
    Und es verschwand! Vor Chan de Nouille war der große Fleck.
    »Fünfhundert Millionen Jahre für das Universum. Es ist kein Maßstab für das Chaos«, erklärte die Computerstimme lapidar. »Fünfhundert Millionen Jahre sind für das Chaos keine Zeit, weil es keine Vergangenheit und keine Zukunft und keine Gegenwart gibt. Dauerte es eine Nanosekunde oder eine Ewigkeit? Es dauerte! Das wissen wir, weil wir im Universum fünfhundert Millionen Jahre gemessen haben. Mehr wissen wir nicht und werden wir niemals erfahren. Genausowenig, wie wir begreifen können, was das Universum ist und was es für einen Sinn hat, wenn wir nicht einmal ahnen, warum wir selbst existieren. Es ist, wie es ist, und funktioniert, weil es ist! Bis es endet! Um Platz zu machen für einen neuen Anfang, weil die Unendlichkeit kein Vorher und kein Nachher kennt, sondern nur die Schließung des ewigen Kreises, der niemals wirklich endet!«
    »Computer!« krächzte Chan de Nouille und spuckte sehr undamenhaft aus. »Verdammte Grünhaut, du Ungeheuer, du entsetzliches Monstrum. Das ist die Hölle, die schlimmste Hölle, die jemals ein Mensch erfuhr. Ich hasse dich! Oh, verdammt, ich hasse dich!«
    »Der schwarze Fleck«, fuhr der Computer ungerührt fort, »war im Grunde genommen unsichtbar. Für den Betrachter blieb diese Stelle hier einfach leer. Doch wehe dem, der zu nahe kam und dabei in den Einflußbereich geriet.«
    Der schwarze Fleck glitt wieder näher heran.
    »Nein!« schrie Chan de Nouille in panischem Entsetzen. Sie dachte an das Chaos und wunderte sich noch immer, wieso sie nicht den Verstand verloren hatte und noch klar denken konnte.
    Sie konnte auch noch fühlen, und sie spürte neben dem Haß auch die Furcht vor der neuerlichen Erfahrung des Chaos.
    Die Fahrt stoppte. Der schwarze Fleck füllte das Gesichtsfeld aus und kam nicht mehr näher.
    Und dann war er von einem Augenblick zum anderen verschwunden. Chan de Nouille stierte auf die Metallwand vor sich und konnte nicht begreifen, daß die Projektion doch gestoppt wurde.
    Ihr Kopf ruckte herum.
    Ihr Gesicht war verzerrt – eine Grimasse des Grauens.
    Cantos beobachtete sie. Kein Muskel zuckte in seinem unmenschlichen Antlitz, keine Gefühlsregung war deutbar.
    »Ich will Sie weder wahnsinnig machen noch umbringen. Aber Sie haben mich enttäuscht, weil ich Ihnen viel mehr zugetraut hätte. Ich mußte die Projektion stoppen, aber das ist kein besonderer Verlust, weil wir jetzt sowieso wieder einen Zeitsprung machen müssen. Sie wissen ja, daß wir schließlich nicht fünfhundert Millionen Jahre warten können. Außerdem ist es an der Zeit, daß wir zum Ende kommen, denn draußen wartet die nächste visuelle Überraschung auf Sie. Schließlich ist die Schwarze Galaxis, die wir sogar das Schwarze Universum nennen, noch nicht ganz gereift. Es reicht nicht aus, daß die Gesetzesmäßigkeiten feststehen.«
    Chan de Nouille krallte sich so fest an den Sessel, daß sie zu zittern begann. Ihr gesamter Körper war verkrampft.
    »Hören Sie endlich auf damit, Cantos!« knurrte sie heiser.
    »Tut mir leid, Chan de Nouille, aber

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