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Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Titel: Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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anderes geschieht doch, wenn du deine Riemen entfernst: Du bringst alle um – einschließlich dich selbst. Aber wir wollen nicht ablenken, Riemenmann. Ich bin der Meinung, daß es die ganze Aufmerksamkeit des Molochs auf dich lenkt. Vielleicht stirbst du überhaupt nicht? Vielleicht übernimmt der Moloch die gesamte Energie und läßt dein Ich ungeschoren? Na, was meinst du dazu, Llewellyn? Ist das nicht äußerst interessant? Für dich wäre das kaum mit einem Risiko verbunden, und du würdest zu einem Menschen werden. Vielleicht zu einer Art Supertreiber?«
    Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Es war ohnedies noch nie meine Stärke gewesen. Nur die Verantwortung für die Aufgabe, die ich beim Antritt der Reise übernommen hatte, war mir behilflich gewesen. Jetzt konnte ich nicht mehr anders.
    Ich schlug ansatzlos zu.
    Thor 51 konnte nicht in meinem Gesicht lesen – weil mein Gesicht von den Riemen bedeckt war –, also konnte er auch nichts vorausberechnen.
    Oh, er reagierte verdammt schnell, aber nicht schnell genug – nicht schnell genug für Llewellyn 709.
    Meine riemenumwundene Faust traf ihn mitten im Gesicht. Ich sah einen roten Schleier aus seiner Nase wehen, sah die Deformierung seines Gesichts, sah den scharfen Ruck, mit dem sein Kopf zurückgerissen wurde, sah, daß er den Boden unter den Füßen verlor – mit einer vergeblichen Abwehrbewegung.
    Ich sah es wie in Zeitlupe.
    Ich weiß nicht, ob es in meinem Körper so etwas wie einen Adrenalinspiegel gab. Wenn ja, war er in diesem Augenblick ungewöhnlich hoch. Die Zeit dehnte sich scheinbar, während ich mich blitzschnell bewegte. Jede einzelne Phase bekam ich wach mit. Thor 51 war ein kräftiger Bursche – hochgewachsen und muskelbepackt. Gegen mich hatte er dennoch keine Chance.
    Kaum hatte ihn mein brutal ausgeführter Fausthieb getroffen, als ich ihm mit dem Fuß die Beine unter dem Körper wegangelte. Ich tat es mit solcher Vehemenz, daß Thor 51 sich rückwärts halb überschlug.
    Dann trat ich noch einmal zu.
    Dieser Tritt war tödlich.
    Es krachte, als würde jemand auf einen trockenen Ast treten. Ein Geräusch, das prompt Übelkeit erzeugte – und mich wieder zu Sinnen brachte.
    Was hatte ich getan?
    »Llewellyn!« schrie Jana und stürzte sich auf mich. Sie packte in die Riemen und schüttelte mich mit aller Kraft.
    »Llewellyn!«
    Ich machte eine hilflose Abwehrbewegung und stierte auf den blutüberströmten, toten Thor 51.
    Allein mein Fausthieb mußte ihm das Genick gebrochen haben. Das überlebte selbst ein Supertreiber nicht.
    »Llewellyn!« Jana beruhigte sich nicht, und ich konnte meinen Blick nicht mehr von dem blutüberströmten Leichnam lösen.
    Thor 51 war eine grausame, anzügliche, überhebliche, nichtswürdige Bestie gewesen, aber er hatte uns beiden zweimal das Leben gerettet.
    Ich hatte es ihm gedankt, indem ich ihn umbrachte.
    Eine Tragödie, die noch zu alldem Schrecklichen hinzuaddiert werden mußte, das Genessos heimsuchte.
    »Nein!« flüsterte ich.
    Etwas berührte mich: Es war die Hand von Lineasker. Es war eine zierliche, schlanke, feingliedrige und doch kräftige Hand.
    »Bitte, schau einmal richtig hin, Llewellyn«, sagte Lineasker tonlos.
    Ich verstand nicht, was die Genessanerin meinte. Jana sah sie an und nicht Thor 51.
    Aber dann wandte Jana den Blick. Wir betrachteten beide den Leichnam von Thor 51.
    Und da begann der Supertreiber sich zu regen.
    Und er lachte sein gemeines, herablassendes Lachen, das uns tief ins Mark fuhr und den ganzen Haß zum Eskalieren brachte.
    Thor 51 rollte sich auf den Rücken, blickte mit seinen glühenden Augen in den Himmel über Genessos und schüttete sich wieder mal aus vor Lachen.
    Für ihn waren wir keine Unmenschen. Für ihn waren wir nicht einmal Tiere. Für ihn waren wir weniger als Spielzeug.
    Er fühlte sich gottgleich und überlegen. Selbst der Moloch brachte ihn höchstens zu einem müden Lächeln.
    Natürlich, er konnte im Moment seine PSI-Kräfte nicht zur freien Entfaltung bringen, aber dafür konnte er dank ihnen seinen Körper kontrollieren. Er hatte mich getäuscht. Seine Abschirmung war so stark, daß er die totale Kontrolle über seine Lebensfunktionen nicht verlor.
    Ich hätte es mir denken können, da er es sogar geschafft hatte, uns in diese Abschirmung mit einzubeziehen.
    Schließlich hatte er uns damit gerettet.
    Ich war so betroffen über die Tat gewesen, daß mich Lineasker auf diesen Umstand hatte aufmerksam machen müssen.
    Der Supertreiber hatte

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