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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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verdüsterte sich wieder. »Vielleicht bemerkt er nicht, wenn sich Schiffe nähern. Vielleicht …«
    Merina lachte. »Du warst schon immer ein Skeptiker, Silvann komm weiter.«
    Sie stiegen über Wrackteile hinweg. Die Tragorchidee folgte ihnen. Sie war außerordentlich flink. »Was interessiert dich denn hier?«
    Merina blieb einen Augenblick stehen und legte den Kopf auf die Seite. »Ich weiß nicht«, sagte sie langsam. »Aber mir ist, als …«
    Eine ferne Stimme. Ein Hauch an ihren Gedanken. Einbildung … oder mehr?
    »Vielleicht hat es Überlebende gegeben.«
    »Zehn Kilometer von hier entfernt liegt eine Stadt. Dort wird unsere Hilfe dringender benötigt. Wir haben noch genug Samen bei uns, um Brotbäume zu pflanzen, und wir sind stark genug, ihr Wachstum zu beschleunigen. Das ist wichtiger, Schwester.«
    Ein breiter Spalt in der Außenhülle eines Schiffes. Deutlich waren die Stellen zu erkennen, an der zwei alte Protopplatten mit einer neuen verbunden worden waren. Dieses Schiff war nur ein Provisorium gewesen, als es noch die Sternenräume durcheilt hatte. Jetzt war es ein stählerner Leichnam. Stille empfing sie im Innern. Merina richtete einen kurzen Bittgedanken an die Tragorchidee. Pollenstaub trieb dahin und leuchtete auf. Dämmerung. Und Chaos.
    »Hier kann niemand überlebt haben«, sagte Silvann unruhig. Er fühlte sich im Innern des Wracks alles andere als wohl. Hier waren keine warmen Pflanzenwände. Hier war alles kalt. Technik.
    »Es war ein Treiberschiff«, sagte Merina überzeugt. »Eine Notkonstruktion. Ersatzteile sind rar. Sie mußten improvisieren.« Sie drangen weiter ins Schiffsinnere vor. An manchen Stellen glühten sogar noch die Fluoreszenzplatten. Merina lauschte dem Hauch. Er war mal deutlicher, dann wieder so fern, daß sie ihn kaum wahrnehmen konnte. Ein sterbendes Bewußtsein?
    Der Korridor war ein verzerrtes, verwinkeltes Etwas. Gezackte Trümmerfragmente versperrten ihnen den Weg. Sie kamen jetzt nur noch langsam voran. Bald darauf stießen sie auf den ersten Toten.
    Merina beugte sich nieder und legte die Hand auf die kalte Stirn.
    »Es ist zwei oder drei Wochen her«, sagte sie leise, und ihre Stimme klang von den Wänden dumpf wider. »Nicht mehr.« Sie berührte die silberne Halskette und deutete kann auf das Triadische Monochord. »Ein Treiber. Vielleicht sogar ein Terranaut. Ich möchte wissen, was hier geschehen ist.«
    Silvann brummte etwas Unverständliches und sagte dann: »Eine unabhängige Loge vielleicht, die zufällig in die Auseinandersetzung um Syseiton geraten ist.«
    Sie schritten weiter, kletterten über Hindernisse hinweg, räumten beiseite, was nicht umgangen werden konnte. Glasiertes Protop. Zerfetzter und verdampfter Stahl, der sich als grauer Belag auf den Trümmern niedergeschlagen hatte und erstarrt war. Sie stießen auf weitere Tot. Es handelte sich fast ausschließlich um Einwohner von Lyseitons. »Sie haben versucht zu bergen, was noch verwertbar war.« Merina deutete auf die entstellten Gesichter. »Lepra, Pest, Fäule, Schleichgift. Die Krankheiten haben sie erledigt.«
    »Der Grüne Phönix hat recht«, murmelte Silvann. »Wir müssen zu Zerstörern werden und das Alte hinwegfegen.«
    »Noch ist es nicht soweit.« Merina stieg über zwei weitere Tote hinweg und lauschte immer wieder nach dem Flüstern nahe ihren Gedanken. »Wir sind viele. Aber wir sind noch nicht genug.« Sie wechselte in einen Korridor, der erstaunlicherweise nahezu unbeschädigt war. Das Schott am Ende des Ganges klemmte, aber als sich die Dornwurzeln der Tragorchidee im Protop verankerten und zogen und zerrten, öffnete es sich knirschend. Jemand stöhnte. Merina sah sich rasch um und entdeckte die Gestalt. Mit einigen raschen Schritten war sie an seiner Seite. Ein Treiber.
    Die Augen waren gerötet. Pusteln und Geschwüre bedeckten seine Haut. Die Lippen waren spröde.
    »Ich habe es gespürt«, flüsterte Merina. Sie blickte in die Augen des Sterbenden. Er versuchte zu sprechen, doch er brachte keinen Laut hervor.
    »Versuch es«, sagte Silvann, und Merina nickt rasch. Sie winkte die Tragorchidee heran. Dünne Saugdorne bohrten sich schmerzlos in die Hand des Treibers. Sein Atem ging allmählich ruhiger. Merina legte ihm beide Hände auf den Kopf und schloß die Augen. Ihr Geist tauchte hinab in die Tiefen ihres mentalen Ozeans. Sie schöpfte Kraft, formte Wasser, das kein Wasser war, und lenkte die Energie in den Geist des Fremden. Sein Bewußtsein war nur noch eine

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