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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Leuchtmoosen. »Rasch«, sagte sie. »Bring uns hinauf. Er stirbt.«
    Die Ränder der Kalbung wuchsen über ihrem Kopf zusammen. Die Gedanken Suslats, übertragen von der Kalbung, streichelten sie und versicherten, der Grüne Phönix würde nicht gestört. Das rochenförmige Pflanzengeschöpf glitt hinauf, über die kalten Flanken der Gletscher hinweg, durch Eiswinde und Sturmböen, in den freien Raum. Mit den psionischen Sensoren der Kalbung sah Merina Suslat selbst: ein Organsegler, ein lebendes Raumschiff, fast zwei Kilometer lang und einen halben Kilometer breit. Platz für Tausende von Menschen, Heimstatt des Grünen Phönix und seiner Jünger.
    Silvann atmete schwer.
    Merina biß die Zähne zusammen. Es blieb ihr nicht mehr viel Zeit.
     
    *
     
    Im Innern der Tochterkalbung war Wärme, draußen war die Kälte der ewigen Nacht. Merina blickte abwechselnd in Silvanns leichenblasses Gesicht und dann in das Projektionsfeld, das von dem einen Gewebekubus des quasiintelligenten Steuerzentrums erzeugt wurde. Lyseiton schrumpfte unter ihr zusammen. Die letzten Ausläufer der Atmosphäre lagen bereits weit hinter ihr.
    »Schneller«, flüsterte Merina. »Schneller. Er stirbt …« Silvanns Atem ging sehr flach, und seine Haut war so kalt wie die Gletscher Lyseitons. Merinas Hände glitten über die braunschwarze Borke des Gewebekubus, der das Hirn der Tochterkalbung darstellte. Das Projektionsfeld direkt vor ihr flimmerte kurz. Ein anderes Bild: das tintenschwarze All, in dem Tausende von glitzernden Punkten eingebettet waren. Und, in unmittelbarer kosmischer Nähe, ein bizarres Objekt von trügerischer Schönheit und Farbenpracht. Es wirkte wie ein Vorhang aus Regenbogenfarben, der das Licht der dahinterliegenden Sterne verschluckte.
    Ein Kaiserkraftkonglomerat.
    Eine Zone aus jenen entropiezerstörenden Kräften, die die Menschheit vor fünf Jahren an den Rand des Abgrunds gebracht hatten. Damals, gerade noch rechtzeitig, waren die kosmischen Sporen aufgetaucht, hatten der Erde den Öko-Schock und der Entropiebeschleunigung Eindämmung gebracht. Doch die Drohung war noch immer da, auch wenn sie jetzt nicht mehr wuchs. Merina schauderte unwillkürlich, und sie erinnerte sich an die Weisen Worte des Grünen Phönix: Entropiebeschleunigung war und ist ein Produkt der Technik. Sie gefährdet alles Leben. Sie ist deutliches Zeichen dafür, daß nur ein Leben mit den Pflanzen und nicht gegen sie möglich ist. Damals hat uns das Erbe der Uralten das Leben gerettet. Ziehen wir die Konsequenzen daraus.
    Silvann stöhnte.
    Suslat konnte nicht mehr weit sein.
    Merina überlegte, ob sie einen zweiten Versuch unternehmen sollte, um Silvann zu helfen, doch dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie hatte zu oft geholfen, und ihre Kraft hatte sich noch nicht in dem erforderlichen Maße regeneriert. Außerdem bestand die Möglichkeit, daß sie mit ihren PSI-Sinnen die Meditation des Grünen Phönix störte, und das kam Blasphemie gleich.
    Sie spürte die Freude der Tochterkalbung, wieder heimzukehren, und gleich darauf sah sie im Projektionsfeld einen undeutlichen Schatten vor den Sternen und dem Kaiserkraftkonglomerat: ein gewaltiges, rochenförmiges Objekt, der kalten Umarmung des Vakuums ausgesetzt und doch lebendig, ein Geschöpf, dessen Heimat die Sternenräume waren – Suslat.
    »Wir sind da«, flüsterte sie Silvann zu. »Halt aus. Nur noch ein bißchen.«
    Die Tochterkalbung verschmolz mit dem Organsegler. Das Gefühl von Wärme und Geborgenheit verstärkte sich. In der Hülle der ehemaligen Tochterkalbung bildete sich nun ein Spalt Merina brachte Silvann in die Höhe und bewegte sich auf den Ausgang zu. Unwillkürlich warf sie einen letzten Blick auf das verblassende Projektionsfeld. Sie runzelte die Stirn. Für einen Augenblick hatte sie den Eindruck gehabt, einen anderen Schatten gesehen zu haben, der das Licht der dahinterliegenden Sterne verdeckte. Dann gab der Gewebekubus seine Aktivität auf, und der Eindruck verschwand.
    Silvann …
    Ein Korridor, dessen Wände aus trüb leuchtendem Pflanzenmaterial bestand, wie eine Vene im Kreislaufsystem eines Riesen. Merina wagte es nicht, nach den Helfern zu rufen. Jedwede PSI-Aktivität mochte den Grünen Phönix stören, und seine Meditationen waren überaus wichtig. Merina schleppte Silvann durch den Korridor dem Traum- und Regenerierzentrum entgegen. Durch andere kleinere Gänge und Korridore, immer umgeben vom matten Schein und angenehmer Wärme. Schließlich gelangte

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