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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Liersch
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dem Mann rächen konnte, der ihm die rechte Hand genommen hatte. Ein Gedanke tauchte in Mayor auf. Er sah das verhaßte Gesicht des Alten, dessen breite kantige Lippen die Worte formten: Ich nahm ihm seine rechte Hand, weil er nicht meine rechte Hand werden wollte.
    »Vielleicht stimmt das sogar«, sagte Freya laut.
    Aber welche Perspektiven hatte er jetzt? Er war nach seiner Schätzung irgendwo nördlich von Berlin am Meer. Das mußte weit hinter den Binnenseen sein, die die ganze Nord- und Mitteldeutsche Ebene überschwemmt hatten. Wo begann das Meer? In welcher Relax-Stadt befanden sie sich hier?
    Keine Ahnung!
    »Würdest du freundlicherweise aufhören, so laut zu denken?« sagte Mayor.
    »Ich habe nichts gesagt«, meinte Freya. »Ich habe meine eigenen Sorgen.«
    »Ach, und die wären?«
    »Wie ich zu meiner Schwester zurückkomme. Wie ich wieder meinen Vater sehen kann und die anderen Freunde. Wie das alles überhaupt weitergeht.«
    »Dann sind das auch meine Sorgen«, murmelte Mayor.
    »Ich habe etwas gesagt«, sagte der Junge.
    »Noch ein Exemplar in meiner Raupensammlung«, stöhnte der ehemalige Söldner.
    »Aber das hast du doch ziemlich schnell mitgekriegt, oder?« wunderte sich Freya.
    »Ja.«
    Sie waren vor der dunklen Masse angekommen, die ein typisches Schiff der Freizeitbeuter zu sein schien. Diese waren eine Abart der Relax, aber es handelte sich um die begüterten Relax, die über genügend Einfluß – oder vor allem Einsicht – verfügten, um sich von den Nichtstuern in den Städten absetzen zu können. Vielleicht handelte es sich auch um eine andere Kaste, die man nicht einordnen konnte. Auf jeden Fall gehörten sie nicht den Konzernen an, weder ihren Managements noch den Servis, die für die Konzerne arbeiten durften. Sie waren zwar Relax, aber sie führten kein Rentner-Dasein, ließen sich nicht treiben, sondern taten etwas: Mit den zum Teil abenteuerlichsten Gefährten zogen sie über Land und Wasser und erkundeten rastlos jene Teile der Welt, die noch bewohnbar waren. Sie waren damit auch keine Nomans, denn Geld hatten sie reichlich, oder sie waren überhaupt nicht auf eigenes Geld angewiesen, weil sie sich selbst versorgten. Es gingen auch Gerüchte, daß die Freizeitbeuter (das würde auch ihren Namen erklären) sich ihr Geld auf nicht immer rechtmäßige Weise besorgten.
    Hoch ragte der Rumpf auf. Das Schiff lag nahe am Strand, so daß es eigentlich keinen Kiel haben konnte, aber daran dachte Mayor nicht. Es lag vielleicht 20 Meter entfernt im schwarzen Wasser, und die wenigen Lichter an Bord streckten ihre gelben Zungen bis zum Land aus.
    Über dem Rumpf waren helle horizontale Streifen zu sehen, offenbar die Segel, die an den Rahen angeschlagen und mit Stropps festgemacht waren.
    Das Licht kam aus den Luken. An Bord schien sich keiner zu befinden.
    »Kannst du feststellen, ob jemand an Bord ist?« fragte Mayor Freya. Die nickte und konzentrierte sich.
    »Niemand«, sagte sie schließlich verblüfft. »An Bord sind nur ein paar kleine Tiere. Ratten, nehme ich an. Aber kein Mensch, keine Menschenseele.«
    »Das habe ich mir gedacht, aber ich war mir nicht so sicher«, erklärte Mayor. »Aber wenn ich ein Schiff verlassen würde, ließe ich auch die Lichter brennen. Das macht sich besser.«
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Freya leise. »Das sieht alles zu einfach aus. Wir kommen irgendwo an, flippern ein bißchen herum, und ein Kind zeigt uns den idealen Fluchtweg.«
    »Du meinst, eine Falle?« fragte Mayor, ebenso leise und fuhr laut fort: »Danke, Tom, vielen Dank, du hast uns sehr schön weitergeholfen. Wir werden dir das nie vergessen.«
    »Nie vergessen?« fragte der Kleine ungläubig. »Das braucht ihr auch gar nicht. Ich komme doch mit euch!«
    Mayor hatte sich das fast gedacht. Er lachte müde. »Wie stellst du dir das vor? Dann sollen wir ab jetzt deine Eltern sein.«
    »Besser ihr als meine richtigen Eltern«, sagte der Kleine verdrossen. »Denkt ihr, ihr seid die einzigen, die weg wollen? Mir macht’s hier auch keinen Spaß mehr!«
    »Na schön«, meinte Mayor resigniert. »Freya, gibt es irgendeinen Anhaltspunkt, daß dies eine Falle ist? Ich kenne deine wirklichen Kräfte nicht, aber vielleicht riechst du Gefahr, oder sowas!«
    »Das Schiff«, sagte Freya leise, und wie in Trance, »ist nicht das, was es zu sein vorgibt, aber es ist keine Gefahr gegenüber uns.«
    Der Junge rannte darauf zu. »Nichts wie rauf. Wir entern das Ding und verschwinden!«
    Vom Strand näherten

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