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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Wirklichkeit.
    »Ein Signal. Schwach und kaum wahrnehmbar. Eine Präsenz, sterbend.« Die beiden anderen Eliminatoren verstärkten seine Sinne, und dann nahmen sie es auch wahr. Der Organsegler änderte sofort den Kurs und näherte sich dem Ausgangspunkt der Signale.
    Dunkelheit.
    Doch für die Djen war es wie heller Tag. Blütenknospen öffneten sich, als der Organsegler daran vorbeitrieb. Pollenstaub rieselte ihnen entgegen, von den lauen Nachtwinden getragen. Andere Gedankenstimmen … schlafende Menschen, träumend, ruhig, zufrieden, ausgeglichen. Bewegliche Bestandteile der Variökologie, die die Etagen des Grün durchquerten und nach Wachstumsfehlern und anderen Lebensbeeinträchtigungen Ausschau hielten.
    Abscheu.
    »Dies«, erklang eine lautlose Stimme, »ist nicht das Wahre Erbe der Uralten.«
    Zustimmung.
    »Es wird geändert werden. Bald.« Die drei Djen konnten den fernen mentalen Hauch des grünen Phönix spüren. Er war der Arm des Einzigen Urbaums. Er war der Vollstrecker. Er kam, um das zu beginnen, was einst die Absicht der Uralten gewesen war.
    »Wir sind nun ganz in der Nähe. Die Präsenz wird immer schwächer. Nur noch ein Schatten von Leben.«
    Der Organsegler glitt tiefer und neigte sich dem Boden einer Lichtung entgegen. Eine deformierte borkige Masse wurde sichtbar. Die Eliminatoren traten durch einen Spalt in der Außenschale nach draußen.
    Stille umgab sie.
    »Die zweite Kalbung. Ein unkontrollierter Absturz, der sie infolge der großen Reibungshitze umbrachte.«
    Sie untersuchten auch das Innere der nun toten Tochterkalbung. Sie fanden keinen Hinweis. Merina DeNeuven war fort. Und ihre Gedankenstimme war so leise, daß sie von den Djen nicht aufgefangen werden konnte.
    »Vielleicht ist sie ebenfalls umgekommen …«
    »Eine eher unwahrscheinliche Möglichkeit.« Immer wieder horchten die Djen in den psionischen Äther. »Sie hat die Kalbung verlassen. Wir können ziemlich sicher sein, daß sie irgendwo dort draußen ist.«
    Der Eliminator deutete in das Grün der Variökologie.
    Abscheu.
    Ekel.
    Und eine Frage. »Wieso ist sie dann gedankenstumm? Wir müßten sie lokalisieren können.«
    »Die Ursache«, antwortete eine andere lautlose Stimme, »scheint der fremde Faktor in ihr zu sein.« Der Djen setzte sich in Bewegung. »Kommt. Beginnen wir die Suche. Wir werden sie finden.«
    »Natürlich. Wir werden sie finden.«
    Keiner von ihnen zweifelte daran.
     
    *
     
    Die Wirklichkeiten waren durcheinandergeraten. Sie verwoben sich miteinander zu einem unentwirrbaren Netz, das sich immer enger zusammenzog und Knoten und Falten bildete. Abgründe im Kosmos der wahrscheinlichen Wahrscheinlichkeiten. Träume. Seltsame Träume. Merina DeNeuven sah eine andere Erde: verloren, öde und karg, verbrannt, vom Staub vergangener Jahrhunderte bedeckt. Nur noch wenige Menschen fristeten hier ihr Dasein, geplagt von Seuchen und Infektionen, müde und leer. Eine weitere Erde: bedeckt von undurchdringlichem Grün, das längst alles andere Leben absorbiert und aufgesaugt hatte. Eine vor Leben strotzende Welt, gesund und vital. Und trotzdem leer.
    Eine Masche im Netz der Möglichkeiten. Merina glitt hindurch. Eine neue Alternativität: ein sich selbst zersetzender, dem Kollaps entgegenstrebender Kosmos. Die Planeten verkocht und nur noch molekulare Erinnerungen. Gesetze, die keine Gesetze mehr waren. Auflösung überall. Farbenprächtige Schleiergebilde, die die Leere der Räume durchzogen.
    Entropiebeschleunigung.
    Wechsel.
    Ein Gesicht. Jung, aber ernst nun; lange blonde Haare, ein hagerer, hochgewachsener Mann. Ein Mann, der kurz nach dem Öko-Schock auf der Erde aufgebrochen war in die Tiefen des Alls, um das zu suchen, was endgültige Rettung vor der Entropiegefahr bringen konnte – den Weißen Stern, den Schlüssel für die Lange Reihe, die Waffe der Uralten.
    Der Mann hieß David terGorden.
    Und er starb, irgendwo dort draußen, weit entfernt, einsam, allein.
    Keine Hoffnung.
    Merina DeNeuven öffnete erschrocken die Augen. »David«, murmelte sie. Ein Gesicht blickte ihr entgegen. Doch es waren nicht die Züge des Terranautenführers und des Erben der Macht.
    »Es tut mir leid«, sagte der junge Mann bedauernd, »aber ich bin nicht David. Mein Name ist Curn Sheshona.«
    Helligkeit. Wärme.
    »Wo …« Sie versuchte sich aufzurichten. Die Tochterkalbung. Die Ausläufer der irdischen Atmosphäre. Der Mentalüberfall der Gedankenmörder, die ihr der Grüne Phönix hinterhergeschickt hatte. Curn Sheshona

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