Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
plötzlich wurde die Tür zu seinem Büro aufgestoßen, und ein aufgeregter Biotechniker mit blassem Gesicht trat ein. Der Riemenmann sah ihn fragend an. »Ja?«
    »Die Welt … das Grün …«, setzte der Mann an. »Alles verändert sich. Die Variökologie … sie löst sich auf … !«
     
    *
     
    Wärme umschmeichelte Merina DeNeuven. Doch die Kälte in ihrem Innern vermochte sie nicht zu verdrängen.
    Weit unter ihr schwebte die Variökologie dahin: nicht enden wollendes Grün, das einen ganzen Planeten überzogen hatte. Ein Teppich aus dieser Höhe, eine Welt über der Welt, unterteilt in viele einzelne Etagen, in Ökonischen und Lebenssphären. Hier hatte alles Platz. Hier gab es genug Nahrung für jeden.
    Merina öffnete ihren Gedankensinn einen Spaltbreit und lauschte. Nichts. Die Mentalpräsenzen ihrer drei Verfolger waren nicht wahrnehmbar. Vielleicht bedeutete das, daß sie weit entfernt waren. Vielleicht aber hatten sie sich auch nur abgeschirmt und waren somit psionisch unsichtbar.
    »Sieh mal!« rief Curn Sheshona.
    Er hockte unmittelbar hinter dem Kopf des Bestäubers. Es war ein großes, schmetterlingsähnliches Geschöpf mit hauchzart wirkenden, transparenten Flügeln, die sich so schnell bewegten, daß das menschliche Auge nur ein Flirren wahrnahm. Merina schob sich ein wenig aus der Tragtasche des Bestäubers heraus und blickte nach unten.
    Der grüne Teppich veränderte die Farbe.
    Erschrecken war plötzlich in ihr. Der Grüne Phönix …
    Der Bestäuber glitt tiefer. Die Flügel summten und knisterten leise, und mikroskopischer Pollenstaub in der Luft wurde durcheinandergewirbelt und mit dem Duft seiner Peripherdrüsen durchsetzt. Irgendwann, wenn der Pollenstaub in eine Vertikalströmung geriet, mochte weit unten neues Leben entstehen, das sich einreihte in die ineinandergreifende Kette der Variökologie. So entstand ein in sich geschlossener Kreislauf, stabil und ehern.
    »Wir befinden uns jetzt in einer Zone«, sagte Curn Sheshona und drehte sich zu ihr um, »in der die Variökologie noch nicht so fest ist, wie in meiner Heimat.«
    Die Bäume wuchsen nur einige Dutzend Meter hoch, und die Ebenen, die aus einem Geflecht von Ästen, Zweigen, Blättern, Kletterflechten und Luftmoosen bestanden, machten einen nicht ganz so stabilen Eindruck.
    »Ehemalige Verseuchungszonen«, erklärte Sheshona und steuerte den Bestäuber noch tiefer. »Du kannst bis zum Grund der Welt hinabblicken. Siehst du die hügelähnlichen Gebilde?« Er lachte. Fast klang es ein wenig nervös. »Überwachsene Ruinen, die noch nicht völlig aufgelöst sind. Die Pflanzen hatten immerhin nur fünf Jahre Zeit, um aus der zerstörten und heruntergekommenen Erde einen neuen, aufblühenden Planeten zu machen. Und was sind schon fünf Jahre?«
    »Verseuchungszonen?«
    »Regionen, in denen ein ökologischer Breakdown stattgefunden hat. Vor Jahren oder Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Oder Bereiche, in denen sich unter der Erde radioaktiver Müll befindet. Das Konzil ist nicht gerade zimperlich mit der Erde umgegangen.« Er lachte. »Die Zeit wird auch diese letzten Wunden heilen. Die Zeit heilt alles.« Die letzte Bemerkung war zweideutig gemeint, und Merina verstand. Curn glaubte ihr noch immer nicht. Er hielt sie nach wie vor für krank.
    »Wie weit ist es noch bis nach Ultima Thule.«
    »Oh«, machte er und schürzte die Lippen. Seine Hände berührten Knospen und Knoten am Hinterkopf des Bestäubers. Der Großschmetterling zirpte. Es klang geschmeichelt. Er gewann wieder an Höhe, und die horizontalen Luftströmungen beschleunigten seinen Flug. »Nicht mehr allzuweit. Wir haben Glück gehabt. Die Winde sind auf unserer Seite.« Er zögerte. »Willst du wirklich zu Llewellyn 709?«
    »Natürlich.« Ein wenig zu barsch. Ein wenig zu grob. Es tat ihr sofort leid.
    Sie beobachtete ihn. Er war geschickt, was die Steuerung des Bestäubers anbelangte. Es war fast so, als sei er ein Teil des Schmetterlings.
    Merina öffnete erneut ihre Mentalsinne und lauschte. Ein Hauch, ganz in ihrer Nähe. Überrascht sah sie auf. Curn Sheshona hatte sich vorgebeugt und flüsterte dem Bestäuber unverständliche Silben zu. War es möglich, daß …? Er war geschickt. Sehr geschickt. Vielleicht war es nur die große Erfahrung, die der junge Mann im Umgang mit den Geschöpfen der Variökologie gesammelt hatte. Vielleicht war es auch mehr. Möglicherweise, dachte Merina, ist er ein rezessiver Psioniker, ohne es selbst zu wissen. Fünf Jahre inmitten des

Weitere Kostenlose Bücher