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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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berührte ihre Arme und ließ sie vorsichtig nieder.
    »Immer mit der Ruhe«, lachte er. »Du bist noch ganz schön wackelig auf den Beinen.«
    »Ich … muß euch warnen. Die Erde … ist in … Gefahr …«
    »Alles der Reihe nach«, sagte Curn und verschwand für einen Augenblick aus ihrem Blickfeld. Merina begann sich nun wieder klarer zu erinnern. Sie horchte in sich hinein. Die Kalte Starre war nur ein frostiger Hauch unter der Oberfläche eines mentalen Durcheinanders.
    Sie begriff. Ein Ausbruch der Starre hatte sie gerettet. Es hatte sie der Kontrolle der Gedankenmörder entzogen. Sie war abgestürzt, hinunter auf die Erde.
    Sie richtete sich auf, und diesmal begannen Arme und Beine nicht unkontrolliert zu zittern.
    Sie lag auf einer Matratze aus verwobenen Blättern, Zweigen und kleinen Ästen. Sie gab federnd nach, wenn sie sich bewegte. Aber sie war fest genug, ihr Gewicht zu tragen. Stimmen ertönten. Merina beugte sich ein wenig vor und sah hinunter. Für einen Augenblick schwindelte sie.
    Der Boden lag einige hundert Meter unter ihr. Sie befand sich hoch oben in der Krone eines gewaltigen Baumes, dessen Ästegeflecht mit dem anderer Bäume verflochten war. Tunnel führten durch das Grün, wie die Kapillargefäße an Bord des Organseglers. In der Rinde des Baumriesen entdeckte sie Nischen und blassen Schimmer, hervorgerufen von Leuchtmooskulturen.
    Die Variökologie der Erde.
    Curn Sheshona kehrte zurück. Sie betrachtete ihn kurz. Er mochte ungefähr so alt wie sie selbst sein, gut zwanzig Jahre. Er war schlank, und sein Gesicht war offen und ehrlich. »Fühlst du dich jetzt besser?« rief er ihr entgegen.
    Sie winkte. »Ja. Wo ist …«
    »Deine Flugpflanze?« Er verzog das Gesicht. »Sie ist bei deinem Absturz umgekommen.« Er blickte sie neugierig an. »Woher kommst du?«
    »Oh«, machte Merina. »Das ist …«
    Andere Stimmen. Merina beugte sich erneut vor und sah eine Gruppe, die über die Borkentreppe in der Rinde des Baumes hinaufstieg. Sie entdeckte ein weißes Gewand mit dem Symbol des Grünen Phönix.
    Etwas krampfte sich in ihr zusammen.
    »Bring mich fort«, keuchte sie. »Rasch. Ich muß die Erde warnen. Ich …«
    »He, immer langsam, immer langsam.«
    Curn Sheshona berührte eine purpurne Knospe, und hinter Merina raschelte etwas. Sie drehte sich unwillkürlich um. Direkt hinter ihr hockte eine unförmige grünbraune Masse.
    »Ein Grüner Freund«, sagte Curn rasch, als er Unruhe in ihrem Gesicht las. Er lachte. »Hier brauchst du keine Angst zu haben, Phönixjüngerin. Die Variökologie ist unser Heim und Freund. Du bist in Sicherheit. Das Grün dort hat dein Leben gerettet. Du warst dem Tode ziemlich nahe.« Er versah sie mit einem merkwürdigen Blick. »Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Du warst so kalt wie Eis, und dein Herzschlag …«
    Sie nickte sich selbst zu. Wie sie vermutet hatte: die Kalte Starre. »Der Heiler hat deine Körperfunktionen unterstützt und dich solange am Leben erhalten, bis wir einen anderen Phönixjünger herbeigerufen hatten. Äh, du hast mir übrigens noch nicht deinen Namen genannt …«
    »Merina«, sagte sie. »Merina DeNeuven.«
    Die Gruppe war nun heran. Menschen, Bewohner der Variökologie, gekleidet in Gewänder aus verwobenen und kunstvoll verzierten Pflanzenfasern. Und das weiße Gewand eines Phönixjüngers. Merina hatte plötzlich Angst. Aber sie verstand auch. Es mußte der Jünger gewesen sein, der sie – für eine gewisse Zeit zumindest – von der Kalten Starre befreit hatte. Und das bedeutete, daß er sie nicht kannte und nichts von ihrer Flucht wußte. Er gehörte also nicht zu den drei Mördern, die der Grüne Phönix ausgeschickt hatte.
    »Mein Vater und meine Mutter«, stellte Curn Sheshona vor. »Meine Schwester. Freunde. Bekannte. Sie sind neugierig.« Die letzten Worte fügte er wie entschuldigend hinzu. Der Phönixjünger trat vor.
    »Gruß dir, Schwester.«
    »Ich verdanke dir mein Leben.« Merinas Herz klopfte. Immer wieder sah sie sich um. Doch sie konnte keine Anzeichen von Auflösung innerhalb der Variökologie entdecken. Wieviel Zeit blieb ihr noch?
    »Es ist nicht der Rede wert. Es sind schwierige Zeiten. Wir müssen zusammenhalten.« Er zögerte. Es war ein Mann in mittleren Jahren, und in seinen Augen glühte das Feuer des Grünen Phönix. »Was hat dich hierhergeführt, Schwester? Und was hat dich beinah das Leben gekostet?«
    Konnte sie ihm vertrauen,? Konnte sie überhaupt einem Jünger des Grünen Phönix

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