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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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erzitterte ihre Umgebung. David verglich dies unwillkürlich mit einem wohligen Schauer, der den riesigen Orkansegler durchlief. Dann wieder kam Bewegung in die Tunnelwände. Dinge, die wie Hautlappen wirkten, schrumpelten ein und rollten sich zurück, um Zugänge zu weiteren Gängen und Korridoren freizulegen. Sie schritten daran vorbei. Die Quelle des Impulsstroms kam immer näher. Und gleichzeitig damit nahm eine seltsame Unruhe in David zu, eine Unruhe, die auch ihr Raumschiff zu verspüren schien.
    Ihr habt nicht mehr viel Zeit …
    Was hatte Aura Damona damit gemeint? Waren diese Worte eine Anspielung auf den bevorstehenden zweiten Schlag der Entitäten? Oder meinte sie etwas ganz anderes?
    Vor ihnen nahm das lumineszierende Leuchten um eine Nuance zu. Bald darauf gelangten sie an einen weiteren Faserlappen, der den Tunnel beendete. David horchte kurz in sich hinein, registrierte Bereitschaft.
    Ein kurzer Impuls.
    Das Schott faltete sich zusammen.
    Der dahinterliegende Raum war annähernd kreisförmig. Faserwülste zogen sich über Decke und Wände. Fühlerähnliche Auswüchse zitterten leicht. In den Boden kam Bewegung. Zwei Faserkonglomerate wuchsen in die Höhe und bildeten schließlich etwas, das sich mit Sesseln oder Halbliegen vergleichen ließ. Mandorla lächelte und nahm darauf Platz.
    »Es ist phantastisch«, kam es leise von ihren Lippen. Ihre Wangen glühten. David staunte. Er hatte sie nur selten so aufgeregt, so beeindruckt erlebt.
    Fast vorsichtig trat David unterdessen an zwei Kuben heran, die aus der dem Tunnel gegenüberliegenden Wand wuchsen. Behutsam strichen seine Hände über die geschmeidige, weiche Oberfläche.
    »Dies ist das Steuerzentrum«, stellte er fest. Aus einem Reflex heraus schloß er die Augen. Erwartung traf auf seine psionischen Tastversuche. Erwartung, Freude, Aufregung.
    Und dann …
    Sterne. Myriaden von funkelnden Punkten, die in der Unendlichkeit schwammen. Und dazwischen – feine Linien, die ein dicht gewobenes Gespinst bildeten, unübersehbar in seiner Komplexität. Diese Linien führten sogar zu Punkten, die seinen Augen verborgen blieben, die so weit entfernt waren, daß ihr Licht ihn nicht erreichte.
    Weitere Netzbahnen.
    Sie ließen auch die verwaschenen Nebelflecken nicht aus. David konzentrierte sich weiter. Die Szenerie wechselte. Eine Reihe von Sternen schien auf ihn zuzustürzen.
    Teleskopeffekt, sagte er sich. Einer der Nebelflecken wuchs vor ihm an. Andromeda. Die feinen Linien waren wie ein Netzwerk, das die Sterneninsel einhüllte, sich verzweigte, keine einzige Sonne ausließ.
    Und David begriff.
    Das Gespinst waren Navigationslinien, die von Solarwinden, Strahlenstürmen und Gravitationswirbeln bestimmt wurden. Die Linien waren die Bahnen, auf denen sich ihr Raumschiff – der Orkansegler – zu bewegen vermochte. David stockte fast der Atem. Wenn seine Interpretation richtig war, dann bedeutete das auch, daß der Pflanzenriese die Nachbargalaxien zu erreichen in der Lage war. In einer einem Menschen zumutbaren Zeitspanne. Und es bedeutete, daß sämtliche Navigationsspeicher, die von den Elektronikern der Schiffsbauwerften auf der Erde bisher entwickelt worden waren, im Vergleich zu diesem organischen Anpeilzentrum lächerlich primitiv waren. Nein, hier brauchten sie keine Planetenkoordinaten abzurufen, um Kurs auf ein bestimmtes Ziel nehmen zu können. Hier waren keine Misteln notwendig, um sich in den energetischen Labyrinthen des zweiten Weltraums zurechtfinden zu können. Der Orkansegler fand seinen Weg allein. Der Raum war sein Element, die Sterne sein Zuhause, die Strahlungsstürme seine Nahrung.
    David richtete sein Interesse wieder auf die Milchstraße. Seine Treibererfahrungen waren ihm außerordentlich hilfreich. Bald schon hatte er einen bestimmten Stern gefunden.
    Der Orkansegler erzitterte. »Ja«, murmelte David. »Jetzt.«
    Und ihr Raumschiff schwang sich empor, verließ die Korallenstadt, ließ sich vom Ozean umspülen, erhob sich in das Morgengrauen Saryms, schnellte ins All hinaus.
    Hinaus. Hinaus. Zu den Sternenräumen. Die Freude des Orkanseglers war die Freude Davids. Es war eine nie gekannte Euphorie, die plötzlich durch seinen Körper flutete, nicht einmal mit einem Treiberflug durch den zweiten Weltraum zu vergleichen.
    Er öffnete die Augen und sah Mandorla an. »Wir sind auf dem Weg. Sieh nur.«
    Und vor ihnen begann die Luft zu flimmern. Aus den Schlieren schälte sich das Wolkenmeer der Atmosphäre Saryms heraus. Die

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