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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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heran. Betäubt wie von vielen Bissen fermentierter Huftierleber nahm Sayrin in der Muschel Platz und wurde schnell über die graue, glatte Fläche getragen.
    Der Mond am Himmel verschwand nicht.
    Calhari besaß keinen Mond. Nur die grüne und die violette Sonne. Aber der Mond war da, und er wirkte so, als hätte es ihn immer gegeben.

V
    Für den Organsegler war der Weltraum das Lebensmedium.
    Er war für den Raum geboren, für die Kälte und das Vakuum, für die Sonnen und interstellaren Gaswolken, für das Geprassel der kosmischen Strahlung und für die endlosen Lichtjahre zwischen den einsamen, verstreuten Planetensystemen.
    Der Organsegler war braun und borkig, ein Titanenrochen aus den Brutkammern Saryms, fast hundert Meter lang und achtzig Meter breit und halb so dick.
    Er war weder Pflanze, noch Tier, aber er lebte.
    Der Organsegler führte eine heitere, kindliche Existenz fern von Gut und Böse, und er mochte die Menschen, weil sie gemeinsam mit ihm von Stern zu Stern sprangen und so wie er immer weiter hinausgreifen wollten.
    In Weltraumtiefen, die noch kein Auge zuvor erblickt hatte.
    Claude Farrell lag im Bauch des Organseglers und ließ sich von dem semi-organischen Raumschiff ein Bild der stellaren Umgebung in die Gedanken projizieren.
    Dort war er – der Doppelstern.
    Eine grüne und eine violette Sonne. Über dreitausendfünfhundert Lichtjahre von der Erde entfernt.
    Einer Erde, die nach dem Fall der Manags und der Zerschlagung der Konzerne ein weitaus ruhigerer und glücklicherer Planet war als jemals zuvor.
    Der Öko-Schock, vom Alten Wald initiiert, von Morgenstern und Scanner Cloud durchgeführt und von David terGorden abgeschlossen, hatte das Bild der Erde mehr gewandelt als die großen Klimaveränderungen Ende des zwanzigsten und Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
    Genetisch veränderte Pflanzen hatten viele Funktionen der Technik übernommen. So, wie die Organsegler immer mehr die alten Treiberraumschiffe aus Stahl, Kunststoff und Protop verdrängten, verdrängten komplexe Florasysteme die hergebrachten planetaren Transport- und Telekommunikationsmittel, veränderten Wohnen, Freizeit, Bildung, Landwirtschaft, das gesamte soziale und kulturelle Umfeld.
    Hinzu kamen die politischen Veränderungen. Basisdemokratische Entscheidungsprozesse hatten das autokratische, hierarchische Regierungssystem der Konzern-Ära ersetzt, Arbeiter-Selbstverwaltung das Wirtschaftsleben revolutioniert.
    Farrell lächelte schwach, während vor seinem inneren Auge das Mentalbild des Doppelsternsystems und die Erinnerungen an die grüne Erde miteinander kämpften.
    Die Erde war erst der Anfang.
    Der Öko-Schock, die soziokulturellen und die politischen Veränderungen mußten sämtliche von Menschen besiedelte Welten erfassen.
    »Überlaß das Philosophieren klügeren Köpfen, Claude«, ertönte Torman Biens stets mürrisch klingende Stimme. »Wie wäre es mit einem würzigen Zigarillo für einen mittellosen Tabaksüchtigen?«
    Claude Farrell öffnete die Augen.
    Bien war ein schlaksiger Bursche mit einem tranigen Gesichtsausdruck. Das graue Haar war zerzaust und vermittelte den Eindruck, als wäre Bien soeben erst nach einer durchzechten Nacht dem Bett entstiegen.
    »Wenn ich dich anschaue«, knurrte Farrell, »überkommt mich stets das kalte Grausen. Du bist eine Schande für die gesamte Treiber-Zunft. Was sollen unsere Fans auf tausend Planeten von uns denken, wenn wir zwielichtige Gestalten wie dich an unserer Brust nähren?«
    »Das ist mir vollkommen sternschnuppenegal«, erwiderte Bien gereizt. »Ein Himmelsfahrtskommando wie dies und dann noch ohne Service – das ist allein Grund genug für einen unbefristeten Warnstreik. Was ist nun mit dem Zigarillo?«
    »Das ist das reinste Gift für dich«, warnte Farrell. »Ich in deinem Alter hätte niemals …«
    »Kometenscheiße«, fluchte Bien. »Her damit oder ich kündige. Dann können die Terranauten ohnehin den Laden dicht machen.«
    Farrell seufzte, griff in seine Brusttasche und holte zwei der pechschwarzen, selbstgewickelten Zigarillos hervor, die nicht unbeteiligt an seinem Ruhm innerhalb der Terranauten-Bewegung waren.
    »Ah«, machte Tormar Bien und paffte eine Rauchwolke gegen die borkige, graugrüne Decke der Steuerzentrale.
    Die Zentrale war eine eiförmige Höhlung im Leib des Organseglers. Knotenpunkt des semi-organischen Nervensystems, in das sich die Treiber psionisch einschalten und so mit dem Segler kommunizieren konnten.
    »Nun, was hältst

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