Die Terranauten 079 - Sterben für Terra
Lordoberst?«
»Wir werden mehr brauchen«, entgegnete terGorden nüchtern. »Zumindest zehn weitere Legionen.«
»Akzeptiert.« Chans Gesicht blieb unbewegt.
Sie führte ihren Armbandcommuner zu den Lippen und erteilte die entsprechenden Anweisungen.
»Kommen Sie«, bat sie dann knapp.
David erhob sich, und gemeinsam verließen der blonde Mann und die rothaarige Frau die Zentrale der STERNENWOLF-Eins.
Die Queen Astavan sah ihnen ausdruckslos nach.
Draußen auf dem Landefeld erwartete sie bereits ein schwerer Gardengleiter. Neben dem Piloten saß eine kleine, schmale, fast weißhaarige Frau, die David bekannt war.
Die Queen Anafee, Vertreterin der Cosmoralität bei dem Konzil der Konzerne.
»Ist alles vorbereitet, Queen?« erkundigte sich Chan mit sonderbarer Weichheit.
Ein wenig irritiert nahm terGorden das zärtliche Aufblitzen in den Augen Anafees wahr.
»Alles vorbereitet«, bestätigte die Gesandtin. »Allerdings sind nur wenige Manags Ihrer Einladung gefolgt.«
»Das TV-Netz?«
»Gleichgeschaltet.« Anafee gab dem Piloten einen Wink. Rucklos hob der Gleiter vom Boden ab.
Als sie den Raumhafen verließen, schlossen sich ihnen mehrere Geschwader an und schirmten sie nach allen Seiten vor möglichen Angriffen ab.
»Was haben Sie vor, Chan?« fragte David wieder. »Was hat das zu bedeuten?«
Die Große Graue lächelte spöttisch.
»Ich helfe Ihnen«, versicherte sie. »Das ist alles. Gedulden Sie sich noch ein wenig.«
Was bleibt mir auch anderes übrig? dachte terGorden sarkastisch.
Aus dem abgeteilten Heck des Panzergleiters erschien ein gedrungener Graugardist und reichte David einige Telefax-Bögen.
»Die letzten Lageberichte. Herr«, sagte er devot.
Der Treiber reagierte mit einem verdrossenen Stirnrunzeln auf die unterwürfige Anrede, aber er sagte nichts.
So waren die Grauen.
Aufschauend zu Autoritäten, eingewoben in das Stahlnetz von Befehl und Gehorsam.
Hastig überflog er die Meldungen. Und ihn schauderte.
Offenbar, erkannte er, waren nach den anfänglichen Erfolgen der F.F.D.E. nun die Konzerne zur Gegenoffensive übergegangen.
Mordkommandos, gebildet aus den Sicherheitsbeamten und Werkschützern der einzelnen Trusts, intensivierten ihren Terror gegen die Arbiter, die die Betriebe und Verwaltungszentren bestreikten und zahlreiche Konzern-Filialen besetzt hatten.
Die von den Rebellen-Organisationen befreiten Gebiete in der Umgebung von Kilimandscharo-Stadt und Novo-Delhi sahen sich verstärkten Attacken der Konzern-Grauen und gedungenen, einzeln operierenden Killern gegenüber.
In weiteren Regionen war die automatische Nahrungsmittelversorgung zusammengebrochen.
Einige Trinkwasserspeicher, in Relax- und Arbiter-Bereichen gelegen, waren von Unbekannten – also vermutlich von Konzern-Schergen – mit psychoaktiven Chemikalien verseucht worden.
In CHIL und ARGENT tobten in den Metropolen halluzinierende Relax.
Zorn wallte in terGorden auf.
Er schaltete seinen Communer ein und ging auf Garden-Frequenz.
»Lordoberst terGorden spricht«, sagte er rauh. »Es müssen unverzüglich geeignete medizinische Hilfsmaßnahmen für die verseuchten Regionen CHIL und ARGENT getroffen werden. Ich wiederhole: unverzüglich.
Einsatzleitung – operieren Agenten der Schatten in diesen Bereichen?«
Die Antwort erfolgte sofort.
»Insgesamt zehn Kolonnen, Herr.«
»Und? Ist es den Schatten bisher noch nicht gelungen, die Verantwortlichen für diese Psychodrogen-Attentate zu ermitteln?«
Die Queen in der fliegenden Einsatzzentrale – einem umgebauten Schlachtkreuzer, der in einem hohen, stationären Orbit über Europa kreiste – schien die Situation zu überprüfen.
Dann wieder ihre kalte, nüchterne Stimme.
»Verantwortlich für diese Aktion sind die in Südamerika ansässigen Trusts Music Minus One und Kühltechnik-Kartell.«
»Was ist gegen diese Konzerne unternommen worden?«
»Nichts.«
David schrie jetzt. »Dann lassen Sie die Manags verhaften, Queen! Schaffen Sie sie nach Genf, damit sie vor dem Sondergerichtshof angeklagt werden. Und sorgen Sie gefälligst dafür, daß in Zukunft derartige Übergriffe sofort geahndet werden.«
»Gehört und bestätigt.«
Chan drehte sich zu ihm herum. »Ein Sondergerichtshof?« fragte sie.
»So ist es«, nickte David. »Zur Aburteilung sämtlicher Kriegsverbrecher.«
Die Große Graue musterte ihn mit einem rätselhaften Gesichtsausdruck.
Sie öffnete dann den Mund, wollte etwas sagen, doch bevor das erste Wort über ihre Lippen drang,
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