Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
Himmel gestürzt ist.« Nachtblütenkelche öffneten sich, und ihr davontreibender Nektar markierte eine Duftspur.
    »Gut«, murmelte Curn. »Machen wir uns auf den Weg.«
    Ein paar Minuten später hatte er den Grund der Welt erreicht: eine Zone der Moose und Flechten. Sie nährten sich von den Mineralien, die im zerfallenen Protop enthalten waren. Einst mochte genau an dieser Stelle eine Stadt gestanden haben, voller Fließstraßen und blinkender Reklamen. Jetzt war alles grün.
    Der Schnelläufer eilte voraus, und Curn folgte ihm eilig. Der Nachtseher lieh ihm sein Auge. Singgräser neigten sich vor ihm zur Seite, wenn er kam. Ihre Winzigfacetten schabten aneinander und schufen so eine eigenartige, leise Melodie. Curn hatte einmal einen Grünkünstler gesehen, der mit Hilfe der Singgräser eine Weise komponiert hatte. Er begann, die Melodie zu summen, während er weiter dem Schnelläufer folgte.
    Über ihm, innerhalb der ersten Ebene, wuchsen die Silbernetze, die wie gewaltige, fantastische Spinnweben wirkten. Manchmal konnte er undeutlich die Körper von anderen Bewohnern dieser Welt darin entdecken: ein kopulierendes Paar etwa, das eine neue Freiheit genoß, oder eine Kolonie Tanzpilze, die sich dort oben zu einem Schmeichler zusammenschloß. Und einmal nahmen seine verstärkten Sinne einen großen Schatten wahr, der für wenige Augenblicke das Licht der Sterne verdunkelte: Einer der gewaltigen Bioregulatoren, echsenähnliche Flugwesen von imposanter Größe. Sie waren es gewesen, die vor fünf Jahren die Städte der Erde zerstört und damit den Grundstein für die Entstehung einer neuen Welt gelegt hatten. Einmal hatte er auf dem Rücken eines Regulatoren eine Reise unternommen. Es war herrlich gewesen.
    Kurz darauf stieß Curn Sheshona auf eine Zone der Zerstörung: eine Schneise, die irgend etwas durch die verschiedenen Weltebenen gebrannt und gerissen hatte. Der Schnelläufer verharrte unruhig.
    Grüne Freunde waren damit beschäftigt, die Wunde im Pflanzengürtel zu heilen und mit neuem Leben zu erfüllen. Äste und Zweige bildeten sich, Knospen keimten und wurden zu neuen Nachtblüten, Rinde regenerierte sich.
    »Ein Absturz«, sagte sich Curn. »Es stimmt also.«
    Er setzte seinen Weg fort, und die Grünen Freunde wichen ihm aus. Er schritt auf eine Lichtung, und dort lag es.
    Ein rochenförmiger Körper, offenbar aus pflanzlichem Material.
    Der Schnelläufer huschte sofort an das Objekt heran. Seine Membranarme tasteten und versuchten zu analysieren.
    »Tot«, murmelte Curn und trat näher. »Ja, was immer es auch gewesen ist, jetzt ist es tot.«
    Die Außenhülle war verbrannt, hervorgerufen wahrscheinlich durch die große Reibungshitze der Lufthülle während des Absturzes. Wunden klafften in dem rindenähnlichen Material, und eine farblose, zähe Flüssigkeit sickerte daraus hervor.
    Der Schnelläufer kroch an seine Beine und streichelte ihn nervös. Curn begriff sofort.
    »Nicht alles ist tot, willst du sagen?« Er runzelte die Stirn. »Jemand befindet sich im Innern der Flugpflanze? Ein Passagier?«
    Deutliche Zustimmung.
    Curn machte sich unverzüglich daran, die abgestürzte Flugpflanze zu umrunden. An einer Stelle fand er einen Spalt in der Außenschale, der groß genug war, um ins Innere gelangen zu können. Er zwängte sich hinein. Der Geruch des Todes schlug ihm entgegen, und für einen Augenblick empfand er intensive Trauer.
    Dann fand er die Frau.
    Sie lag zusammengerollt vor einem kegelähnlichen Gebilde. Ihre Haut war kalt wie Eis, und ihr Herzschlag ging so langsam, daß er ihn kaum wahrnehmen konnte. Aber sie lebte.
    »Rasch, Schnelläufer. Hol mir einen anderen Grünen Freund.«
    Der Läufer hastete davon.
    Curn blickte auf die fremde Frau hinab. Sie war nackt. Ganz in der Nähe lag ein weißes Bündel. Er nahm es auf und betrachtete es. Er kannte die Darstellung des grünen Vogels, der zwei rote Tränen weinte. Eine Phönixjüngerin.
    Vorsichtig drehte er sie herum. Irgend etwas in ihm begann zu vibrieren.
    Es war eine der schönsten Frauen, die Curn Sheshona jemals gesehen hatte. Ihr Körper war makellos, das Gesicht fein geschnitten, die Haare wie Seide.
    Vorsichtig hob er sie an. Plötzlich fürchtete er sich davor, sie könnte sterben, bevor er sie einem Behandler und Regenerierer übergeben hatte. Er kannte sie überhaupt nicht. Er hatte sie nur einmal angesehen. Und doch …
    Der Schnelläufer hatte eine Dornlose Rose alarmiert. Sie wartete direkt vor dem Spalt, und ihr weit

Weitere Kostenlose Bücher