Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix
Gespinst. »Es hat dich berührt und deine Haut verbrannt.«
»Aber das …« Curn eilte an andere Pflanzen, strich über Langblätter und dünne Nervenfäden. Und wieder geschah nichts.
»Sie reagieren nicht mehr.« Seine Züge drückten Fassungslosigkeit aus.
»Du hast mir nicht glauben wollen. Niemand hat mir glauben wollen. Und jetzt …jetzt ist es zu spät. Die Variökologie trägt die Sporen der Auflösung in sich. Vielleicht«, ein schrecklicher Gedanke, »kann sie nie mehr rückgängig gemacht werden.«
»Was können wir tun?« brachte Curn Sheshona hervor. »Was können wir nur tun?«
»Glaubst du mir nun?«
Er nickte. Langsam und zögernd erst. Dann nachdrücklich. »Ich … sehe es nun mit eigenen Augen.«
»Dann erinnere dich auch an das andere, was ich dir erzählt habe. An den Krieg, der nun droht. Wir müssen nach Ultima Thule.« Merina fragte sich, woher sie die Kraft nahm. »Niemand ahnt, daß der Grüne Phönix für diesen Anschlag verantwortlich ist.«
Curn schwieg und gab sich dann einen Ruck. »Ja«, sagte er. »Ja. Du hast recht. Aber … jetzt können wir nicht mehr fliegen. Jetzt müssen wir zu Fuß gehen. Und die Variökologie …«
Merina nickte. Das Grün entwickelte sich nun zu einem mächtigen, weltumspannenden Gegner.
Sie setzten sich in Bewegung. Fern, so schwach, daß es Merina fast übersehen hätte, waren die mentalen Präsenzen der drei Gedankenmörder.
Kälte war wieder in ihr. Es war nicht nur die Furcht. Es war auch die sich wieder ausbreitende Kalte Starre.
*
Nebbia, 5. Februar 2510
Piter VanLoren hatte Angst. Aber er wußte auch, daß er der einzige war, der die Aufgabe erfüllen konnte. Er war Biotechniker und Psychomechaniker. Er konnte fremde Hirne von innen untersuchen. Er konnte teilnehmen an geträumten Welten, und er hatte die nötige Erfahrung. Wenn es jemandem gelingen konnte, den Attentäter zu finden und den PSI-Detektoren zu entgehen, dann ihm.
Narda blickte auf den regungslosen Körper hinab.
»Er ist bereits viel zu lange draußen«, sagte sie besorgt. »Zwei Stunden.« Immer wieder warf sie einen Blick zur Tür. Sie blieb geschlossen. Wenn jemand eintrat und Piter in Trance sah …
»Wir müssen Geduld haben«, sagte Asen-Ger langsam. »Wir wußten von vorneherein, daß die Suche schwierig sein würde.«
Währenddessen tasteten die Gedanken VanLorens weiter. Er umging vorsichtig die Zonen aus milchigen Wirbeln. Er vermutete verborgene Fallen und Detektoren. Er setzte so wenig Kraft wie möglich ein. Seine Gedanken schwebten über kalte Felsen hinweg, berührten selbst die Giftnebel des Luftozeans. Sie fanden … nichts.
Piter VanLoren bewegte sich unruhig und schlug die Augen auf. Narda reichte ihm ein Glas Wasser und lächelte sorgenvoll.
»Nichts«, gab Piter tonlos von sich. »Einfach nichts.«
»Wie geht’s dir?« fragte Nayala.
»Ich verstehe. Ja, ich bin noch stark genug, um einen zweiten Versuch zu wagen.« Er schloß wieder die Augen.
»Warte.« Nayala trat an seine Seite. Sie zögerte. »Versuch es mit Abritten selbst. Er war immer dabei, wenn etwas geschah. Er ist ein fanatischer Biogegner. Ihm traue ich alles zu.« Narda nickte ernst.
»Er ist geschützt.« Piters Stimme klang brüchig. »Er trägt einen Sarym-Schirm bei sich. Und Detektoren.«
»Wir haben keine andere Wahl. Ich kenne das Risiko, Piter.« Nayala machte einen verlegenen Eindruck. »Und ich könnte gut verstehen, wenn du es nicht eingehen willst.«
Er sah sie an. »Ich versuche es.« Und noch bevor jemand etwas erwidern konnte, glitten seine Gedanken erneut davon. Ein unsichtbarer psionischer Hauch, vorsichtig umhertastend.
Wo hielt sich Abritten gegenwärtig auf?
Durch die Korridore des Lichthauses. Vorbei an den Gedanken anderer Planetenvertreter. Er empfing Mißtrauen, Zweifel, was den Erfolg der Konferenz anbelangte. Zweifel an dem Verhandlungswillen der irdischen Delegation. Sogar Zweifel im Denken der Abgesandten der Grünen Föderation.
Hinein in die Unterkunft Abrittens. Wände stellten kein Hindernis für ihn dar.
Dann …
Eine sich ihm langsam entgegenstemmende Kraft. Das Abwehrfeld eines Sarym-Schirms. Piter spürte Schmerz und zog sich unwillkürlich zurück. Dann versuchte er es erneut. Er hatte Erfahrungen mit den Abwehrgedanken von Stummen Treibern gemacht, die er auf Sarym psychomechanisch geheilt hatte. Er formte aus seinen Gedanken einen hauchdünnen Keil, den er vorsichtig in das Abschirmfeld hineinschob.
Keine Reaktion.
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