Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
geöffneter Kelch nahm die Bewußtlose auf und schloß sich dann.
»Zum Himmelbaum meines Clans«, bat Curn nervös und setzte sich wieder in Bewegung. »Schnell. Ich glaube, wir dürfen keine Zeit verlieren. Dieses Mädchen ist dem Tode näher als dem Leben.«
Und während Curn Sheshona in die Richtung eilte, aus der er gekommen war, sah er einen zweiten Glanzpunkt, der über den Himmel schwebte …
VI
Ich bin der Grüne Phönix. Und ich sage euch: Der Mensch ist das Produkt einer fehlerhaften evolutionären Entwicklung. Ein Fehler, der sich anmaßt, über die zweite Welt zu herrschen und sich alles Untertan zu machen. Ich bringe das Wahre Erbe der Uralten, meine Jünger. Und ihr werdet mir helfen, es zu vollstrecken.
Nebbia, 4. Februar 2510
Das Gesicht des Toten war verzerrt, die Haut kalkweiß, die Augen gerötet. Für einen Augenblick herrschte Stille. Dann erhob sich Raul Pagann.
»Das ist der endgültige Beweis«, sagte er. Er streckte den Arm aus und deutete auf die Delegationsmitglieder der Biowelten. »Ein zweitesmal ist PSI-Kraft eingesetzt worden. Und diesmal war es nicht notwendig. Diesmal war es Mord!«
Männer und Frauen sprangen auf, gestikulierten und machten ihrer Empörung Luft. Jun Draften bemühte sich, zu Wort zu kommen. Er hatte sich ebenfalls erhoben und umrundete den Tisch. Er winkte.
»Wir können keineswegs sicher sein!« rief er mit seiner dünnen Stimme. »Ich verspreche Ihnen eine eingehende Untersuchung dieses Zwischenfalls.«
»Eine Untersuchung!« gab Pervot Abritten ironisch zurück. »Die ist nicht notwendig. Die Anzeichen sind eindeutig. Dieser Mann, ein verehrter Kollege, ein Abgesandter der unabhängigen Technowelt Ghonda, ist ermordet worden. Und der Mörder hat PSI-Kraft eingesetzt. Es gibt nur wenige unter uns, die psionisch begabt sind. Und einige von ihnen haben schon einmal die Konferenzvereinbarungen verletzt und sich über das Verbot von PSI hinweggesetzt.«
Narda sprang auf.
»Wir sind genauso überrascht wie Sie, Abritten.«
»Überrascht!« Der Dicke stemmte die fleischigen Arme in die massigen Hüften. Sein Doppelkinn wackelte. »Was Sie nicht sagen …!«
Gerrot Varen stand auf. Er räusperte sich und sah sich um. Langsam legte sich der Aufruhr.
»Natürlich müssen wir erst das Ergebnis der Untersuchung abwarten«, sagte er langsam und ruhig. »Und ich bin wie Sie alle der Meinung, daß dieser Anschlag besonders heimtückisch und hinterhältig und verabscheuungswürdig ist. Doch bitte«, er lächelte zaghaft und breitete die Arme aus, »bedenken Sie auch eins:
Welchen Sinn hat ein solcher Anschlag? Nur den, die Delegation der Biowelten in Mißkredit zu bringen und unser Vertrauen«, eine Geste, die alle Vertreter der technisch orientierten Welten mit einbezog, »in ihren Verhandlungswillen zu untergraben. Welchen Vorteil, so frage ich Sie, hat dieser Mordanschlag für unsere verehrten Verhandlungspartner?«
Die Stille kehrte zurück. Pervot Abritten unterhielt sich leise mit Raul Pagann. Pagann lächelte süffisant.
»Gar keinen, meine Damen und Herren.« Gerrot Varen wirkte ein wenig verlegen. »Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen, doch ich möchte Sie daran erinnern, daß wir hier eine Aufgabe zu erledigen haben, deren Verantwortung wir uns nicht entziehen können.«
Asen-Ger nickte langsam. Er war dankbar für die Worte Gerrot Varens. Es bewies, daß auch unter den Vertretern der Technoplaneten Vernunft herrschen konnte.
»Ich stimme Ihnen zu, verehrter Varen.«
»Natürlich stimmen Sie ihm zu.« Pervot Abritten schnitt eine Grimasse. »Das habe ich nicht anders vermutet.«
Asen-Ger achtete nicht auf den Einwand. »Ich erkläre, daß wir nichts mit diesem Mord zu tun haben, und erst eine eingehende Untersuchung kann klären, ob wirklich PSI-Energie eingesetzt wurde.« Seine Miene verfinsterte sich. »Es gibt Mittel und Wege, den Einsatz von PSI nur vorzutäuschen. Ich denke da speziell an einige bestimmte Drogen, die in den letzten Jahren von besonders verantwortungslosen Individuen entwickelt wurden.«
Das Gesicht Abrittens lief rot an.
»Wollen Sie im Ernst behaupten, wir brächten unsere eigenen Vertreter um, um Ihnen dann die Schuld in die Schuhe zu schieben? Das ist … unerhört!«
»Die ganze Angelegenheit«, verbesserte Asen-Ger ruhig, »ist unerhört und empörend. Ich stimme dem Vorsitzenden zu und stelle den Antrag auf eine sofortige, eingehende Untersuchung.«
Dem Antrag wurde stattgegeben. Nebbianer betraten
Weitere Kostenlose Bücher