Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra
Supertreiber, die in Valdecs Diensten stehen sollen?« Rost befingerte seinen Hals. »Wenn sie stimmen, dann haben wir nicht die geringste Chance. Aber …«
Rost lächelte starr. »Nun, ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß Valdecs Supertreiber die Gewerkschaftszellen in allen Teilen der Erde zerschlagen können.«
Christin Dorf sah ihn stumm von der Seite an.
Unten in der Halle hatte sich die Beklommenheit inzwischen etwas gelegt. Hier und da waren Diskussionen im Gange, und die erhitzten Gesichter einiger Männer und Frauen versetzten Dorf in Sorge.
»Wie sieht es aus?« wandte sie sich schließlich seufzend an den Techniker, der die Wartungsklappe der Kontrollpulte geöffnet hatte und seit einer halben Stunde mit seinen elektronischen Sensorwerkzeugen und den automatischen Mikro-Manipulatoren an den Schaltkreisen hantierte.
Der Techniker hob den Kopf und schnitt eine Grimasse.
»Nichts«, sagte er niedergeschlagen. »Alles tot. Aber ich habe die Monitore zwei und drei in Gang bekommen.«
»Wenigstens etwas«, murmelte Dorf enttäuscht.
Sie drückte zwei Knöpfe und die beiden Kontrollbildschirme flammten auf.
Hochempfindliche Kameras – vom Werksschutz installiert und seit dem Krieg der Kasten von den Arbitern als Frühwarnsystem vor den Killerschwadronen der Konzerne benutzt – übertrugen das Bild der reglos wartenden Kaisergardisten und SD-Männer.
Sämtliche Eingänge zum Werksgelände, erkannte Dorf nach mehrmaligen Umblendungen, waren gesperrt. An einigen Stellen kauerten wie metallene, bösartige Schildkröten fahrbare Großstunner.
Die SD-Männer waren ebenfalls mit Lähmwaffen ausgerüstet, während die Gardisten unverhüllt ihre tödlichen Laserkarabiner zur Schau stellten.
Eine Demonstration der Stärke, dachte Christin Dorf. Sie wollen uns zeigen, daß wir keine Chance haben.
Die transparente Tür der hochgelegenen Kontrollkabine glitt auf und Hanzin Smid erschien, einer der Belegschaftsräte. Auch er wirkte bedrückt.
»Einige Kollegen«, begann er grußlos, »schlagen vor, aus den Fertigungsrobotern die Laserschweißgeräte und sonstige Dinge auszubauen, die sich als Abwehrwaffen verwenden lassen. Die Stimmung ist gereizt. Kaum jemand plädiert noch für Zurückhaltung.«
Dorf deutete auf die Monitore.
»Schau selbst«, forderte sie Smid auf. »Da draußen lagert ein ganzes Heer. Sie werden uns alle umbringen, wenn es zu Gewalttätigkeiten kommt.«
Hanzin Smid holte tief Luft.
»Wir haben die Übertragung eines Piratensenders empfangen«, berichtete er. »Aus Edinburgh. In der SCHOTT-Region toben heftige Kämpfe zwischen der F.F.D.E. und Valdecs Schergen. Die Kollegen fragen sich, warum wir dem Beispiel der Relax nicht folgen. Wir haben nichts mehr zu verlieren. Auf die meisten von uns warten die Toten Räume – und die Elektrischen Henker.«
»Nein«, erklärte Dorf hart. »Das würde Valdec nur einen Vorwand liefern, weltweit mit Brachialgewalt gegen die Gewerkschaften vorzugehen. Nur wenige Kollegen würden überleben oder ihre Freiheit behalten, die ganze Organisation zerschlagen werden.
Wir bleiben bei unserer bisherigen Taktik.
Ziviler Ungehorsam, gewaltloser Widerstand, im äußersten Falle Streiks und Werksbesetzungen, bis sich die Dinge geklärt haben. So erreichen wir, daß nur die Führungskader in Haft kommen.
Die für die Organisation viel wichtigeren Kader der mittleren Ebene und das Gros der Mitglieder bleibt verschont. Die Neuorganisation der Basiszellen ist bereits angelaufen.
Vertrauenswürdige Männer und Frauen sind dafür verantwortlich. Auch wenn ich verhaftet und verhört werde – Valdecs Leute können von mir nicht viel erfahren, weil sich meine Kontaktpersonen bereits abgesetzt haben und ich über die heue Organisationsstruktur nicht informiert bin.«
Smid blinzelte irritiert.
»Aber die Toten Räume …«
»Ich weiß, was auf mich zukommt«, unterbrach die schlanke, kleine Frau mit den kurzgeschnittenen Kraushaaren mild. »Und ich habe Angst davor. Schreckliche Angst. Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Eloise war nicht das erste Opfer in unserem langen Kampf und es wird noch weitere geben.«
»Wir dürfen nicht kapitulieren«, sagte Smid halsstarrig. »Wenn wir jetzt nicht Widerstand leisten, wann dann?«
»Wann?«
Christin Dorf lehnte sich zurück. Schatten umrandeten ihre Augen.
»Valdec«, fuhr sie fort, »ist im Moment zu mächtig. Die Garden in seiner Hand, dazu die Supertreiber … Es ist aussichtslos.
Und was in
Weitere Kostenlose Bücher