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Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos

Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos

Titel: Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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einer Kantenlänge von etwa vier Metern.
    Ich hätte niemals gedacht, daß ein Würfel von diesen vergleichsweise geringen Ausmaßen einen ganzen Planeten beinhalten könnte. Das war nämlich die kleine Überraschung, die Cantos für uns parat hatte: Im zunächst unsichtbaren Würfel entstand auf einmal ein unbestimmbares Glühen, das sich rasch ausbreitete und in einen leuchtenden, wallenden Nebel überging, der im nächsten Augenblick auseinanderriß und den Blick auf eine Planetenkugel freigab.
    Genessos!
    Ich wußte es, obwohl Cantos sich jeglichen Kommentars enthielt.
    Das Schiff war seinem Kurs gefolgt, obwohl Cantos sich bei uns befunden und sich scheinbar überhaupt nicht um die Steuerung gekümmert hatte, aber ich konnte mich erinnern, daß er das besondere »Verhältnis« zwischen ihm und seinem Schiff schon einmal ausführlich erklärt hatte: Cantos konnte sich mit dem Computer des Schiffes, der jedes Molekül der Gesamtmasse mit seiner Präsenz erfüllte, gewissermaßen »kurzschließen«. Er war dann eine perfekte Einheit mit dem Schiff. Vielleicht war er gar nicht persönlich bei uns, sondern nur als Projektion der phantastischen Biosphäre? Wir hatten keinerlei Möglichkeiten, das festzustellen. Der »Betrug« war zu perfekt.
    Aber es war mehr als nur eine kleine Spielerei, um uns Überlegenheit zu demonstrieren. Das lag dem Genessaner fern. Das Schiff war einfach so, wie es war, und alles, was die Biosphäre für uns tat, diente der Gastfreundschaft und keinem anderen Zweck.
    Ich betrachtete fasziniert die Planetenkugel und bekam dadurch gar nicht mit, daß die gesamte Umgebung versank, als würde ich jetzt frei im Weltraum schweben, direkt über Genessos.
    Ich sank auf den Planeten zu. In meinem Innern »hörte« ich die Stimme von Cantos: »Auf den ersten Blick sieht unsere Welt unbeeinträchtigt von den energetischen Entladungen aus. Eine Folge der noch funktionierenden Abschirmung. Aber es sind bereits empfindliche Störungen eingetreten, die sich erst im planetaren Detail zeigen. Ihr seid fremd auf Genessos. Deshalb wißt ihr auch nicht, daß diese Welt normalerweise grün ist. Polkappen gibt es nicht. Genessos ist eine Sumpf- und Dschungelwelt. Die Ökologie des Planeten ist so verzweigt, daß ein ständiger Wärmetausch und somit eine wirksame Wettersteuerung stattfindet. Ihr werdet vergeblich nach Meeren Ausschau halten. Genessos war einst eine Welt, ähnlich wie die Erde. Das heißt, sie wurde überwiegend von Wasser bedeckt. Das hat die genessanische Natur geändert. Als meine Vorfahren herkamen, um sich der unfertigen Welt anzunehmen, haben sie Genessos vollkommen in Besitz genommen. Alles Wasser wurde aufgesaugt und befindet sich in biologischen Kreisläufen oder Sümpfen. Ein perfekt anmutendes System, das jedem Wesen innerhalb dieses Systems größtmögliche individuelle Entfaltungsmöglichkeiten gibt.
    Und die braunen Flecke, die ihr jetzt sehen könnt, sind die Folgen der zitierten Störungen.«
    Meine Augen weiteten sich unwillkürlich. Ich schätzte den Planeten auf einen Durchmesser von fünfzehntausend Kilometern.
    Die unterschiedlich geformten braunen Flecke bedeckten Flächen von jeweils mindestens hunderttausend Quadratkilometern.
    Dort hatte der unbarmherzige Tod sich ausgebreitet, denn eine Störung des komplexen Systems bedeutete auch eine Störung der Lebensgrundlagen und somit ein Massensterben der Beteiligten.
    Dennoch hatte der Kommentar von Cantos sachlich und ohne emotionelle Beteiligung geklungen. Eine Folge davon, daß Cantos mit seiner Lautmembran jegliche Gefühlswallung verschleiern konnte – oder lediglich eine nüchterne Einschätzung der Begebenheiten?
    »Es ist dringlich«, ächzte ich.
    »Ja, Llewellyn, es ist wirklich dringlich!« bestätigte Cantos, der grüne Genessaner.
    Kopfschüttelnd blickte ich dem Planeten entgegen. Wir befanden uns jetzt in einer Höhe von schätzungsweise fünfhundert Kilometern. Die Sinkgeschwindigkeit war relativ gering. Ich hegte den Verdacht, daß Cantos dies mit Absicht tat, um uns Gelegenheit zu geben, Genessos zu betrachten.
    Ich fühlte mich auf einmal wie im Fieber.
    Das Grün des Planeten stach mir in die Augen. Aber es kam nicht nur über meine Augen, also auf dem »natürlichen« Weg zu meinem Bewußtsein, sondern auch auf direktem Weg.
    PSI!
    Der gesamte Planet war PSI-aktiv.
    Cantos sprach es an, als hätte er an meinen Gedanken teilgenommen: »Die Trennmauer zwischen Weltraum II und Weltraum I ist normalerweise im

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